Ebersberg:Unvergesslicher Abschied

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Eine feine Dame, die die schönen Künste liebt: Ruth Halisch war beim Ebersberger Frauenfrühstück eine beliebte Referentin. Nun hört sie auf. (Foto: Christian Endt)

Nach zwanzig Jahren als Referentin des Ebersberger Frauenfrühstücks zieht sich Ruth Halisch zurück

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

"Aufhören, wenn es am schönsten ist", das dachte sich Ruth Halisch, als sie im November nach zwanzig Jahren ihren letzten Vortrag beim Ebersberger Frauenfrühstück hielt - über Königin Marie Therese von Bayern. Danach wurde die beliebte Referentin mit stehenden Ovationen verabschiedet. "Ich muss sagen, die Reaktionen haben mich sehr bewegt und werden mir immer unvergesslich bleiben", erzählt sie. Die Vorträge beim Frauenfrühstück seien Teil ihres Lebens geworden, "deshalb gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge".

Ruth Halisch ist eine feingliedrige Dame, sorgfältig gekleidet und frisiert, "eine von der alten Garde", wie sie selbst sagt. Mit klugen, hellen Augen betrachtet sie ihren Gesprächspartner, während sie erzählt. Ihr Interesse ist, wie sie schmunzelnd bemerkt, "recht bunt gefächert", der Schwerpunkt jedoch liegt bei geschichtlichen und musikalischen Themen. "Musik habe ich ja auch unterrichtet", erzählt die passionierte Klavierspielerin, die in ihre Referate immer gerne Klavierstücke einbaute. "Sehr gerne Beethoven, aber auch Mozart, Chopin und vor allen Dingen Schubert." Letzterem widmete sie ihr erstes Referat beim Frauenfrühstück: "Franz Schubert - Leben und Werk" lautete der Titel. Fünf Jahre später folgte ein zweiter Vortrag, bei dem die "Winterreise" im Mittelpunkt stand. An diesen erinnert sie sich besonders gerne zurück, "das hat natürlich auch sehr gut zum November gepasst."

Die Ebersbergerin spricht sehr bedacht, ruhig, konzentriert. Hin und wieder blickt sie zu ihrem Mann, bittet ihn etwas zu holen oder eine Geschichte zu erzählen. Der Jurist ist nur zu gerne bereit, den Wünschen seiner Frau nachzukommen. Wie sie sich kennengelernt haben? "Bei einem Abendessen", erinnert sie sich. Sie seien zufällig an einen Tisch gesetzt worden und ihr Mann habe zu dem servierten Gänsebraten bemerkt, der schmecke "wie zu Hause". "So haben wir festgestellt, dass wir beide aus Schlesien stammen." Geheiratet hat das Paar einige Jahre später, 1966.

Nichts Belehrendes hat es, wenn Halisch über Kunst spricht, nichts Prätentiöses. Die zarte Frau mit der sanften Stimme strahlt von innen heraus, wenn sie von ihren Lieblingskomponisten erzählt. Doch auch das Thema, mit dem sie sich die vergangen Jahre beschäftigte, verfolgt sie leidenschaftlich: Starke Frauen, Persönlichkeiten, die die Welt prägten und "trotzdem in der Geschichtsschreibung häufig zu kurz kommen", so Halisch. Ihre letzten Vorträge widmete sie den bayerischen Monarchinnen. Für die Vorbereitung hat sie sich dabei stets viel Zeit genommen: "Ich bin immer nach München in die Stadtbibliothek gefahren", erzählt sie.

Die gebürtige Schlesierin hat sich eine neue Heimat in Oberbayern aufgebaut und pflegt Freundschaften unter anderem mit ehemaligen Schülern und Kollegen. Noch heute spürt man die Begeisterung der ehemaligen Lehrerin für ihre Arbeit, die Zeit ihres Lebens mehr als nur ein Brotberuf war. Sie bekommt regelmäßig Einladungen zu Klassentreffen ihrer ehemaligen Schüler. "Das genieße ich sehr", sagt sie lächelnd. Musik, Erziehungskunde und Textverarbeitung, ein Fach aus dem kaufmännischen Zug - das waren ihre Fächer. "Einmal habe ich für zwei Jahre als Vertretung auch Zeichnen gegeben", erinnert sie sich, während sie nach zwei großen Ordnern greift, in denen sie einige ihrer zeichnerischen Werke aufbewahrt. "Ich habe mich mit dem Gebiet der Grafik beschäftigt", erzählt sie beim Durchblättern. Kalligrafische Gruß- und Speisekarten, zarte Bleistiftzeichnungen und Abschriften von Gedichten befinden sich darin. "Meine zeichnerischen Fähigkeiten sind nicht so berühmt", behauptet sie, während die Inhalte der Ordner sie Lügen strafen.

Nach zwanzig Jahren wird Ruth Halisch nun zwar keine Vorträge beim Ebersberger Frauenfrühstück mehr halten, doch frei nach einer anderen Volksweisheit - "Alte Liebe rostet nicht" - werden sie die schönen Künste sicherlich weiterhin beschäftigen.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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