Ebersberg:Verlorene Schätze

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Denkmalwürdig hin oder her - oft sind historische Gebäude dennoch schwer zu erhalten. Drei Beispiele aus dem Landkreis

Von wieland Bögel, Ebersberg

Das Wort Denkmalschutz löst, je nach Betrachter, sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Für die meisten ist ein altes Haus, das sich mit diesem Attribut schmücken darf, ein interessantes Zeugnis früherer Zeiten, vielleicht sogar eine Attraktion, wo sich ein Besuch lohnt, wie jedes Jahr beim Tag des offenen Denkmals wieder zu beobachten ist. Ganz anders sieht es dagegen aus, wenn Eigentümer historischer Bauten über Denkmalschutz sprechen.

Da fällt dann meist eher früher als später das Wort "Enteignung". Ganz ähnlich sah das auch der Vorsitzende der Landshamer Brennereigenossenschaft, Emmeran Königer, als es vor etlichen Jahren Bestrebungen in der Gemeinde gab, das 110 Jahre alte Brennereigebäude unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Da ließen die Landshamer Brennereigenossen lieber Tatsachen sprechen. Kurz bevor der Gemeinderat eine Veränderungssperre für das Brennereiareal beschließen konnte, rückten die Bagger an und ebneten das malerische Gemäuer ein. Statt der historischen Industriearchitektur soll künftig ein neuer Dorfplatz für Märkte, Feste oder einfach nur als Treffpunkt die Landshamer Mitte prägen: Die Gemeinde hat bereits begonnen, ihn anlegen lassen, das Grundstück hat man der Genossenschaft für rund 1,5 Millionen Euro abgekauft.

Den Besitzer gewechselt hat kürzlich auch ein anderes Baudenkmal: die historische Wax-Villa in Markt Schwaben wurde Anfang Oktober in neue Hände gegeben. Und hoffentlich in bessere, hofft man bei der Gemeinde und beim Denkmalamt. Denn das kurz vor dem Ersten Weltkrieg in neugotischem Stil errichtete Haus ist in einem erbärmlichen Zustand. Bereits seit 2009 mahnt das Denkmalamt eine baldige Sanierung an, passiert ist bislang aber nichts - außer, dass das Haus immer weiter verfällt. Das Dach und die Wände sind undicht, so dass das Regenwasser eindringen kann, was wiederum zu weiteren Löchern im Mauerwerk führt. Im vergangenen Jahr mussten die letzten Bewohner ausziehen, weil die Behörden das Haus als akut einsturzgefährdet einstuften. Das nahmen die damaligen Eigentümer prompt zum Anlass , den Abriss zu beantragen - was allerdings nicht genehmigt wurde. Der neue Eigentümer, der das historische Gebäude über eine Immobilienseite des Denkmalschutzamts erworben hat, soll nach Angaben aus dem Markt Schwabener Rathaus aber daran interessiert sein, die Wax-Villa wieder herzurichten.

Renovierungsbedarf gibt es auch in Ebersberg, nämlich bei der im 18. Jahrhundert entstandenen und längst stillgelegten Schlossbrauerei. Diese ist zwar ein bedeutendes Industriedenkmal ihrer Zeit und steht als solches auch unter Schutz - zu sehen ist davon seit gut eineinhalb Jahren indes nichts. Statt der historischen Fassade blickt der Betrachter auf eine unscheinbare Bretterwand - die ihn vor Schaden bewahren soll. Denn aus der alten Mauer hatten sich immer wieder größere Brocken gelöst und waren herabgefallen. Einen Dauerzustand will die Stadt aus der Bretterwand aber nicht machen, der zuständige Ausschuss des Stadtrates hatte bereits im vorigen Jahr ein Sanierungskonzept vom Eigentümer gefordert. Bisher, so Thomas Spindler vom Bauamt, liege ein solches aber noch nicht vor.

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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