Ebersberg:Verdichtete Aussage

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Jazzmusiker erfreuen Publikum mit universellen Stilformen

Von Claus Regnault, Ebersberg

In der anheimelnden "Zimtblüte" Ebersberg herrschte zuletzt Konfusion - oder war vielmehr die Band Confusion zu Gast. Die versteht sich selbst als "Funk-Rock-Jazz-Fusion-Soul-Blues-Latin-Band", also als universelle, alle Stilformen des Jazz übergreifende Gruppe. An dem Abend fehlten allerdings zwei maßgebliche Teilnehmer, ja Gründerväter dieser Formation, der Dorfener Altsaxofonist Walter Ruckdeschel und der von einer schießwütigen Hexe heimgesuchte Grafinger Percussionist Frank Haschler, wobei für den Ersteren der Pfaffenhofener Tenorsaxofonist Christoph Hörmann einsprang.

Mit der Selbstbeschreibung hat die Gruppe den Mund wohl etwas voll genommen, denn was sie bot, war überwiegend rockig beeinflusster Funk und ein bisschen Latin. Der Blues, die sowohl für Rock als auch für Jazz maßgebliche Basis, war selbstredend auch dabei. Simpel gesagt: Blues und Rock sind Lehrstoff der Grundschule, für den Jazz muss man schon aufs Gymnasium gehen.

Und es war laut. Dafür sorgten in erster Linie die stark vom Rock beeinflussten Gitarristen Dieter Geitz und Werner Bornschlegl, Bass, sowie der Keyboarder, der Steiermärker Bertram Liebmann, mit ihren elektronisch verstärkten Instrumenten. Schlagzeuger Erwin Rieder brauchte keine Verstärkung, weil er auf seinem Instrument einen schlagkräftigen Einheitsbeat vorlegte. So wäre der erste Set überwiegend rocknah verlaufen, wenn nicht die beiden Melodieinstrumente - Tenorsax durch Hörmann, Trompete und Flügelhorn durch Gabriel Keogh - das improvisatorische Jazzelement eingebracht hätten. Die beiden Letzteren sind überzeugende Gestalter der jazzigen Chorusphrasierung, der Nordire Keogh vor allem in seiner Fähigkeit zu berührender Balladengestaltung. Aber auch Geitz an der Gitarre und vor allem Liebmann am E-Piano schlugen in ihren zum Teil ausgedehnten Improvisationen die Brücken zum Jazz.

Man konnte auch erleben, wie sich ein Konzert in seinem Verlauf zu verdichteter Aussage und Routineüberschreitung entwickeln kann. So war es im ersten Set nach Titeln wie "Unit 7", "Tin Tin Deo" und "Six Pack" eine Komposition von Walter Ruckdeschel mit dem Titel "No Blues", ein rhythmisch scharf akzentuiertes, boppiges Blues-Thema, welches wie ein Aufwecksignal Leben in das gemeinsame Spiel und in die Reaktion der Zuhörer brachte. Und von da ab spielte die Gruppe mit wachsender Intensität, sehr zum Vergnügen des zahlreichen Publikums.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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