Ebersberg:Total versumpft

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Hier ist Schluss: Die Fahrbahn der Brückenzufahrt ist so schadhaft, dass sie nicht mehr befahren werden darf. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit einigen Tagen ist die Brücke über die Ebersberger Südumgehung gesperrt, weil sich der Boden gesenkt hat. Die Straße hätte nie durch das Laufinger Moos gebaut werden dürfen, sagen nun die Gegner der Umfahrung

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Nichts geht mehr auf der Brücke über die B 304 im Laufinger Moos. Seit gut einer Woche ist der Übergang der Ebersberger Südumgehung bereits gesperrt. Grund sind große Löcher in der Fahrbahn, welche die Verkehrssicherheit so stark beeinträchtigen, dass das zuständige Staatliche Bauamt in Rosenheim die Brücke komplett sperrte. Wann der Verkehr hier wieder fließen kann ist unklar, möglicherweise kann die Sperrung noch Monate dauern.

Sicher ist derzeit nur, so Christian Rehm, Bereichsleiter für den Straßenbau im Bauamt Rosenheim, dass sich der Damm, auf dem die Zufahrt zur Brücke verläuft, "massiv gesetzt hat". Mit der Folge, dass die Fahrbahn große Risse und auch Löcher aufweist. Die Brücke selbst ist nicht betroffen, erklärt Rehm, aber ohne geeignete Zufahrt eben auch nicht benutzbar. Wie groß der Schaden ist, könne man derzeit noch nicht absehen, sagt Rehm, man sei noch dabei, sich ein Bild von der Lage zu machen. Davon hängt letztlich ab, welche Sanierungsmaßnahmen nötig werden und wie lange die Brücke gesperrt bleiben soll. Viel Hoffnung auf eine schnelle Wiedereröffnung macht Rehm indes nicht, es könne durchaus möglich sein, dass man die Dämme auf beiden Seiten der Brücke komplett abtragen und neu aufschütten muss.

Dass sich die Dämme gesenkt haben, hat laut Rehm mit der Beschaffenheit des Bodens zu tun. Das Terrain im Laufinger Moos sei "sehr setzungsempfindlich". Daher habe es auch vor dem Bau der Umgehung ein geologisches Gutachten gegeben, in welchem genau festgelegt wurde, wie auf dem moorigen Boden zu bauen sei. So wurden beispielsweise für das Fundament der Brücke große Betonpfähle in den Boden gesetzt. Rehm hält es daher für "vorstellbar, sogar für wahrscheinlich", dass bei der Errichtung des Dammes "Fehler begangen wurden". Für deren Beseitigung wird wohl die Allgemeinheit aufkommen müssen, denn die Garantie für Bauten, die sogenannte Gewährleistungspflicht, endet nach fünf Jahren. Man werde aber prüfen, ob man dennoch Geld von den Baufirmen zurückverlangen könne.

Auch unter der Brücke könnten bald die Bagger anrücken müssen. Denn die Straße selbst weist ebenfalls Mängel auf, an einigen Stellen haben sich in den vergangenen Jahren Unebenheiten bis hin zu regelrechten Bodenwellen gebildet. Ursache ist auch hier die Senkung des Moorgrundes. "Da ist sicher irgendwann eine Sanierung fällig", sagt Rehm, einen Termin dafür gebe es aber noch nicht.

Dass es mit der Umfahrung Probleme geben könnte, davor hatten die Gegner des Projekts, allen voran die Ebersberger Grünen, bereits vor dem Bau der Straße im Moor gewarnt. Grünen-Vorstandsmitglied Käte Moder, die sich auch als Sprecherin der Initiative Laufinger Moos (ILM) stets gegen die Umgehung eingesetzt hat, sieht sich durch die Brückensperrung bestätigt. Besonders freuen mag sie sich darüber indes nicht, denn "wenn Steuergelder auf diese Art und Weise verschleudert werden, kann man nicht froh sein". Und Geld sei nicht das einzige, was durch den Bau der Straße verloren gegangen ist, sagt Moder, "die Natur hat kräftig gelitten". So seien etwa die früher im Ziegelgraben ansässigen Elritzen komplett verschwunden. Andere Tiere, wie Gelbbauch-Unken, Mauersegler und Fledermäuse, die es vor dem Straßenbau im Laufinger Moos in großer Zahl gegeben habe, seien, wenn überhaupt, nur noch vereinzelt anzutreffen. "Und das alles für eine solche Schrott-Straße." Moder weist darauf hin, dass schon vor dem Bau genügend Fachleute auf die Risiken hingewiesen hätten, "aber die Ebersberger CSU-Politiker haben das durchgedrückt."

Was er nach wie vor für eine gute Entscheidung halte, sagt Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). "Die Straße an sich ist sinnvoll, der ganze Verkehr, der jetzt dort fährt, ist früher durch Ebersberg gefahren." Dass es nun Probleme gibt, liege nicht an der Straße an sich oder an ihrem Verlauf, sondern an der Ausführung der Arbeiten: "Aus Sicht der Stadt ist sie richtig platziert, aber eben nicht richtig gebaut." Grundsätzlich sei der Straßenbau auf einem Terrain wie im Laufinger Moos durchaus möglich, so der Bürgermeister, anderswo funktioniere das schließlich auch, "es sind einfach Baumängel, die man hätte verhindern müssen". Dringender als die Beantwortung der Frage, wer wann etwas gewusst oder falsch gemacht hat, ist für den Bürgermeister jetzt aber, dass die Brücke bald wieder benutzbar ist. "Das ist eine wichtige Verbindung zwischen der Stadt und den Dörfern", sowohl für die Landwirtschaft als auch für Erholungssuchende.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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