Ebersberg:Unsicherer Zeitplan

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Das Ausweichquartier am Stadtbahnhof könnte für das Grafinger JIG länger nötig sein, als den Jugendlichen lieb ist

Von Thorsten Rienth

GrafingDer eine, Stadtrat Heinz Fröhlich (BfG), fühlt sich schlecht informiert. Die andere, Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne), sieht überhaupt keinen Anlass für Kritik. Nun muss man nicht jedes Hickhack der beiden früheren Parteikollegen mit besonderer Aufmerksamkeit würdigen. Im aktuellen Fall um die Jugendinitiative Grafing (JIG) taugt der Clinch aber sehr wohl zu etwas: Dem Informationsstand der Grafinger.

Um Fröhlichs Kritik zu widerlegen, verweist Obermayr auf E-Mails, die in den vergangenen Tagen zwischen Rathaus und Stadträten hin- und hergingen. Diese beschreiben ein weniger positives Bild der Lage, als sie die Stadt noch vergangene Woche zeichnete. So hatte Obermayr etwa beschwichtigt, dass die Jugendlichen nach der bereits beschlossenen Sanierung in die Rotter Straße 8 zurück könnten - und zwar auf Basis eines klaren Zeitplans. Der Sanierungsbeginn sei nach wie vor für das Jahr 2019 vorgesehen, hieß es. Im Jahr 2020 sollen die Arbeiten fertig sein.

Dabei ist der Ablauf offenbar deutlich unsicherer. Der SZ erklärte Obermayr nämlich am Montag, dass ein konkretes Umsetzungsdatum für die Sanierung gar nicht genannt werden könne. Das hänge mit der "vergaberechtlichen Verpflichtung einer europaweiten Architektenausschreibung" zusammen. Obermayr will darauf in der September-Sitzung des Stadtrats explizit hingewiesen habe. Zumindest in der öffentlichen Sitzungsvorlage findet sich zu dieser Thematik allerdings nichts.

Ein fixer Zeitplan hat aber für den weiteren Verlauf der Angelegenheit wesentliche Bedeutung. Die Stadt ist für den Umzug auf die Zustimmung des JIG angewiesen. So regelt es die Nutzungsvereinbarung. Je unklarer jedoch die Zeitprognose ist, desto unwahrscheinlicher wird diese Zustimmung. Bei den Jugendlichen herrscht ohnehin schon die Sorge, dass selbst die drei bis vier Provisoriumsjahre bis ins Jahr 2020 hinein das Ende des Vereins bedeuten könnten. Die Entscheidung darüber soll bei einer außerordentlichen Mitgliedervollversammlung am Donnerstag, 16. Februar, fallen.

Auch an anderer Stelle gibt es inzwischen eine Relativierung. Wenngleich Konzerte im Kiermeier-Keller "leider schwierig" seien, nannte die Bürgermeisterin die Option vergangene Woche "eine wirklich tolle Location". Eine E-Mail von Jugendpfleger Himo Al-Kass an die Jugendsprecher im Stadtrat beschreibt nun ein anderes Szenario: "Die regelmäßigen Veranstaltungen mit den damit verbundenen Einnahmen sind natürlich überlebenswichtig." Zwar sagte die Stadt den Jugendlichen die umfassende Unterstützung bei der Suche nach alternativen Veranstaltungsorten zu, darunter sogar die Stadthalle. Echte Planbarkeit sieht freilich anders aus.

Am Montag machte schließlich eine Erklärung aus dem Bauamt die Tür auf für eine bislang noch nicht diskutierte Option. "Eine Abtrennung des JIG mit eigenem Heizkreislauf wird derzeit noch untersucht." Sollte das Urteil positiv ausfallen, könnte sich - zurück auf Los - die gesamte Debatte um einen Umzug an den Bahnhof möglicherweise erledigt haben.

Auslöser für deren neuerliches Aufflammen ist eine Beschwerde von Stadtrat Fröhlich am Sonntag. Er klagte in einer E-Mail an die SZ, "dass man es in der Verwaltung bis zum heutigen Tage nicht für nötig gehalten hat, die Stadträte offiziell per Mail oder postalisch über die Evakuierung des JIGs in Kenntnis zu setzen".

Obermayr weist das zurück. Im Gegenteil habe sie bereits am vergangenen Dienstag die Jugendbeauftragten der Stadtratsfraktionen von den Umzugsplänen für das JIG in Kenntnis gesetzt. Auf dem Verteiler steht auch Stadtrat Fröhlich selbst. Zusätzlich verweist die Bürgermeisterin auf die Fraktionssprechersitzung am vergangenen Donnerstag. Hier habe es dann ausführlichere Informationen gegeben. Das konnte das BfG aber nicht wissen, weil es sich für das Treffen entschuldigt hatte. Am Montag erhielt Fröhlich dann Antwort aus dem Bauamt auf seine technische Nachfrage am vorherigen Dienstag. Nach Fröhlichs Ansicht dauerte das alles zu lang. Aus Obermayrs Perspektive ist der Ablauf angemessen.

Freilich nicht in Fröhlichs Lautstärke, aber im Kern doch gleichlautend, rümpften auch andere im Stadtrat die Nase. Schließlich verschickte Obermayr ihre Info-E-Mail an die Jugendbeauftragten erst eine Woche nach dem ersten Treffen mit den JIG-Vorständen. Und damit just an dem Tag, an dem die Umzugspläne öffentlich wurden.

Derweil erhielt der Grafinger Treff eine Solidaritätsadresse vom Ebersberger Jugendzentrum AJZ. Man könne ja darüber reden, ob die Grafinger nicht auch mal den Veranstaltungsraum der Ebersberger nutzen können.

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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