Ebersberger Planspiele:Sanieren und kassieren

Lesezeit: 2 min

Dass große Projekte auch mitten in der Stadt möglich sind, zeigt das 2013 eröffnete Ebersberger Einkaufszentrum, hier ein Bild von der Baustelle. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Stadt beschließt neue Richtlinien für die Innenverdichtung. Damit könnte es mehr Geld von der Städtebauförderung geben, etwa für die seit Jahren geplante Umgestaltung des Marienplatzes

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Altstadt Ebersbergs ist ein Sanierungsfall - und das ist gut so. Was auf den ersten Blick dramatisch klingt, könnte nämlich eine echte Entlastung für die Stadtkasse bedeuten. Denn die Sanierung betrifft nicht die Instandsetzung maroder Bauten sondern die Belebung innerstädtischer Areale. Findet diese in von der Stadt definierten sogenannten "Sanierungsgebieten" statt, stellt die Städtebauförderung üppige Zuschüsse in Aussicht: Bis zu 80 Prozent der Kosten könnten aus Fördermitteln stammen. Weitere Voraussetzung ist allerdings, dass sich eine Kommune verpflichtet, "vorrangig Innenentwicklung zu betreiben", also auf die Ausweisung von neuen Gebieten am Stadtrand möglichst zu verzichten.

Wie Bauamtsleiter Christian Stöhr kürzlich im Technischen Ausschusses erklärte, werden die "Revitalisierung" innerörtlicher Bausubstanz und innerörtlicher Brachflächen von der Städtebauförderung unterstützt. Normalerweise liege der Fördersatz bei 60 Prozent, verpflichtet sich die Stadt konsequent zum Grundsatz "Innen vor Außen" könne der Satz um weitere 20 Punkte gesteigert werden. In Ebersberg gebe es dafür ohnehin bereits gute Voraussetzungen, so Stöhr. Zwar habe der Stadtrat noch keinen offiziellen sogenannten "Selbstbindungsbeschluss" zur Innenverdichtung gefällt - aber man handele bereits seit Jahren danach.

Stöhr verwies auf den Bebauungsplan für das ehemalige Gelände des Roten Kreuzes. Nach deren Auszug ins neue Haus an der Straße Zur Gass wurde das alte Grundstück an der Haggenmillerstraße für mehrstöckige Häuser mit insgesamt 35 Wohnungen überplant. Gut drei mal so viele neue Wohnungen könnten in einigen Jahren auf dem Grundstück südlich der Kreisklinik an der Münchner Straße entstehen. Das Krankenhaus plant auf der bislang als Parkplatz und als Standort für Bürocontainer genutzten Fläche Mitarbeiterwohnungen bauen zu lassen.

Außerdem hat die Stadt eine Nachverdichtungsstudie erstellen lassen. Diese betrifft das bisher hauptsächlich mit Doppel- und Reihenhäusern bestandene Gebiet im Anschluss an die geplanten Klinikwohnungen zwischen Münchner und Dr.-Wintrich-Straße bis zur Realschule. Außerdem wurde in der Studie untersucht, wo und wie sich ein drittes Wohnhochhaus südlich der Dr.-Wintrich-Straße anordnen lässt. Ebenfalls Potenzial habe das Hölzerbräugelände, so Stöhr. Dort plant der neue Eigentümer zusätzlichen Wohnraum.

Auch das vor zehn Jahren verabschiedete Stadtentwicklungskonzept ISEK habe die vorrangige Innenraumverdichtung zum Ziel. Konkret sollen innerstädtische "un- und untergenutzte Flächen" entwickelt werden. Wie so etwas aussieht, könne man am Einkaufszentrum sehen, so Stöhr. Dieses war 2013 eröffnet worden, zuvor war die Altstadtpassage tatsächlich weitgehend ungenutzt. Um den Erfolg nicht zu gefährden, müsse die Stadt darauf achten, dass künftig "mit der Innenstadt konkurrierende Neuansiedlungen (...) vermieden werden". Was wiederum bedeutet, dass für neue Gewerbeflächen künftig weiter in der Innenstadt verdichtet werden soll.

Weise die Stadt dennoch neue Baugebiete aus, sei "auf "flächensparende Siedlungskonzepte" zu achten. Also "genau das, was wir im Westen machen wollen", sagte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Gemeint ist das Wohngebiet Friedenseiche VIII, wo demnächst 75 Wohneinheiten in Reihenhäusern und Geschosswohnungsbau entstehen sollen. Langfristig könnten im Westen der Kreisstadt auf rund vier Hektar in einigen Jahren bis zu 500 Menschen wohnen.

Alles in allem ändere sich durch den Beschluss, den die Städtebauförderung für ihr neues Programm fordert, nichts - außer eben, dass die Stadt mehr Geld erhalten könnte. Was die Ausschussmitglieder wohl ebenso sahen, der Antrag der Verwaltung wurde ohne Debatte und ohne Gegenstimmen angenommen.

Richtig lohnen könnte sich dies für Ebersberg, wenn in einigen Jahren tatsächlich mit dem Umbau des Marienplatzes begonnen würde. Zwar läuft dafür gerade erst die Entwurfsplanung an, weshalb es noch keine verlässlichen Kostenberechnungen dazu gibt. Als Platzhalter steht seit Jahren die Schätzsumme von zwei Millionen Euro in den Finanzplänen, inflationsbereinigt kann man inzwischen vom Doppelten ausgehen - mindestens. Da kämen 80 Prozent Zuschuss von der Städtebauförderung sicher nicht ungelegen.

© SZ vom 26.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: