Ebersberg:Viele Baustellen

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Die Wohnungsgenossenschaft Ebersberg betreut derzeit fünf Projekte parallel

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Günstige Wohnungen sind schon seit langem knapp im Landkreis, in den vergangenen Jahren hat sich die Lage weiter verschärft. Deshalb gibt die Wohnungsgenossenschaft Ebersberg (GWG) jetzt besonders Gas: Derzeit werden fünf Neubauvorhaben gleichzeitig betreut, durchaus eine Herausforderung für die relativ kleine Genossenschaft, wie Vorstandsvorsitzender Ulrich Krapf bei der Mitgliederversammlung am Freitag im Gasthaus Huber in Oberndorf betonte. Krapf richtete aber auch einen Appell an die Politik, die gerade angesichts der vielen nun hier lebenden Flüchtlinge mehr tun müsse: Sie müsse vor allem genügend Geld für noch mehr Neubauten zur Verfügung stellen, "damit das jetzige Wettrennen um die wenigen bezahlbaren Wohnungen in den Ballungsgebieten nicht zu einem Wettkampf und damit zu sozialen Verwerfungen führen wird".

Die Bilanz über das vergangene Jahr fiel positiv aus, es gebe eine "stabile und positive Entwicklung mit überdurchschnittlichem Wachstum", sagte Krapf. Im vergangenen Jahr hat die Genossenschaft fast 4,9 Millionen Euro in Neubauten investiert, außerdem ein Grundstück in Markt Schwaben für gut 300 000 Euro erworben. Dafür wurden neue Kredite von mehr als 4,3 Millionen Euro aufgenommen. Fertig geworden sind in jüngster Zeit mehrere Projekte, unter anderem der letzte Bauabschnitt der Wohnanlage am Kurt-Rohde-Platz in Ebersberg sowie 17 Wohnungen und fünf Reihenhäuser im Neubaugebiet Zauberwinkel in Poing. In Markt Schwaben werden demnächst Wohnungen in der Loderergasse bezugsfertig; im September ist Einzugstermin für eine Wohnanlage in Holzmassivbauweise in Eglharting.

Doch eine Ruhepause wird es für die Mitarbeiter der GWG auch in nächster Zeit nicht geben: In Poing ist ein Projekt bereits im Bau, hier entstehen 19 Mietwohnungen, eine davon wird rollstuhlgerecht ausgestattet, damit dort auch Mitarbeiter der Steinhöringer Werkstätten wohnen können. Ein weiteres Projekt für 24 weitere Wohnungen an der Bergfeldstraße ist in Planung. Insgesamt wird es dort somit Ende 2018 64 staatlich geförderte Mietwohnungen geben. Es wird sich dann laut Krapf um die größte zusammenhängende Siedlung der GWG handeln. Im gesamten Landkreis wird sich der Bestand der Genossenschaft in diesem Jahr auf 630 Wohnungen erhöhen.

Stolz zeigte sich der Vorstandsvorsitzende auf die moderne und ansprechende Architektur der Wohnanlagen, die nicht als Sozialwohnbauten zu erkennen seien. Und sehr zufrieden ist Krapf auch mit dem Mietniveau: In Ebersberg beispielsweise zahlen die Bewohner der neuen Anlagen durchschnittlich sechs Euro pro Quadratmeter, in Poing und Kirchseeon 6,25 Euro. In allen, auch den älteren Wohnanlagen, sind laut Krapf die Mietnebenkosten geringer als im bayerischen Durchschnitt. Das liege unter anderem daran, dass man die Altbauten energetisch saniert habe und die Heizanlagen technisch auf dem neuesten Stand seien. Je nach Wohnungsgröße betrügen die jährlichen Einsparungen zwischen 350 und 700 Euro, "quasi eine Monatsnettomiete", sagte Krapf.

Trotz aller Erfolge gab es auch einige kritische Anmerkungen: Wichtig wäre es nach Ansicht des GWG-Vorstandsvorsitzenden, dass die Baukosten im sozialen Wohnungsbau gesenkt werden. Energetische, schallschutztechnische und Brandschutzanforderungen hätten in den vergangenen Jahren die Baukosten "unnötig in die Höhe getrieben", sagte Krapf. Eine Absenkung auf das Niveau von 2010 wäre in seinen Augen sinnvoll. "Auch damals haben wir bereits hochwertige Wohnanlagen gebaut, die heute noch die Anforderungen der Mieter voll erfüllen. Die gestiegenen Baukosten gefährden die Wirtschaftlichkeit neuer Bauvorhaben." Zudem appellierte Krapf auch an andere Investoren, sich am Bau preiswerter Wohnungen zu beteiligten, alleine könne die GWG den Bedarf nicht abdecken.

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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