Ebersberg:Yogahaus und Gummiband

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Wenn die Stadt einem Antrag für die Errichtung eines Yogastudios zustimmt, dann sollen die zugehörigen Parkplätze in diesem Obstgarten entstehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Genehmigung für einen Neubau im Ortsteil Rinding gestaltet sich knifflig. Viele Dorfbewohner warten auf einen Präzedenzfall

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Geduld in allen Lebenslagen gilt ja als fernöstliche Tugend - und manchmal ist sie auch Voraussetzung für das Praktizieren fernöstlicher Weisheit. So zu beobachten aktuell im Weiler Rinding bei Ebersberg, wo ein Bauwerber bereits seit geraumer Zeit ein Yogazentrum errichten will. Bis es aber soweit ist, dürfte noch einiges an Geduld nötig sein, der zuständige Ausschuss des Stadtrates hat eine Entscheidung über das Vorhaben nun bis auf weiteres verschoben.

Auf den ersten Blick ist das geplante Haus - eher ein Häuschen mit der Grundfläche von zwölf auf sieben Meter - ziemlich unspektakulär. Es würde auch das Ortsbild kaum verändern, soll es doch als Ersatzbau für einen ähnlich großen Schuppen gebaut werden. Problematisch an dem Vorhaben ist aber die Lage - sowohl die geografische wie die rechtliche, erklärte Christian Stöhr vom Bauamt nun bei einem Lokalaugenschein. Denn der Standort für das neue Haus befindet sich auf der westlichen Seite der Straße durch Rinding und damit im Außenbereich. Dort darf grundsätzlich nichts gebaut werden, es sei denn, es handelt sich um privilegierte Vorhaben. Darunter fallen etwa Gebäude für Land- und Forstwirtschaft - aber eben keine Yogastudios.

Um ein solches dennoch zu ermöglichen, könne der Stadtrat zwar eine sogenannte Festlegungssatzung beschließen, erläuterte Stöhr weiter, damit würde das Grundstück zum Innenbereich und dürfte bebaut werden. Allerdings nicht nur dieses. Denn der Umgriff für den neu zu schaffenden Innenbereich würde deutlich über das Grundstück des Antragstellers hinausgehen, so Stöhr. Zur Anschauung solle man sich ein Gummiband vorstellen, das zwischen dem nördlichen Ortseingang von Rinding über das Grundstück des Bauwerbers bis zur Bebauung im Süden davon gespannt wird. Innerhalb dessen würde dann auf allen Grundstücken volles Baurecht entstehen.

"Das löst eine Lawine aus", befürchtete Dritter Bürgermeister Josef Riedl (CSU). Er habe zwar grundsätzlich nichts gegen den einzelnen Neubau, so Riedl bei der anschließenden Beratung im Sitzungssaal, aber "es beunruhigt mich, wenn man das Gebiet so groß macht." Zumal es hier durchaus Begehrlichkeiten gebe, wie Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) sagte, bisher habe man seitens der Stadt aber alle Bauvorhaben westlich der Straße abgelehnt. Im aktuellen Fall sei dies zwar anders, weil es sich um einen Ersatzbau handelt. Dennoch sprach sich auch Brilmayer gegen einen zu großen Umgriff aus. Er regte an, dass sich die Fraktionen des Themas noch einmal annehmen und Vorschläge erarbeiten sollen. Außerdem werde man auch in der Verwaltung "nochmal klären, wie weit das Gummiband gezogen werden muss", also ob man das neue Baugebiet auch kleiner machen darf.

Dies befürwortete auch Zweiter Bürgermeister Toni Ried (FW), "da gibt es noch einiges zu klären". Für die Grünen ist die Sache dagegen längst geklärt, das machte Philipp Goldner deutlich. Er brauche keine erneute Beratung, "ich würde es lieber schon heute ablehnen". Das Problem sei dabei weniger der Neubau anstelle des Schuppens, als "der ganze Rattenschwanz, der da dranhängt".

Neben einer Ausbreitung des Dorfes Rinding nach Westen ist das für die Grünen vor allem der zusammen mit dem Yogahaus geplante Parkplatz auf der Nordseite des Grundstücks, wo jetzt noch ein naturbelassener Obstgarten steht. Diesen für Stellplätze abzuholzen, "das geht gar nicht." Ähnlich sieht man es bei der SPD, "gegen einen Ersatz für den Schuppen hätte ich nichts", so Elisabeth Platzer, eine Baulandausweitung über die Straße hinweg wolle man aber vermeiden.

Der Ausschuss verständigte sich schließlich darauf, eine Entscheidung über die Yoga-Hütte auf die Mai- oder Junisitzung zu verschieben. Bis dahin müssen sich die Antragsteller statt in Asanas noch ein wenig in Geduld üben.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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