Ebersberg:Strafe statt Zinsen

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Für Kommunen, die Geld bei der Kreissparkasse anlegen, wird das künftig ein Minusgeschäft. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Kreissparkasse verlangt künftig "Verwahrentgelte" von den Kommunen - das wollen diese nicht einfach so hinnehmen

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Älteren erinnern sich: Früher gab es Zinsen, wenn man Geld bei Banken und Sparkassen zur Verwahrung gab. Jetzt ist es umgekehrt: Kommunen, die Geld auf Konten der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg liegen haben, sollen von Februar an sogenannte "Verwahrentgelte" zahlen, sofern ihre Einlagen eine bestimmte Grenze überschreiten. Doch so einfach hinnehmen wollen Bürgermeister und Kämmerer die Situation nicht. Zwar habe er Verständnis dafür, dass sich auch die Sparkasse am Weltmarkt orientieren müsse, sagt etwa Plienings Bürgermeister Roland Frick (CSU). Dennoch müsse es erlaubt sein, sich nun Gedanken über alternative Anlagemöglichkeiten zu machen.

Hintergrund der Entscheidung der Kreissparkasse ist die anhaltende Niedrigzinspolitik auf den Kapitalmärkten. Auch die Sparkassen selbst müssen nun 0,4 Prozent Strafzins zahlen, wenn sie ihr Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) aufbewahren. Zum Teil geben sie diese Strafzinsen jetzt an ihre Kunden weiter, noch nicht an Privatleute, aber an die Kommunen. Post mit diesem unerfreulichem Inhalt ist auch in den Rathäusern im Landkreis angekommen, "das hat mich aus heiterem Himmel getroffen", sagt Marianne Staudinger, Kämmerin in Anzing.

Zwar gibt es gewisse Freibeträge, die sich daran orientieren, wie viel Geld die Gemeinden in den vergangenen Jahren im Durchschnitt auf den Konten hatten, dennoch trifft die neuen Politik der Kreissparkasse gerade jene Gemeinden hart, die noch auf ein schönes Rücklagenpolster stolz sind. 3,5 Millionen sind es in Anzing, nicht alles liegt bei der Kreissparkasse, aber doch einiges. "Wir werden versuchen, das auf andere Banken zu verteilen", sagt Staudinger. Doch das sei nicht so einfach: Zum einen sei zu befürchten, dass andere Banken bei den Strafzinsen nachziehen, zum anderen müsse klar sein, dass das Geld wirklich sicher angelegt ist. "Hier in Anzing fehlt uns auch die Erfahrung mit anderen Geldanlagen", räumt Staudinger ein.

Auch in anderen Gemeinden loten Kämmerer bereits aus, was die anderen Kreditinstitute im Angebot haben. Er werde allen sechs Kommunen in der Verwaltungsgemeinschaft Glonn jedenfalls dazu raten, die Sparkassenkonten bis auf den Freibetrag abzuräumen, sagt der dortige Finanzfachmann Markus Zistl. Zwar habe man sich längst von dem Gedanken verabschiedet, selbst noch Zinsen für Einlagen zu kassieren, "aber es ist nicht vermittelbar, wenn man bei der Sparkasse 0,4 Prozent Strafzinsen zahlt und bei den anderen Banken nichts". Aus Gründen der Regionalität hatten bisher alle Mitgliedsgemeinden ihre Konten bei der Sparkasse.

Den Spagat, weiter mit regionalen Anbietern zusammenzuarbeiten und gleichzeitig dabei nicht zu viel Geld zu verlieren, wollen auch andere Gemeinden bewältigen. Zorneding etwa, wo man immerhin über fünf Millionen Euro Rücklagen verfügt, zum großen Teil auf Konten der Kreissparkasse. Man wolle Angebote von Banken im näheren Umkreis einholen, sagt Bürgermeister Piet Mayr (CSU), doch es stehe zu befürchten, dass bald überall Strafzinsen erhoben würden. Wichtig sei, dass die Anlage sicher sei: "Wir stürzen uns jetzt nicht deshalb in finanzielle Abenteuer", sagt Mayr, der zumindest in dieser Hinsicht gern an vergangene Zeiten zurückdenkt: Früher habe man allein mit den Zinsen vier Stellen im Rathaus finanzieren können, erzählt er. Weiter könnte man von dieser komfortablen Situation heute kaum entfernt sein.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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