Ebersberg:Suche nach Zukunftsstrategien

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Große Ehre für Alois Glück (Mitte): Kardinal Reinhard Marx (links) und Hans Tremmel, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken, überreichten ihm die Korbiniansmedaille. (Foto: Christian Endt)

Diözesanrat der Katholiken tagt im Alten Speicher

Kardinal Reinhard Marx hat sich dagegen ausgesprochen, die Seelsorge in immer größeren Pfarrverbänden zu organisieren. "Die Kirche vor Ort ist von außerordentlicher Bedeutung. Wir würden viele Chancen vergeben, wenn wir uns von den territorialen Wurzeln zurückziehen", sagte der Erzbischof von München und Freising bei der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising am Samstag im Alten Speicher in Ebersberg.

Es gehe um "Sichtbarkeit vor Ort". Allerdings müsse diese unter den aktuell gegebenen Bedingungen organisiert werden - die Diskussion um die Zulassungsbedingungen zum Priesteramt, etwa um viri probati, werde weitergehen. Marx sagte, im vergangenen Jahr sei lediglich ein neuer Kandidat ins Priesterseminar der Erzdiözese eingetreten. Es gelte, die Pastoral an den vorhandenen Ressourcen auszurichten: "Und da sagen Tausende: Mir ist es wert, mitzuwirken in der Arbeit der Gemeinde." Auf diese Berufungen müsse der Blick gerichtet werden. Der Erzbischof kündigte an, am Montag, 20. März, der Öffentlichkeit ein Pilotprojekt des Erzbistums vorzustellen, mit dem alternative Modelle der Leitung von Pfarreien, auch durch Teams aus haupt- und ehrenamtlichen Laien, erprobt werden sollen.

Oberste Priorität habe für die Arbeit der Kirche nach Einschätzung der deutschen Bischöfe die Evangelisierung. Diese sei aber nicht als "Rückeroberung" oder "Rekrutierung für die Kirche" zu verstehen. "Evangelisierung bedeutet, die ganze Welt, die Kultur der Menschen mit der Figur Jesu von Nazareth in Berührung zu bringen." Verfehlt sei, wenn die Pfarreien nur selbstbezogen die Frage stellten: "Was wird aus uns?" Stattdessen müssten sie fragen: "Was wird aus der Welt, aus unserer Stadt, aus unserem Stadtviertel?" Christen müssten ein Zeichen für alle sein, dass die große Hoffnung des Evangeliums in der Welt bleibe. "Wir wollen, dass die Menschen zu uns sagen: Es ist gut, dass ihr da seid!" Die rund 180 Delegierten des Diözesanrats befassten sich bei der Vollversammlung unter dem Motto "Ach Europa! Bist du noch zu retten?" mit der Krise der Europäischen Union. Zum Abschluss der Vollversammlung feierten die Delegierten einen gemeinsamen Gottesdienst.

Im Rahmen der Vollversammlung wurde auch der ehemalige bayerische Landtagspräsident und von 2009 bis 2013 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, mit der Korbiniansmedaille geehrt. Monsignore Klaus Peter Franzl, Bischöflicher Beauftragter für den Diözesanrat, würdigte Glück in der Laudatio für sein "weit überdurchschnittliches und inspirierendes Engagement". Sein Glaube sei für den überzeugten Katholiken die "Basis jeglichen Engagements". Die Korbiniansmedaille wird vom Erzbischof von München und Freising für besonderen ehrenamtlichen Einsatz in der Erzdiözese München und Freising vergeben. Sie ist benannt nach dem Heiligen Korbinian, Patron des Erzbistums und erster Bischof des Vorgängerbistums Freising, der im achten Jahrhundert als Wanderbischof den christlichen Glauben in Altbayern verkündete.

© SZ vom 20.03.2017 / moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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