Ebersberg:Vereinsmeier von Amts wegen

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Der Landkreis ist Mitglied in 66 Vereinen, Verbänden, Institutionen und Organisationen. Weil das 2,19 Millionen Euro kostet, diskutieren die Kreisräte nun, wo Beiträge eingespart werden können

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wäre der Landkreis eine Person, man müsste ihn als echten Vereinsmeier bezeichnen. Er ist Mitglied oder Sponsor von insgesamt 66 Verbänden, Organisationen und Vereinen. Dies lässt er sich auch einiges kosten, 2016 sind für Mitgliedsbeiträge und Zuschüsse Ausgaben von insgesamt 2,19 Millionen Euro geplant. Dies wurde nun im Kreis- und Strategieausschuss vorgestellt. Etwa ein Drittel der Kosten entfällt allerdings auf sogenannte Pflichtmitgliedschaften etwa bei der Fach- und Berufsoberschule in Erding, dem Zweckverband für Tierkörperbeseitigung, der integrierten Rettungsleitstelle oder dem Zweckverband Realschule Vaterstetten.

Bei einigen der übrigen Punkte, "auch wenn es nur Kleinigkeiten sind", könne man aber durchaus sparen, befand Alexander Müller (FDP) und präsentierte bereits Vorschläge. So ist der Landkreis etwa seit 20 Jahren Mitglied im Verein "EBE-Online", der unter anderem Computerkurse mit Schwerpunkt Internet anbietet und auch öffentliches Surfen veranstaltet. "Das war vielleicht sinnvoll in der Anfangszeit des Internet", meinte Müller, aber heute habe doch jeder Internet zu Hause. Ebenfalls nicht mehr ganz zeitgemäß fand Müller die Mitfahrzentrale, eine Online-Vermittlung für Fahrgemeinschaften. Tatsächlich sind sowohl die Zahl der Seitenaufrufe als auch der Suchanfragen auf dem Portal in den vergangenen fünf Jahren etwa um die Hälfte zurückgegangen.

Die Mitgliedschaft im Zweckverband der Vaterstettener Realschule ist zwar teuer, gehört aber zum Pflichtprogramm. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Daher solle die Mitfahrzentrale, wie zum vergangenen Jahreswechsel bereits der Nachtexpress, möglichst noch in diesem Jahr gekündigt werden, sagte auch die Finanzmanagerin des Kreises, Brigitte Keller. Im Gegensatz zur Einstellung der kaum mehr nachgefragten Nachtbuslinie, die zuletzt 120 000 Euro im Jahr gekostet hatte, wird man dadurch aber nicht viel sparen: die finanzielle Beteiligung des Landkreises an der Mitfahrzentrale beträgt jährlich 3700 Euro. Noch geringer wäre die Ersparnis, würde man den Zuschuss an EBE-Online streichen: ganze 288 Euro pro Jahr. Für Keller ist das daher "eine rein ideelle Förderung", außerdem habe der Verein durchaus noch seine Berechtigung, befand Keller: "Es ist eigentlich ein Stammtisch zur Unterstützung der Älteren."

Müller stellte auch die Frage, ob es nötig sei, dass der Landkreis jährlich 25 500 Euro für die Beteiligung am "Zweckverband Schwangerenberatung München Ost" ausgibt. Schließlich habe das Gesundheitsamt ein eigenes Angebot. Dies sehe man bei der Verwaltung ähnlich, sagte Keller, allerdings sei der Ausstieg eines Mitgliedes wegen der Satzung des Zweckverbandes schwierig. "Wir versuchen schon seit zwölf Jahren raus zu kommen," ergänzte Zentralabteilungsleiter Andreas Stephan, "es ist nicht einfach." Vielleicht sollte man den Zweckverband besser beibehalten, sagte hingegen Reinhard Oellerer (Grüne): "Schwangerenberatung ist ein wichtiges Thema, da muss man schon genau überlegen." Der Stellvertretende Landrat Walter Brilmayer (CSU), der die Sitzung leitete, schlug vor, bis zum nächsten Sozial- und Familienausschuss zunächst einmal genau zu klären, wie stark die Angebote des Zweckverbandes angenommen werden. Dann könne man über das weitere Vorgehen entscheiden.

Bei der Schulmitgliedschaft des Kreises beim Deutschen Museum könne man daher ruhig mehr ausgeben, befand Christian Eckert (Bayernpartei). Hierbei sponsert der Landkreis den Museumsbesuch jedes Schülers mit 60 Cent. Eckert bemängelte allerdings, dass bislang nur das Vaterstettener Gymnasium und die Comenius-Förderschule in Grafing in den Genuss der Förderung gekommen sind. Dies liege an den Schulen selbst, erklärte Brigitte Keller, bislang hätten nur die beiden in Grafing und Vaterstetten Interesse an den vergünstigten Museums-Eintrittskarten gezeigt.

© SZ vom 01.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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