Ebersberg:Zeit wird's

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Beschwingt ins neue Jahr geht es beim Empfang im evangelischen Gemeindehaus in Ebersberg mit dem Posaunenchor unter Leitung von Andreas Fischer. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Ebersberg begrüßt man 2017 mit Hoffnung auf eine bessere Welt, einem Rückblick auf das Jahr 1947 und der Forderung, bei allen Problemen das Positive nicht zu übersehen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wenn ein neues Jahr beginnt, blickt mancher mit etwas Wehmut auf das vergangene. So hat es zumindest Helmut Weber gelegentlich erlebt - allerdings nicht unbedingt beim aktuellen Jahreswechsel. Der nämlich, so der Vorsitzende des Fördervereins der evangelischen Kirche nun beim Neujahrsempfang, ließ eher wenig Nostalgie aufkommen: "So ein tolles Jahr war es wirklich nicht", sagte Weber mit Verweis auf die doch sehr unruhigen vergangenen Monate, "ich bin ganz froh, dass 2016 vorbei ist." Ähnlich blickt Ebersbergs Bürgermeister auf den Jahreswechsel, sein Wunsch für 2017: "Dass sich in der weiten Welt vieles zum Besseren wendet."

Ein Beispiel dafür, wie man Dinge zum Besseren wenden, oder es zumindest versuchen kann, hatte Brilmayer auch mitgebracht - die vor 70 Jahren in Kraft getretene bayerische Verfassung. "Ich habe in den Weihnachtsferien darin gelesen", so der Rathauschef, und sei beeindruckt davon, "was damals für Ziele formuliert worden sind, die heute noch aktuell sind". Etwa das strikte Bekenntnis gegen jede Form von Hassrede, sei sie gegen Religionen, Rassen oder Völker gerichtet. Eine Forderung, die man nicht oft genug wiederholen könne, gerade "wenn man heute ins Internet, in die sozialen Medien schaut".

Ebenso interessant sei es, was die Verfasser der Verfassung über die Wirtschaftsordnung schrieben. Nicht nur seien "alle zu den öffentlichen Lasten heranzuziehen" - müssten also im Rahmen ihrer Möglichkeiten Steuern und Abgaben leisten, auch die Wirtschaft an sich "dient dem Gemeinwohl, die Kapitalbildung ist nicht Selbstzweck", zitierte Brilmayer. Auch sehr aktuell sei die vor sieben Jahrzehnten formulierte Forderung, wonach "jeder Bewohner Bayerns Anspruch auf eine angemessene Wohnung" habe. Dass es diese Wohnungen gebe, die außerdem "Freistatt und unverletzlich" zu sein haben, sieht die Verfassung als Aufgabe des Staates. Eine Aufgabe, die zu lösen bis heute - und gerade heute - "nicht einfach" sei, wie Brilmayer zugeben musste.

Sich nicht nur auf das Negative zu konzentrieren, das empfahl Kirchenvorstand Bernd Krüger anhand einer kleinen Geschichte. Ein Lehrer forderte seine Schüler auf, ein Blatt Papier mit einem schwarzen Punkt darauf zu beschreiben. Die Schüler taten dies, teils ausführlich - allerdings: "Keiner hat über die große weiße Fläche geredet, alle nur über den kleinen schwarzen Punkt." Krüger riet seinen Zuhörern daher "lasst uns das Gute nicht vergessen."

Dass es davon - zumal in Ebersberg - einiges gibt, betonten alle Redner. So konnte Weber gute Nachrichten aus dem Förderverein, "der ja eigentlich ein Geld-Sammel-Verein ist", mitbringen. Im abgelaufenen Jahr hatte man gut 10 000 Euro an Spenden "eingesammelt", zusammen mit den Rücklagen sei man schon sehr nahe daran, das nächste Projekt umsetzen zu können: die Erneuerung der mehr als 30 Jahre alten Küche im Gemeindehaus. Dafür gab es auch Unterstützung vom Bürgermeister neben seiner Rede und vielen guten Wünschen hatte er "ein Kuvert mitgebracht", mit 800 Euro für die neue Küche.

Und auch ein paar gute Nachrichten, denn für die Stadt Ebersberg sei 2016 alles in allem kein schlechtes Jahr gewesen: "Wir haben weniger Schulden und mehr Rücklagen", so der Bürgermeister - was angesichts der anstehenden Aufgaben aber auch nötig sei. Dazu zählten etwa der Neubau der Grundschulturnhalle, die Sanierung des Schwimmbades und der Neubau des Kindergartens St. Sebastian. "Und da sind wir noch lange nicht beim Marienplatz - oder beim Waldsportpark", wie Brilmayer mit Blick auf den TSV-Chef Martin Schedo anfügte.

Grundsätzlich aber stehe die Stadt, wie auch der ganze Landkreis gut da, wie es auch kürzlich das Wirtschaftsmagazin Focus Money bestätigt habe: Demnach sei Ebersberg der wirtschaftsstärkste Landkreis in Deutschland. "Wirtschaft ist zwar nicht alles", so Brilmayer, "aber gut ist es schon, vorne zu sein." Vor allem, wenn dies bedeute, "dass es den Leuten hier gut geht, und das soll auch so bleiben".

© SZ vom 09.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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