Ebersberg:Was die Welt zusammenhält

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VHS-Geschäftsführerin Martina Eglauer lobt im Alten Kino die Langzeitstudenten des Studium Generale. (Foto: oh)

Das Studium Generale der VHS feiert zehnjähriges Bestehen

Von Karin Kampwerth, Ebersberg

Was die Grafinger Volkshochschule mit Bewegungen wie Pegida zu tun hat? Gar nichts - und das ist ein guter Grund für Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) , die Einrichtung zu seinem Studium Generale zu beglückwünschen. Das Angebot mit dem Untertitel "Wissenschaft für alle" gibt es seit zehn Jahren an der VHS, in deren Zweckverband Hohmann zweiter Vorsitzender ist. Bei einer Feierstunde zum Jubiläum im Alten Kino in Ebersberg zeigte er sich überzeugt, dass Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe immer wichtiger werde. "Je weniger Menschen gebildet sind, desto eher sind sie anfällig für extremistische Verbindungen", sagte Hohmann. Kurzum: Wer die Welt nicht verstehe, laufe Parolen und Irrglauben schneller hinterher. Bildung dient aber nicht nur der Demokratie, sondern auch dem persönlichen Horizont. "Es ist der unersättliche Wunsch zu erfahren, was es in der Welt gibt", sagte VHS-Geschäftsführerin Martina Eglauer in ihrer auf Goethes Faust zugespitzten Festrede "Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält".

170 Teilnehmer haben sich diesen Grundsatz seit einem Jahrzehnt zu eigen gemacht. In neun Gruppen, acht davon vormittags und eine am Abend, machen sie sich Semester für Semester auf, neue Erkenntnisse zu erlangen, um ihren Status als mündiger Bürger zu festigen oder um "gedankliche Unbestechlichkeit" zu erlangen, wie Martina Eglauer sagte. Die VHS-Studenten seien meist Menschen, die das Berufsleben hinter sich gelassen haben oder deren Kinder schon aus dem Haus sind. Nun hätten sie Zeit, sich mit Dingen zu beschäftigen, die sie schon immer interessiert haben. Diesen Wissensdurst als anspruchsvolle Allgemeinbildung so verständlich zu vermitteln, dass Vorkenntnisse nicht erforderlich sind, ist Aufgabe der 60 Dozenten, die für das Studium Generale zur Verfügung stehen. Im Oktober ist ein neuer Kurs geplant. Interessenten müssten Eglauer zufolge keine Angst vor Prüfungen oder Hausaufgaben haben, die gebe es nicht. Auch ist die Semesterzahl nicht begrenzt. Im Gegenteil: "Langzeitstudenten sind uns willkommen."

Thematisch umfasst das Studium Generale die gängigen Disziplinen der Geistes- und Kulturwissenschaften, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften sowie Naturwissenschaften. Ob sich ein Kurs mit Geschichte, Philosophie oder Pädagogik, mit Recht oder Politik oder lieber mit Medizin beschäftigt, wird von den Teilnehmern vom dritten Semester an demokratisch beschlossen. Dass es dabei munter kreativ zugeht, zeigte ein Kurs in einem kleinen Jubiläumssketch. Unterhaltsam aber auch das Musikgeschichte-Quiz mit Guido Klaus, der "mal wissen wollte, was aus meinen Kursen hängengeblieben ist". Der Lehrbeauftragte an der August-Everding-Akademie, der seit 2005 an der Grafinger VHS unterrichtet, konnte sich in einem heiteren Ratespiel über viele richtige Antworten von der Frage nach der Anzahl von Beethovens Sinfonien (neun) bis hin zu den Komponisten der Wiener Klassik (Beethoven, Haydn, Mozart) freuen.

Vielleicht hätte sich auch Faust über das Studium Generale gefreut. Das empfahlen ihm in einem Schauspiel die VHS-Studenten auf seine Klage über die Eingeschränktheit seines Wissens: "Schau alle Wirkenskraft und Samen und tu nicht mehr nach Worten kramen."

© SZ vom 04.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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