Ebersberger Innenstadt:Es muss etwas geschehen

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Besonders in den Herbst- und Wintermonaten, das Foto wurde vergangenen Januar aufgenommen, ist es an eingen Stellen am Ebersberger Marienplatz oft ziemlich schummrig. Nun sollen neue Lampen aufgestellt werden. (Foto: Christian Endt)

Der Ebersberger Marienplatz soll ein bisschen umgebaut werden - sonst könnte es teuer werden für die Stadt

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Den Ebersbergern soll schon bald ein Licht aufgehen - zumindest wenn sie nächtens über den Marienplatz spazieren. Der Technische Ausschuss des Stadtrates hat jetzt dem Einbau neuer Lampen an der Südseite des Platzes grundsätzlich zugestimmt. Auch ein neuer Pflasterbelag könnte im Bereich zwischen Sparkasse und Friseurladen aufgebracht werden. Beide Maßnahmen gehören zum Umgestaltungskonzept, welches 2015 aus einem Wettbewerb hervorgegangen war. Dieser ist auch der Grund, warum nun zumindest ein Teil des Platzes umgebaut wird.

Dass man mit dem Ebersberger Zentrum irgendetwas machen muss, gilt in der Stadt als weitgehend unumstritten - und dies schon seit geraumer Zeit. Bereits in den 1970ern machten sich die damaligen Stadträte darüber Gedanken, wie sich der Marienplatz attraktiver gestalten lassen könnte. Großes Manko ist indes, dass mitten durch den Platz die Staatsstraße verläuft, und selbst falls es eines Tages gelingt, den Durchgangsverkehr zu entfernen, wird im Zentrum keine reine Fußgängerzone entstehen können. Zumindest aber einen verkehrsberuhigten Bereich könnte man schaffen, so das Siegerkonzept des Architekturbüros Molenaar aus dem Jahr 2015. Dazu gibt es einen Entwurf für eine geänderte Verkehrsführung, bei welcher die Lastwagen den Marktplatz umfahren sollen, bei den zuständigen Verkehrsbehörden ist die Stadt damit bislang indes noch nicht durchgedrungen.

Ob das irgendwann gelingt, ob sogar die Staatsstraße verlegt wird, ist völlig offen, sicher ist aber, dass dies noch ein paar Jahre dauern wird. Doch, wie nun im technischen Ausschuss zu erfahren war, so viel Zeit hat man bei der Stadt unter Umständen nicht. Denn sowohl die Kosten für den Wettbewerb 2015 als auch für die vom Stadtrat im vorvergangenen Jahr beschlossene Fortsetzung der Planung sind zu 60 Prozent von der Städtebauförderung übernommen worden. Vor sechs Jahren wurden 50 000 Euro ausgegeben, die 2019 beauftragte Entwurfsplanung wurde damals mit rund 100 000 Euro kalkuliert, insgesamt hat die Stadt Ebersberg also um die 90 000 Euro Fördergeld erhalten.

Mittlerweile gebe es "einen gewissen Druck der Regierung", so Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos), mit den geplanten Maßnahmen zu beginnen. Andernfalls könnte Geld zurückgefordert werden. Derzeit gebe es zudem noch das Förderprogramm "Lebendige Zentren", daraus wären Mittel für den Marktplatzumbau verfügbar. Wenn man in Ebersberg aber zu lange warte, könnte das Programm auslaufen und damit keine Förderung für den Umbau selbst mehr zur Verfügung stehen.

Die Verwaltung schlug daher vor, als ersten Schritt eben den Bereich südlich der Staatsstraße gemäß dem Konzept aus dem Wettbewerb umzugestalten. Wie Planerin Claudia Weber-Molenaar im Ausschuss erläuterte, sei dies in dem betreffenden Abschnitt gut möglich, ohne dass man etwas baue, was nach einer späteren Verlegung der Staatsstraße dann wieder rückgebaut werden müsse - mit einer Ausnahme: Die abgesenkten Bordsteine hätten die zuständigen Verkehrsbehörden bereits abgelehnt. Ansonsten könne im südlichen Bereich sowohl die für den gesamten Marienplatz geplante Pflasterung aufgebracht als auch die ersten der neuen LED-Lampen installiert werden. Denn im Konzept ist vorgesehen, statt klassischer Laternen, die nur um diese herum beleuchten, sogenannte Lichtstelen aufzustellen. So entstünde eine Art flächige, indirekte Beleuchtung über den gesamten Platz. Wie diese wirke, könne man in dem kleinen Areal im Süden gut ausprobieren.

Auch ohne den Zeitdruck durch die Regierung sei es sinnvoll, südlich der Straße eine bessere Beleuchtung aufzustellen, sagte Gerd Otter (Pro Ebersberg): "Ab November ist es da gruselig am Abend", als Fußgänger sehe man nahezu gar nichts. Laut Verwaltung gibt es auch entsprechende Beschwerden der Geschäftsleute über die Beleuchtung.

Ob man auch gleich die Pflasterung machen müsse und ob der erste Abschnitt der Umgestaltung nicht anderswo, etwa im Stadtgarten liegen sollte, sei aber noch zu diskutieren, so Otter. Genau wie die von den Planern vorgeschlagene großflächige Pflasterung des Marienplatzes, sagte Toni Ried (FW). "Mir ist es zu wenig Schatten." Zwar sieht die aktuelle Planung entgegen der ersten Version einige Bäume in der Mittes Platzes vor, die derzeit dort stehenden Linden würden aber auf jeden Fall umgesägt. "Das hat ja auch schon viele Diskussionen in der Bevölkerung ausgelöst", so Ried, tatsächlich hatte es nach Bekanntgabe der Pläne eine Unterschriftenaktion gegen die innerstädtischen Baumfällungen gegeben. Auch vor diesem Hintergrund sei es gut, wenn man den Platz "nicht auf einmal, sondern Schritt für Schritt umbaut". Man sehe so, "was funktioniert" und für die Stadtkasse sei es auch besser.

In die gleiche Kerbe schlug auch Susanne Schmidberger (Grüne): "Wir wünschen uns, dass der Platz grüner wird. Diese riesige versiegelte Fläche ist nicht mehr zeitgemäß." Stefan Mühlfenzl (SPD) empfahl den transmontanen Blick: "Viele Städte in Norditalien machen es uns vor, wie man Plätze mit grünen Inseln aufwertet." Dafür sehe er bei dem Ebersberger Konzept durchaus noch Potenzial: "Es ist ja nicht in Stein - in dem Falle Granit - gemeißelt."

Auf jeden Fall richtig sei aber, dass man sicher nicht so lange warten könne, bis die Staatsstraße weg ist. "Die Aufenthaltsqualität muss gesteigert werden." Andererseits müsse man auch an die "haushaltspolitische Verantwortung" denken, im Finanzausschuss werde man darüber noch diskutieren. Dank der 60-Prozent Förderung und der schrittweisen Sanierung sei eine Umsetzung aber wohl verantwortbar. An welcher Stelle man anfange, solle man aber ebenfalls noch diskutieren, auch Mühlfenzl schlug den Stadtgarten als ersten Schritt vor. Die Ecke Schlossplatz und Stadtgarten favorisiert man bei der CSU ebenfalls. "Wir sind grundsätzlich dafür, dass man bald in die Umsetzung kommt," so Alexander Gressierer, "aber ich bin mir nicht sicher, ob der relativ kleine Streifen eine große optische Wirkung hat."

Beschlossen wurde, dass sich das Gremium grundsätzlich für einen Beginn der Umbauten ausspricht, in der kommenden Sitzung soll dann vorgestellt werden, was und wo gebaut wird. Der Bereich im Norden wird laut Verwaltung ebenfalls geprüft, allerdings sei das Bauen dort nicht ganz einfach, sagte Proske: "Die große Unbekannte ist die Archäologie, wenn man da was aufgräbt muss man damit rechnen, dass man auch was ausgräbt."

© SZ vom 17.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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