Ebersberg:Zweite Chance

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"Rambo" hat zwar ein freundliches Wesen, doch an der Erziehung mangelt es. Deshalb ist unwahrscheinlich, dass er noch einmal ein neues Zuhause findet. (Foto: Christian Endt)

Entlaufene und gerettete Tiere werden in der Ebersberger Tierauffangstation gepflegt und weitervermittelt. Die offizielle Einweihung findet am Wochenende statt, dann können sich Interessierte das Haus und seine Bewohner ansehen

Von Lea Weinberg, Ebersberg

Beim Betreten eines Tierheimes schlägt einem in den meisten Fällen ein gewisser unangenehmer Geruch entgegen. Die Spuren der vielen Tiere, die mehr oder weniger lang ihre Zeit fristen mussten, bis sich jemand in ihre traurigen Tieräuglein verliebt, sind im Normalfall überall zu erkennen. Anders sieht es jedoch in der neuen Tierauffangstation in Ebersberg aus, wo Leiterin Evelyn Bauer die interessierten Mitglieder des Ebersberger Ortsverbands der Grünen durch das neue Haus führt. Die Besucher zeigen sich sehr erstaunt darüber, wie sauber und ordentlich die Tierauffangstation ist. Beim Betreten der Auffangstation fällt auf, wie modern auch die Einrichtung gehalten ist. "Das kann nicht versifft sein", erklärt Evelyn Bauer, "das finde ich ganz schlimm."

So habe sie einen strukturierten Putzplan entworfen. Montags werde alles desinfiziert, eine Putzkraft reinige dreimal in der Woche die Räume. Die Auffangstation beschäftigt neben vier bis fünf Ehrenamtlichen auch eine Vollzeit-Tierpflegerin. Heike Hendrich arbeitet nicht nur dort, sie wohnt auch im Haus. "Es kann auch vorkommen, dass nachts neue Tiere kommen, deswegen ginge es auch anders nicht und mit ihr hatten wir sehr viel Glück", erklärt Evelyn Bauer, die auch Vorsitzende des Tierschutzvereins ist.

Momentan leben 20 Katzen, zwei Kaninchen, ein Meerschweinchen und zwei Hunde in der Auffangstation. Doch ein normales Tierheim sei es nicht, sagt Bauer. In den meisten Fällen würden nur entlaufene Tiere aufgenommen und solche, die aus einer nicht artgerechten Haltung gerettet wurden. So kam auch der neueste Bewohner, ein kleiner, freundlicher Terrier mit dem vielversprechenden Namen Rambo, hinzu. "Er verhält sich auch wie einer", sagt Evelyn Bauer. Höchstens zwei Jahre sei er alt, aber eine Erziehung durfte er noch nicht genießen. "Den holt niemand mehr ab", da ist sich Evelyn Bauer sicher. Doch es scheint so, als hätten sich gleich mehrere Mitglieder der Grünen in den schwarzen Terrier verliebt. "Wir haben uns gut unterhalten", erzählt eine Besucherin und lacht. Shelly, ein dunkelbrauner Chow-Chow, ist jedoch kein zugelaufener Hund. Wenn Evelyn Bauer den zutraulichen Hund nicht aufgenommen hätte, wäre er von seinem ehemaligen Besitzer ausgesetzt worden. Bei der privaten Abgabe von Tieren fällt eine Gebühr von 100 bis 150 Euro an. Wenn zugelaufene Tiere von ihren Besitzern abgeholt werden, kostet sie das vom dritten Tag an 15 Euro. Das würde die anfallenden Tierarztkosten meist decken. Wer ein Tier aus der Station aufnehmen will, das keine Chance darauf hat, wieder zu seinem alten Zuhause zurückzukehren, muss eine Schutzgebühr zahlen, die je nach Tierart variiert. 35 Vierbeiner konnten auf diese Weise schon vermittelt werden Alle Tiere werden kastriert und tierärztlich untersucht. Deswegen sei ein Aufenthalt in der Quarantänestation unumgänglich, erläutert Bauer. Wenn ein gültiger Impfpass vorliegt, kann die Quarantäne-Phase jedoch umgangen werden und die Tiere können sofort in die gut ausgestatteten Räume ziehen.

Die dort lebenden 20 Katzen sind in hellen Räumen untergebracht, in denen sie aus großen Fenstern das Geschehen draußen beobachten können. Am 13. November wurde das Haus eröffnet, noch immer wird an einigen Stellen gebaut. So soll auch das Freigehege für die Katzen in drei Wochen durch ehrenamtliche Hilfe fertiggestellt werden. Die zwei Hunde sind in geräumigen Zwingern untergebracht. Auf der Wiese hinter dem Haus dürfen sie jedoch nicht frei laufen, sonst "würden sie ihr Revier am Zaun verteidigen und bellen", so Evelyn Bauer. Ein kleiner Weg führt durch die Wiese auf eine Anhöhe, wo das Kleintierhaus steht, ein Holzhaus, das innen nach frischem Holz und Heu riecht. Drei Käfige befinden sich darin, an dem Freilauf für die Nager wird gerade noch gearbeitet. Im Boden mussten erst Vorrichtungen angebracht werden, damit sich die Tiere nicht durchgraben. In Planung ist noch ein zweites Holzhaus neben dem der Kleintiere für die Aufnahme von wilden Katzen im Winter und die Einlagerung von Futtermitteln, wie Heu. Die wilden Katzen werden im Landkreis auch regelmäßig mit gespendetem Katzenfutter gefüttert. Auch sie werden eingefangen, um sie tierärztlich zu behandeln und zu kastrieren, bevor sie wieder in die Wälder und Wiesen entlassen werden. Das gesamte Futter für die Tiere sind Spenden. Hierbei "muss man immer hinterher sein, von selber kommt nämlich nichts", sagt Evelyn Bauer. Vor allem die Katzen seien wählerisch in Bezug auf ihr tägliches Essen. In den Garagen des Tierheims werden derzeit 100 Kilo Katzenfutter gelagert. "Aber Whiskas mögen nur die wilden Katzen", erklärt die Tierheimleiterin und lacht. Auch ein eigener Raum für tierärztliche Behandlungen soll entstehen. Derzeit können in dem dafür vorgesehenen Zimmer nur Untersuchungen erfolgen, da es noch am nötigen Kleingeld mangelt. Spenden sollen den Ausbau des Projektes aber ermöglichen. Der Plan sei, auch Operationen innerhalb der Auffangstation durchführen zu können. "Das wäre eine riesige Erleichterung", erklärt Evelyn Bauer.

Am Sonntag, 10. Mai, lädt die Fundtierauffangstation des Tierschutzvereins Landkreis Ebersberg zur Einweihung des Hauses ein. Die Veranstaltung findet von 14 bis 18 Uhr am Gewerbepark Nord-Ost 11 in Ebersberg statt. Neben einer ökumenischen Einweihung halten Landrat Robert Niedergesäß und Bürgermeister Walter Brilmayer Ansprachen, es gibt Kaffee und Kuchen.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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