Vandalismus am Sportplatz:Eine zweifelhafte Botschaft

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Die Verwüstung eines Ebersberger Sportplatzes könnte politische Hintergründe haben.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Scherbenreste liegen noch auf dem Rasen, im Drahtzaun klafft ein Loch. Vier Tage nach den nächtlichen Verwüstungen im Fußballstadion des TSV Ebersberg hinter dem Volksfestplatz sind die Spuren noch deutlich zu erkennen: Die Tribünenwände zieren jetzt krakelige Schriftzüge. Die Polizei ermittelt derzeit, wer für den Schaden in geschätzter Höhe von 10 000 Euro verantwortlich ist. Für Hinweise, die zu den Tätern führen, hat der TSV eine Belohnung von 500 Euro ausgelobt. Einen Ansatzpunkt könnten auch die gesprayten Botschaften liefern - sie sind womöglich politisch motiviert: Die Verfasser sprechen sich darin gegen Nazis und Polizisten aus.

Die Polizei Ebersberg geht davon aus, dass es sich um das Werk einer Gruppe Minderjähriger handelt. Hinweise auf konkurrierende Fangruppen oder Täter mit ausländischem Hintergrund gebe es hingegen nicht. "Wir nehmen an, dass es sich um jugendliche Täter handelt, die stark alkoholisiert waren", sagt Martin Schedo, TSV-Vorsitzender und Polizeibeamter in Ebersberg. Schon in der Vergangenheit sei es vorgekommen, dass leere Flaschen und Zigarettenschachteln unter dem Tribünendach gefunden wurden. "Gerade bei schlechtem Wetter ist das ein beliebter Treffpunkt", sagt Schedo. Stutzig mache ihn, dass die Täter diesmal besonders gewaltsam vorgegangen seien, einen Container aufgebrochen, Medizinbälle und andere Trainingsmaterialien zerstochen hätten. "So heftig war es bisher noch nie."

In Kürze sollen hier wieder sechsjährige Fußballer trainieren. Bis dahin will der TSV Ebersberg die zerbrochenen Bierflaschen vom Platz räumen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vandalismus ist keine Seltenheit

Dass es auf Sportplätzen zu Vandalismus kommt, ist gar nicht so selten - immer wieder meldet die Polizei Zerstörungen in Trainingszentren. Am vergangenen Wochenende verwüsteten Unbekannte über Nacht ein Fußballfeld in Königsdorf bei Köln. Sie hinterließen zerbrochene Flaschen auf dem Kunstrasen, der jetzt kostspielig gereinigt werden muss. Ähnliche Probleme kennt der Platzwart der Gemeinde Bayrischzell im oberbayerischen Landkreis Miesbach. Auf dem dortigen Sportplatz lieferten Jugendliche sich nachts Mopedrallyes, der Verein spielte mit dem Gedanken, Bewegungsmelder einzuführen.

Budget für aufwendige Schutzmaßnahmen ist beim TSV Ebersberg nichteingeplant, eine Vandalismus-Versicherung habe der TSV, wie die meisten Vereine, nicht. "Wenn die Täter davonkommen, müssen wir für den Schaden selbst aufkommen", sagt Schedo. Umso wichtiger sei es, dass die Verantwortlichen ermittelt würden.

Anarchistische Parolen

Die Graffiti erinnern an anarchistische Parolen. Zwischen den Glasstücken auf dem Rasen liegt an diesem Montag etwa ein Aufkleber mit der Aufschrift "Zona Antifa, No Nazis! No Cops!". Die Antifa, ein bundesweiter Zusammenschluss linksradikaler und autonomer Gruppen, betrachtet den Kapitalismus als Vorstufe zum Faschismus - sie steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Dass die Antifa im Landkreis Ebersberg organisiert ist, davon ist beim Staatsschutz auf Nachfrage zwar nichts bekannt. Vor kurzem habe es jedoch eine Zettelverteilaktion der Antifa in Poing gegeben. "Das haben wir in unsere Ermittlungen einfließen lassen", sagt Schedo.

Auch die beschmierten Container sollen übermalt werden. Kostenpunkt: um die 10 000 Euro. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Geht es also tatsächlich um ein Statement gegen Fremdenfeindlichkeit? Zur Klärung der Frage hilft ein Blick unter das Tribünendach des TSV. Dort steht zwischen linken Parolen mehrfach die frisch gesprayte Buchstabenfolge "CN" - ein Symbol, das die Ultragruppe Cosa Nostra verwendet. Deren Mitglieder fühlen sich dem TSV 1860 nahe - gelten jedoch als politisch rechts und weit entfernt von Antifa und Anarchie. Es gebe zumindest Zweifel, so Schedo, dass den Tätern die politische Bedeutung ihre Parolen bewusst sei. In zwei Wochen beginnt für die Jugendteams das Training auf dem TSV-Sportplatz. Bis dahin, so Schedo, sollen die Wände übermalt sein.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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