Ebersberger Kreisklinik:Tonnenschwere Maßarbeit

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Nach mehreren Stunden Warten hängt der erste Container am Kran. Zusammen mit 53 anderen wird daraus bis zum Samstag der neue Interims-Bau entstehen. (Foto: Christian Endt)

Seit Montag wird der neue Containerbau an der Kreisklinik aufgestellt - schon am Samstag sollen alle fünf Stockwerke fertig sein. Dass nicht alles ganz reibungslos läuft, sehen die Beteiligten gelassen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Das Erdgeschoss steht schon, zumindest ein Teil davon. Auf dem Platz vor der Kreisklinik ist bereits ein Gerüst aus Stahlträgern zu sehen. Darin wird einmal der unterste Absatz des künftigen Treppenhauses des Interims-Bettenbaus der Kreisklinik entstehen. Der Rest des fünfstöckigen Gebäudes ist noch unterwegs, 54 Container werden es einmal sein, aus denen das bereits auf den Namen Pfarrer-Guggetzer-Bau getaufte Bettenhaus besteht.

Nötig wird es, weil der alte Bettenbau der Klinik in den kommenden zwei Jahren generalsaniert wird. Da dies mit einem leeren Gebäude deutlich einfacher und vor allem schneller geht, werden die Patientenzimmer bis 2018 in dem Provisorium untergebracht. Genau eine Woche soll es dauern, bis dieses steht, schon an diesem Samstag soll der letzte Container aufgesetzt werden. Die meiste Arbeit sei ohnehin in den vergangenen zwei Wochen passiert, sagt Bernd Huber, Ingenieur und Technischer Leiter der Kreisklinik.

Denn seit Mitte August wurde nicht nur der Vorplatz der Klinik abgeräumt und für die Container vorbereitet, sondern vor allem ein neues Fundament gelegt und zwar in der ehemaligen Tiefgarage unter dem Klinikvorplatz. Wo früher die Autos parkten, "ist jetzt eine einzige Verstärkung". Hier wurden in den vergangenen vierzehn Tagen zahlreiche Mauern hochgezogen, um das Gewicht der Container zu tragen.

Bis diese dann an Ort und Stelle sind, dauert es aber noch. Eigentlich sollten die Container bereits gegen Montagmittag aufgestellt werden, doch bis der Kran einsatzbereit ist, braucht es länger als gedacht. Für Helmut Geier und Markus Pabst ist das alles kein Grund, nervös zu werden, noch ist alles Routine. Geier ist zuständig für den Aufbau des Containerbaus, Pabst organisiert den Schwertransport. "Auf einer Baustelle läuft es nie reibungslos, das ist absoluter Alltag", sagt Pabst in breitem Nürnbergerisch. Die ersten beiden Sattelschlepper sind da bereits eingetroffen, sie warten in der Lastwagenparkbucht vor Ebersberg, bis der Kran bereit ist und bis dessen Versorgungsfahrzeuge die Straße geräumt haben.

Gut eine Stunde vergeht, dann ist der Weg frei. Pabst steigt sofort in seinen Transporter mit der Aufschrift "Schwertransportbegleitung" und macht sich auf, den ersten Sattelschlepper in die Stadt zu lotsen. Aber zuerst muss er zusammen mit der Polizei versuchen, den Verkehr aus der Münchner und der Pleininger Straße herauszuhalten. Einige Zeit vergeht, bis der Sattelschlepper mit dem Container in Position fahren kann, denn immer wieder versuchen Autofahrer, sich zwischen Schwertransport und Polizeiauto durchzudrängeln. Schließlich, als es auch der letzte begriffen hat, dass gerade kein Durchkommen ist, kann das Entladen beginnen.

Dazu ist zunächst einiges an Rangiererei nötig. Denn weil der 24 Meter lange und vier Meter breite Laster in der engen Pleiningerstraße nicht wenden kann, muss er rückwärts einfahren. Zentimeter für Zentimeter schiebt sich also der riesige Sattelschlepper rückwärts in Richtung Krankenhaus, Schritt für Schritt dirigiert von Markus Pabst mit seinem Funkgerät: "jetzt rechts einschlagen, jetzt geradeaus, jetzt ein bisschen links", endlich steht der Lastwagen mit seiner 22 Tonnen schweren Fracht am Ziel.

Auf der Stelle klettern mehrere Bauarbeiter auf den Container und montieren die Ösen, an denen wiederum die Trossen des Krans montiert werden. Andere befreien den Container von seiner Verpackung, schließlich hebt er sich in die Luft. Das Einpassen ist Maßarbeit. Stückchen für Stückchen senkt sich das schwere Teil auf seinen Platz - und schwebt dabei nur wenige Zentimeter neben der Glasfassade des Krankenhauses. Das hat auch seinen Grund, sagt Bernd Huber, denn der Container wird einmal das Herzstück des neuen Gebäudes werden, von hier gibt es die Verbindung in den Altbau und von hier wird auch der Rest des Containerbaus erschlossen werden.

"Das ist schon der Wahnsinn", sagt Karl Weinheimer, aber er meint es nicht anerkennend. Denn Weinheimer wohnt direkt gegenüber der Baustelle, und er ist darüber alles andere als erfreut. "Der Krach von sechs Uhr in der Früh bis abends um acht", seit Wochen gehe das schon so. Und der Lärm sei noch nicht einmal das Schlimmste, die Lastwagen und Baumaschinen blockierten sowohl seine Einfahrt als auch beide Gehwege in der Pleiningerstraße. "Da kommen Eltern mit Kinderwagen oder Leute im Rollstuhl und die müssen dann auf der Straße zwischen den Lastern durch", ärgert sich Weinheimer.

Klinikchef Stefan Huber versucht zu vermitteln. Es sei mit den Baufirmen abgemacht, dass wenigstens ein Gehsteig, der vor Weinheimers Haus, frei bleiben soll. Ansonsten bittet der Klinikchef um etwas Geduld, schließlich soll der Containerbau ja bis zum Wochenende bereits fertig sein. "Wenn wir jeden Bauabschnitt in einer Woche machen könnten, das wäre doch ein Traum."

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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