Ebersberg:Tonnenweise Akten

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Viel Beton, kaum Fenster: Die wertvollen Unterlagen sind durch dicke Mauern geschützt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Ebersberger Spedition Reischl eröffnet ein Archivierungszentrum

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Mit einer Taschenlampe leuchtet Georg Reischl zur Decke der Lagerhalle. "Sechs Meter ist das Erdgeschoss hoch, hier werden dann sieben mal drei Meter große Container gelagert", sagt der Speditionsunternehmer. Er knipst die Taschenlampe aus, es wird wieder dunkel. "Licht gibt es hier leider noch nicht", sagt Reischl.

In der Schwabener Straße hat die Spedition Reischl ein dreistöckiges Gebäude errichten lassen, Ende April werden die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Als Archivierungszentrum soll das Gebäude künftig dienen, archiviert werden hier aber nicht etwa archäologische Fundstücke oder historische Bücher, sondern vor allem Akten. Von Versicherungen, Banken, Anwaltskanzleien oder auch von öffentlichen Einrichtungen. "Generell eben überall da, wo viel Papierkram anfällt", wie Erich Nadler erklärt. Nadler ist in der Spedition Reischl federführend für die Betreuung des Archivs zuständig und Ansprechpartner für die Kunden, die dort Tonnen von Papier einlagern werden. Bis zu 300 Container können auf den 8000 Quadratmetern Lagerfläche Platz finden, "aber so viele Kunden haben wir auch noch nicht", sagt Nadler, auch wenn das Interesse bereits groß sei. Gerade im Bereich Versicherungen und Pharma gelten oft lange Aufbewahrungsfristen, reglementiert ist dabei auch, wie die erfassten Daten gelagert werden müssen, schließlich ist darunter auch sensibles Material. Feuer- und wasserfest seien die Container von Reischl deshalb, wie Erich Nadler erklärt.

Schön sieht es nicht aus, das Archivierungszentrum, raumeinnehmend steht der graue Klotz vor Wohnhäusern in der Schwabener Straße, wenige Fenster, viel Beton. "Dafür aber werden die Anwohner vor Lärm geschützt", sagt Georg Reischl. Mit Lärmschutzwänden im Zufahrtsbereich sollen die Menschen in der Umgebung vor dem Lärm der Lkw abgeschirmt werden, "dann werden die auch von der Straße nichts mehr hören", sagt Reischl und deutet auf die Häuserreihe hinter sich.

Kurz vor Inbetriebnahme des Archivierungszentrums ermöglicht die Firma Reischl einen Blick hinter die Mauern des Gebäudes. Reischl schreitet über den kiesigen Grund der Baustelle, einer seiner Enkel wuselt um ihn herum, auch in Zukunft soll das Unternehmen in Familienhand bleiben. Mit von der Partie ist auch Alexander Gressierer vom Ebersberger Ortsverband der CSU, er hat die Infoveranstaltung mit organisiert, "um die Ebersberger auf dem aktuellen Stand zu halten, was sich hier wirtschaftlich tut". Natürlich ist das auch ein Stück Eigenwerbung für die CSU, für das Unternehmen Reischl sowieso.

In der Archiv-Branche ist das Unternehmen bereits seit 2008 aktiv, doch bisher eher im kleinen Stil. Für das neue Archivierungszentrum brauche das Unternehmen künftig auch bis zu 30 neue Mitarbeiter, erklärt Nadler, je nachdem, wie schnell sich die Hallen mit Containern füllen. Angeboten wird den Kunden ein Rundum-Service: Von der Abholung der Akten mit dem Lkw über die Digitalisierung der Daten und eben deren Lagerung.

Einsortiert werden die vielen Ordner aber nicht nur physisch, sondern auch digital, die Kunden können jederzeit einzelne Daten oder Ordner anfordern, per Express-Lieferung gelangen die angeforderten Daten dann schon in wenigen Stunden zurück zum Kunden. Und freilich gehört auch die Vernichtung von Akten mit zum Geschäft, ein handelsüblicher Akten-Schredder reiche dafür aber bei weitem nicht aus, sagt Kunden-Betreuer Nadler und lacht. "Da braucht es schon eine große Maschine."

An diesem Samstag wird der wenig bekannte Tag der Archive begangen, da passen die Bauarbeiten der Firma Reischl gut ins Bild. Sorgfältiges Arbeiten und Vertraulichkeit, das mache ein gutes Archiv aus, sagt Nadler. Gut erinnert er sich noch an den Einsturz des Historischen Archivs in Köln im März 2009. Damals gingen Unmengen historischen Materials für immer verloren. "Das kann bei uns nicht passieren, auch dank der Container", versichert er.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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