Ebersberg:Waschen und Pendeln

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Wirtschaftsausschuss befürwortet neues Serviceangebot in der Kreisstadt

Von Nathalie Stenger, Ebersberg

Manch einer frage sich vielleicht, warum dieses Thema auf der Tagesordnung zu finden sei, so der Ebersberger Bürgermeister Uli Proske (parteilos). "Bevor die Telefonzelle aber in der Stadt steht, und Fragen auftauchen, würden wir uns hier gern ein Meinungsbild machen." Er persönlich empfinde es als "tolles Angebot für Auspendler". Vielleicht entstehe sogar der ein oder andere Arbeitsplatz in der Kreisstadt.

"Wash at Work" - Waschen bei der Arbeit - heißt das Konzept eines jungen Unternehmens aus Landshut, das die Verwaltung dem Ausschuss für Finanzen, Wirtschaft und Digitales in der jüngsten Sitzung vorstellte. Das Prinzip ist schnell erklärt: Berufstätige stellen ihr Auto auf dem Parkplatz am Bahnhof Ebersberg oder am Volksfestplatz ab, und während sie in der Arbeit sind, wird der Wagen vom Dienstleister in einer Waschanlage gewaschen und bei Bedarf auch noch eingekauft. Die Schlüsselübergabe erfolgt morgens wie abends über eine Annahmestelle in Form einer Telefonzelle am Bahnhof. "Die Bahn hat nichts dagegen, das ist schon geklärt worden", so der Bürgermeister.

Es sei eine pfiffige Idee, so Hans Hilger (CSU), die er unterstützen würde. Er könne sich durchaus vorstellen, dass das Angebot angenommen würde. Allerdings solle man die Einkäufe auf Ebersberg festlegen. "Wenn wir das hier anbieten, dann sollte der Ebersberger Unternehmer auch zum Zuge kommen." Edi Zwingler von den Freien Wählern schlug hierauf eine Partnerschaft zwischen Firmen und dem Dienstleister vor.

Negative Stimmen kamen von Pro Ebersberg und den Grünen. So sagte Hans Peis (Pro Ebersberg), dass er das Konzept kritisch sehe, die Flächen in Ebersberg seien rar und seiner Ansicht nach zum Parken. Außerdem wunderte er sich über die schnelle Abstimmung mit der Bahn. Susanne Schmidberger von den Grünen erklärte, das Konzept "fördert nicht das menschliche Zusammensein", ihr Fraktionskollege Jürgen Friedrichs sah das Problem eher im steigenden Verkehr: "Es macht das Autofahren bequemer." Hierauf entgegnete Christoph Münch (SPD), dass das Konzept nur Sinn mache für jemanden, der ohnehin pendle. Seine Fraktion sehe die Idee deshalb unproblematisch. "Es hat keine Nachteile für uns als Stadt."

Zur Frage nach der schnellen Zusammenarbeit erklärte Geschäftsleiter des Rathauses Erik Ipsen, dass man ohnehin gerade mit einem Zuständigen der Bahn Kontakt hatte, wegen eines anderen Themas, "da konnten wir Frage gleich nachreichen". Auch Parkplätze würden keine wegfallen. "Es gibt einen ständigen Handykontakt. Man kriegt Bescheid, wenn alle Parkplätze besetzt sind und der Dienstleister das Auto auf einem anderen nahen Stellplatz abgestellt hat", so Ipsen. Mit den Worten "Wir nutzen den Markt, und fördern den Markt", schloss Günter Obergrusberger (CSU) die Diskussion, bevor sich das Gremium schließlich mit neun zu zwei Stimmen für das Konzept in der Kreisstadt aussprach.

© SZ vom 03.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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