Ebersberg:Von Schweinsbraten bis Sojasprossen

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In der Grafinger Schulmensa folgt man den Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und bemüht sich um ein möglichst ausgewogenes Angebot. Andere Gemeinschaftsküchen könnten bald folgen

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

Es ist ein Kreuz, das mit der gesunden Ernährung in Kindertagesstätten und Schulen - Brokkoli ist zu grün, Pommes zu ungesund, rote Bete nicht besonders ansehnlich. Mitreden wollen alle: Lehrer und Erzieher, Eltern und Schulleiter - und natürlich die Kinder und Jugendlichen selbst. Was aber bedeutet "gesunde Ernährung"? Irmgard Reischl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) hat davon eine klare Vorstellung: Ausgewogenheit ist das Stichwort für sie. Die Maßstäbe, an denen sich das AELF orientiert, kommen von drei Ernährungsinstituten, primär wird die Richtlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) berücksichtigt ( siehe Infokasten).

Die DGE zertifiziert auch Caterer, die zuvor überprüft und beraten werden: So beispielsweise die Metzgerei Saißreiner, die das Catering für die Mensa der Grund- und Mittelschule Grafing macht. Auf Wunsch der Stadträte, beziehungsweise als Teil der Auflage, ließ sich die Metzgerei im Sommer vergangen Jahres von der DGE zertifizieren. "Es gibt da verschiedene Stufen, die man durchläuft", erzählt Johanna Saißreiner, "da werden die Produkte überprüft, die man verwendet, und es wird einem beim Kochen zugeschaut." Außerdem werden die bisher verwendeten Speisepläne überprüft und, falls nötig, korrigiert. In Grafing werden von Montag bis Donnerstag täglich zwei Gerichte - ein fleischhaltiges und ein fleischloses - angeboten. "Wir verwenden ja eh schon Bionudeln und berücksichtigen die Allergiker speziell", so Saißreiner, stark verändert habe sich bei ihr nichts. "Unser Gemüse kommt aus den umliegenden Geschäften, die Wurst wird direkt im Haus gemacht und die Kartoffeln kommen vom Nachbarn", berichtet sie. Auch achte man sehr darauf, den Kindern saisonales Obst und Gemüse aufzutischen.

Das Essen in der Mensa der Grafinger Grund- und Mittelschule ist so gesund, dass es sogar eine eigene Fernsehsendung bekommen hat. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Aber wird das gesunde Essen auch angenommen? Gerade bei den älteren Schülern ist der Mensagang in Grafing nicht obligatorisch. Circa 200 Schüler nehmen am Essen teil, weiß Stephan Meyerhofer von der Mensa. "Für manche davon müsste man das Gemüse schon pürieren, damit sie es essen", sagt Saißreiner. Seit das elektronische Auswahl- und Bezahlsystem im Januar vergangenen Jahres eingeführt wurde, haben Eltern und Schüler die Möglichkeit vier Wochen im Voraus online die Gerichte auszuwählen. Welches der beiden täglich angebotenen Gerichte gegessen werden sollte, um der DGE-Linie zu entsprechen, wird im elektronischen System mit einem Smiley gekennzeichnet. Folgt man der Smiley-Linie durch das wöchentliche Angebot, sollte das die "optimale Mischung" ergeben, wie Reischl es formuliert.

Auch wenn es keine Statistik dazu gibt, Meyerhofer ist überzeugt, dass das Angebot von vielen Schülern wahrgenommen wird: "Es gibt da auf jeden Fall eine gesellschaftliche Entwicklung und daher zahlreiche Eltern, die das Smiley-Menü für ihre Kinder auswählen", erklärt er. Das gelte primär für die jüngeren Schülern, "die Älteren machen das überwiegend selbst", nimmt er an. Da könne man teilweise "die Vollkorn-Nudeln noch so sexy drapieren", sagt er, "es gibt immer welche, die ihr Essen in naheliegenden Supermärkten oder im Schulkiosk holen." Damit gerade diese sich eben doch für den ausgewogenen Menüplan entscheiden, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, betont die Ernährungsexpertin Reischl: Ist es für die Schüler grundsätzlich attraktiv, in die Mensa zu gehen? Ist diese auch ein Treffpunkt? Wie wird das Essen präsentiert? "Das muss gewissermaßen attraktiv, schmackhaft und ausgewogen sein", sagt sie. Man könne beispielsweise durchaus Burger anbieten - sollte dann aber eben darauf achten, dass das Brötchen aus Vollkornmehl und der Dip nicht aus reinem Fett, sondern beispielsweise aus Joghurt besteht, fügt sie hinzu.

"Häufig fehlt den Einrichtungen einfach nur das exakte Wissen, wie ein Speiseplan aussehen soll", sagt sie. "Die Fleischportionen kleiner zu halten und mehr regionales Gemüse anzubieten, ist ja häufig sogar günstiger." Das AELF bietet deshalb Coachings für Kitas und Schulen an, um das Bewusstsein dafür zu schärfen. Aus dem Landkreis haben im laufenden Kindergartenjahr beispielsweise das Schwabener Storchennest aus Markt Schwaben sowie das Kinderhaus Kita Glonn an dem Coaching teilgenommen, das Kinderland Poing war bereits vor vier Jahren an der Reihe. Auch vier Schulen ließen sich bereits beraten, so die Realschule Ebersberg, das Humboldt-Gymnasium Vaterstetten, die Freie Schule Glonntal und im laufenden Schuljahr die Grund- und Mittelschule Vaterstetten. "Wir haben das bisher eigentlich immer erreicht, dass diejenigen, die sich interessieren, es gut hinbekommen haben", fasst Reischl zusammen.

Der Cateringbetrieb "Oskar", sesshaft in Forstern, ist für die warme Küche in verschiedenen Einrichtungen, unter anderem Kitas, innerhalb des Landkreises verantwortlich. Täglich beliefert er die Einrichtungen mit jeweils einem Essen, wobei er sein Wochenmenü in Anlehnung an die DGE-Richtlinien zubereitet. "Wir setzten uns regelmäßig mit den Leitungen der Einrichtungen zusammen - die sagen einem dann schon, was gut ankommt", so Küchenmeister Hans Oskar. Für ihn seien drei Aspekte wichtig: Zum einen will er den Kindern durch ein ausgewogenes Angebot die Vielfalt von Lebensmitteln näher bringen. Das allerdings - so der zweite Punkt - anhand von saisonalem Obst und Gemüse. Und drittens ist es ihm wichtig, regionale Zulieferer zu unterstützen, "damit man weiß, wo es herkommt". Doch das Wichtigste ist und bleibt: "Dass es den Kindern schmeckt!"

Was in der Grafinger Mensa bei den Schülern besonders gut ankommt? "Sie werden es nicht hören wollen", so Stephan Meyerhofer lachend, "was immer gut läuft, ist Schweinebraten mit Knödeln und Blaukraut oder Schnitzel mit Pommes."

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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