Einzelhändler:"Wenn alle schon mal beim Einkaufen mitdenken, macht das sehr viel aus"

Lesezeit: 3 min

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zahlreiche Geschäfte in Ebersberg bieten mittlerweile umweltfreundliche Verpackungen an. Bei manchen kann man auf Plastik sogar ganz verzichten.

Von Anna Horst, Ebersberg

"Voll öko" wäre es noch vor wenigen Jahren gewesen, mit der eigenen Tupperdose im Jutebeutel zum Lebensmittelhändler zu gehen. Inzwischen allerdings ist das anders: Verpackungsfrei einzukaufen ist nicht nur salonfähig, sondern für viele zum Ideal geworden. "Unverpackt-Läden" sprießen aus dem Boden wie die Blumen im Frühling, und obwohl es einen solchen in Ebersberg noch nicht gibt, ändern sich auch hier langsam, aber sicher die Zeiten: plastikfrei liegt im Trend.

Bei Vinzenzmurr füllt Jaqueline Wolf die Fleisch- und Wurstwaren auch in die mitgebrachte Umwelt-Box. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In der Filiale der Bäckerei Bachmeier im Einkaufszentrum E-EinZ muss die Angestellte Christine Vetter ihren Kunden beim verpackungsarmen Einkaufen allerdings oft noch etwas nachhelfen: Wer zum Beispiel eine Plastiktüte will, muss diese extra an der Kasse vom Rewe kaufen. "Die gebe ich gar nicht mehr her, das sehe ich nicht ein. Es ist ja nicht so schwer, eine Tasche von zu Hause mitzunehmen", so die Verkäuferin. Sie selbst gehe immer mit eigenen Tupperdosen und Beuteln zum Einkaufen, Kunststoff meide sie. "Gerade im Supermarkt ist es unmöglich, wie viel Plastik verbraucht wird. Da bekommen dann sogar zwei kleine Karotten eine eigene Verpackung."

Bei Lieselotte Freundl in der Bäckerei gibt es Stoffbeutel. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In die Bäckerei kämen zwar schon Kunden, die eine Stofftasche oder die Brezentüte vom vorigen Tag noch einmal mitbrächten. Doch es könnten noch viel mehr sein, findet Vetter. Sie habe schon oft festgestellt, dass Kunden nicht an die Wirksamkeit von verpackungsfreiem Einkaufen glauben - schließlich seien sie ja nur eine einzelne Person, was solle das schon bringen? "Aber man darf die Verantwortung nicht einfach so von sich schieben. Jeder kann etwas zum Umweltschutz beitragen. Und wenn alle schon mal beim Einkaufen mitdenken, macht das sehr viel aus", argumentiert Vetter.

Manche bringen eigene Beutel mit, das sind aber die wenigsten

Eine ähnliche Situation zeigt sich in der Bäckerei Freundl: "Wir haben immer mal wieder Kunden, die einen eigenen Beutel dabeihaben, aber wahnsinnig viele sind das nicht", erzählt eine Angestellte. Dennoch wird in der Bäckerei darauf geachtet, möglichst nachhaltige Verpackungen zu verwenden. "Bei uns wird generell nur sehr wenig Kunststoff verwendet: große Bestellungen kommen in Boxen aus Wellkarton und für Lieferungen benutzen wir auswaschbare Kisten", erklärt Richard Freundl. Auch Stofftragetaschen können die Kunden dort kaufen und dann selbstverständlich beim nächsten Mal wieder mitbringen.

Im Normalfall werden die Waren sowohl in der Bäckerei Bachmeier als auch in der Bäckerei Freundl in Papier verkauft. Nur feuchte Waren wie Kuchen werden in Plastik eingewickelt, da Papiertüten durchweichen würden. Zwar sind diese auch Müll, aber immerhin kein Kunststoff - diese Tatsache könnte der Grund sein, weshalb viele Kunden in den Bäckereien keine eigenen Beutel mitbringen. Schließlich lässt sich Papier ganz einfach recyceln.

Relativ viel Plastik hingegen wird üblicherweise in Metzgereien verwendet, so auch im Vinzenzmurr im E-EinZ. Dort wiederum seien die Kunden dem verpackungsfreien Einkauf gegenüber äußerst positiv eingestellt, wie die Angestellte Jacqueline Wolf erzählt. Und auch die Metzgerei selbst geht sei Neuestem gegen den Verpackungsmüll vor: "Wir haben seit wenigen Monaten die sogenannte Umwelt-Box, die von den Kunden sehr gut angenommen wird", erzählt Wolf. Dabei handelt es sich um eine spülmaschinenfeste und mikrowellengeeignete Tupperdose, die Kunden für 50 Cent kaufen und immer wieder mitbringen können.

"Wir fragen, ob wir statt Plastik oder Alufolie auch Papier verwenden können"

Um die Hygienevorschriften nicht zu verletzten, muss diese auf einem Tablett auf dem Tresen abgestellt werden. Die Angestellten füllen die Produkte dann in die Box, ohne diese zu berühren. "Man weiß ja schließlich nicht, ob die Tupperdose nicht verunreinigt ist, deshalb darf sie mit nichts, was sich hinter dem Tresen befindet, in Berührung kommen", erklärt Wolf. Denjenigen Kunden, die keine eigenen Tupperdosen dabeihaben, hilft Wolf durch ganz einfache Mittel aus: "Wir fragen, ob wir statt Plastik oder Alufolie auch Papier verwenden können oder ob wir Fleisch und Wurst zusammen und nicht in einzelne Tüten einpacken dürfen", sagt die Angestellte.

Genau wie Vinzenzmurr geht auch der Korn Biomarkt mit gutem Beispiel voran. Die Nachfrage nach plastikfreien Verpackungen sei dort erwartungsgemäß hoch, so ein Auszubildender. "Wir benutzen deshalb recyclbares Material wie Zellulose und verkaufen viele Produkte in Glasbehältern", erklärt er. Erstehen kann man im Korn Biomarkt auch Stoffbeutel, die in den Steinhöringer Werkstätten, wo ausschließlich behinderte Menschen beschäftigt sind, produziert werden.

Doch der Bioladen verfolgt noch weitergehende Pläne, wie der Azubi verrät: "Das Ziel lautet Zero Waste, also gar keinen Verpackungsmüll mehr zu verkaufen." Sämtliche Produkte sollen dann in großen Glasbehältern bereit stehen, aus denen der Kunde sich die gewünschte Menge in mitgebrachte Behältnisse füllen kann. Damit wäre der Korn Biomarkt der Erste dieser Art im Landkreis. Wann es allerdings so weit sein soll, bleibt noch ein Geheimnis.

© SZ vom 13.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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