"Geld ist weder positiv noch negativ, sondern das, was ich daraus mache", sagt Josefine Deml. Die 48-Jährige findet es so wichtig, über Geld zu sprechen, dass sie ihre Künstleragentur "Oberwasser" nun um das Standbein Geld-Coaching erweitern möchte. "Es ist mir ein Anliegen, Frauen zu coachen, damit sie ihre eigenen Bedürfnisse nicht hinten anstellen", so Deml. Natürlich dürften sich auch Männer bei Deml melden. Doch besonders Frauen sind es, die sich beim Thema Geld oft weniger zutrauen. "Ich will ihnen klar machen, dass die Börse nicht kompliziert ist und dass es nicht ausreicht, wenn der Mann sich um die Finanzen kümmert", sagt Deml. Von Herbst an bietet sie deshalb ein Geld-Coaching in Ebersberg an.
Die Idee, ihre Agentur neu aufzubauen, kam der Mutter eines zehnjährigen Sohnes in den vergangenen Monaten. "Ich habe festgestellt, dass es in meinem Umfeld - auch bei den Künstlern - schnell knirscht, wenn es um's Geld geht." Deml zufolge quälten sich viele so sehr mit dem Thema Geld und fragten sich, wie es leichter gehen könne. Sie wiederum interessiert das Thema, sie wollte mehr darüber lernen. Im Corona-Sommer 2020 hatte die Agenturinhaberin dann Zeit, selbst an einem Geld-Coaching teilzunehmen. Das wertvolle Wissen über den eigenen Umgang mit und den Bezug zum Geld sowie auch die eigenen Geld-Glaubenssätze wollte sie schließlich weitergeben. Und so war die Idee für eine Neuausrichtung ihrer Agentur geboren. "Nun will ich nicht mehr nur Künstler und Kabarettisten vermitteln, sondern vor allem auch Begeisterung. Denn ich glaube, das können die Leute jetzt wirklich gebrauchen", sagt Deml.
Lässig gekleidet in Jeans und einem Pullover empfängt die Inhaberin der Agentur "Oberwasser" in ihrem Zuhause - ihrem neuen, alten Domizil. Hier wuchs sie auf. Doch mit 30 Jahren ging sie nach München, da es ihr in ihrer Heimat Ebersberg zu eng wurde. Als Demls Sohn sich dann vor einigen Jahren nichts sehnlicher wünschte, als raus aufs Land, nach Ebersberg zu ziehen, brachte das Deml und ihren Mann zum Nachdenken. Noch vor Beginn der Pandemie fiel die Entscheidung, in Demls Elternhaus auf den Hang hinter dem Klostersee zu ziehen. Vor drei Wochen war es dann so weit.
Dass die erste Bauphase zugleich in den Zeitraum fiel, in dem Deml selbst in Sachen Geld gecoacht wurde, habe vieles leichter gemacht. "Wir hatten schon die eine oder andere Schwierigkeit beim Umbau." Der Architekt habe gewechselt und auch über die Finanzierung müsse man sich natürlich Gedanken machen. Doch letztendlich zogen sie, ihr Mann und ihr Sohn genau zum Wunschtermin ein. Deml ist sich sicher, dass ihre positive Einstellung zum Geld sowie die Entscheidung für hochwertige Produkte und professionelle Handwerker die Umbauarbeiten zu einem Erfolg werden ließen.
Genau diese Philosophie möchte sie ihren Klienten nun mitgeben. "Wenn jemand von vornherein sagt, ,Das ist ja klar, dass mir das wieder passiert' oder auch ,Geld verdirbt den Charakter', dann sind das falsche Glaubenssätze", so Deml. Vielmehr sehe sie Geld als eine Wertschätzung. "Je mehr ich jemandem zahle, desto höher schätze ich ihn." Das sei auch der Grund, warum sie nie versuche, Handwerker oder andere Dienstleister zu prellen. Darüberhinaus ist sie überzeugt, dass die Beziehung zum Geld ihren Ursprung in der eigenen Kindheit nimmt.
Über ihre Kindheit erzählt Deml viel Gutes. Noch weit vor ihrer Zeit, 1921, habe ihr Großvater den Hof am Klostersee gekauft. Um den ehemaligen Bauernhof herum habe er einst Tabak angebaut, schließlich wurde am Hof Limonade hergestellt. Als Deml ein Mädchen war, diente das Haus zeitweise sogar als Unterkunft für Schüler des Goethe-Instituts. Deml beschreibt ihre Eltern als sehr großzügig. Der Vater habe sogar einmal einen schönen, alten Bauernschrank verschenkt. Als Kind habe sie das sprachlos gemacht.
Neben der Großzügigkeit habe sie von Klein an gelernt, auf sich zu schauen und für sich vorzusorgen. Sie ist sich sicher, dass diese positive Einstellung zum Geld irgendwann im Leben Früchte trage. "Wenn man sich damit beschäftigt, kann man viel Erfolg haben."
Genau hundert Jahre nachdem der Großvater den Hof kaufte, in dem sie nun lebt, hat Deml für ihr Elternhaus noch eine weitere Zukunftsvision, die nach und nach Formen annimmt. Der mittlere Teil des Hofes soll in einen Coworking-Space umgebaut werden. Ziel ist, dass etwa drei Menschen in den hellen Räumlichkeiten arbeiten und sich gegenseitig Austausch und Unterstützung bieten. "Ich selbst habe lange mit anderen Selbstständigen in einem Coworking-Space gearbeitet und das sehr genossen", sagt Deml. "Besonders gefallen hat mir, dass oft zusammen Mittag gegessen wurde." So stellt sie es sich auch in Ebersberg vor und schließt dabei das ein oder andere Essen an ihrem eigenen Esstisch nicht aus.
Während nun auf Demls Agenda erst einmal steht, Frauen, aber natürlich auch Männer, im Bereich Geld zu coachen, hat die umtriebige 48-Jährige schon eine weitere Vision. "Gerne wäre ich eine Mentorin für Mittelschüler, die ich zum Beispiel im Bewerbungsprozess begleiten könnte." Wie auch ihren Klienten würde sie ihnen mitgeben: Probier Dich aus und glaub an Dich. "Denn am Ende ist Geld eben doch nicht mehr und nicht weniger als das, was man daraus macht."