Ebersberg:Über den Tellerrand hinaus

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Die meisten Projekte der "Gesundheitsregion plus" laufen bereits. Aktuell geht es um die Vernetzung der einzelnen Bereiche

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

Kontrovers war die Diskussion im Kreistag über eine Bewerbung für die Förderinitiative "Gesundheitsregion plus" im vergangenen Jahr - durchgesetzt wurde sie dennoch. Seit neun Monaten ist der Landkreis Ebersberg eine von 24 Regionen, in denen das Projekt läuft. Martina Rettenbeck, Leiterin der Geschäftsstelle, sorgt für die reibungslose Kommunikation zwischen den Arbeitskreisen und den aus diesen entstandenen Projektgruppen. "Es ist so, dass vieles noch konkretisiert werden muss", erklärt sie, "dabei sind manche Arbeitskreise schon sehr weit und andere noch in der Findungsphase."

Ein gutes Beispiel sei der Bereich Kindergesundheit, da sei die Entwicklung schon sehr fortgeschritten. "Bevor man richtig starten kann, braucht man aber erst mal eine anständige Ist-Analyse", erläutert Rettenbeck. Zu diesem Zweck hat die Projektgruppe "Kindergesundheit in Institutionen" bereits einen Fragebogen für eine Online-Abfrage erstellt. Im Fokus stehen Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren, abgefragt werden Kindertagesstätten, Horte und Grundschulen. "Das Interesse auf Seiten der Einrichtungen ist groß", so Rettenbeck. Auf ihr Infoschreiben reagierten fast alle Grundschulen im Landkreis sowie 42 Kindertagesstätten. Abgefragt werden soll, wie die Fachkräfte den Gesundheitszustand der Kinder bewerten, sowie welche Gesundheitsangebote die Einrichtungen bereits haben und in welchen Bereichen Unterstützung benötigt und gewünscht wird. "Eine Verpflichtung entsteht für die Einrichtungen dadurch nicht", erklärt Rettenbeck. Viel mehr solle es künftig einzeln buchbare "Gesundheitsbausteine" geben, auf die die Einrichtungen individuell zugreifen können.

Das ist einer der Ansprüche der "Gesundheitsregion plus": Daten sammeln und "zielgerichtete Lösungen für die Region finden", so Rettenbeck. Eine erste Bedarfserhebung fand bereits Mitte Juli vergangenen Jahres statt: Interessierte Fachkräfte haben sich zu diesem Zeitpunkt auf die Arbeitskreise verteilt und diskutiert, was die drängendsten Probleme innerhalb ihrer jeweiligen Felder sind. "Daraus haben sich dann die Projektgruppen und Vorhaben entwickelt", so die Organisatorin.

Carola Schreiner aus der Abteilung Soziales und Bildung des Landratsamtes Ebersberg fügt hinzu: "Das Tolle daran ist das Interdisziplinäre - jetzt wissen die Leute mal, was die anderen tun." Der große Vorteil sei, dass sich unterschiedliche Berufsgruppen untereinander vernetzen. Das schaffe innerhalb der Arbeitskreise das Bewusstsein dafür, was für Anlaufstellen und Möglichkeiten es im Landkreis bereits gebe, erklärt sie. Im Bereich Kindergesundheit werden beispielsweise Fachtagungen speziell für den frühkindlichen Bereich angeboten: Von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter. Dort können sich also beispielsweise Gynäkologen mit Kinderärzten, "aber auch mit Logopäden und Erziehern" kurzschließen.

"Wir haben festgestellt, dass die meisten innerhalb ihres Fachs gut vernetzt sind", ergänzt Rettenbeck, "aber der Blick über den Tellerrand bringt dann eben noch mal andere Ergebnisse." Die Fachtagungen sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Mitte April findet ein Senioren-Fachtag zum Thema "Älter werden aber wie? Körperliche und psychische Gesundheit 55 plus" statt. Im Herbst folgt die Auftaktveranstaltung im Bereich psychosoziale Gesundheit am Arbeitsplatz. "Dazu werden Unternehmen eingeladen - es gibt Vorträge und Workshops zum Beispiel zum Thema Burnout und Suchterkrankungen", erzählt Rettenbeck. Viele Bereiche hängen zu einem gewissen Grad zusammen, so Schreiner. Bei der Projektgruppe "Fachkräftegewinnung Pflegeberufe" spielen Faktoren wie Gesundheit am Arbeitsplatz und bezahlbarer Wohnraum eine große Rolle. Deshalb seien die Abfragen der Ist-Stände und die folgenden Bedarfsanalysen als Handlungsgrundlage so wichtig.

Trotz anfänglicher Skepsis "wird die Gesundheitsregion plus gut angenommen." Gerade aufgrund der anfänglichen Kontroverse habe man sehr darauf geachtet, bei den beiden Informationsveranstaltungen vergangenen Jahres die Förderinitiative ausführlich zu erklären. Viel dazu beigetragen habe auch Landrat Robert Niedergesäß. "Ihm war es wichtig, alle Partner von Anfang an gut mit einzubinden und das Gesundheitsforum unter Beteiligung aller Mitwirkenden zu besetzen", so Rettenbeck. Diese Herangehensweise und die "transparente Kommunikation" habe inzwischen viel dazu beigetragen, die Zustimmung der Beteiligten zu erlangen. "Alle Mitwirkenden sind mit viel Engagement dabei."

© SZ vom 09.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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