Ebersberg:Stille an der Friedenseiche

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Die Heilig-Geist-Kirche in Ebersberg schweigt derzeit, da die beiden großen Glocken repariert werden müssen. Bei der evangelischen Gemeinde hofft man nun, dass die Arbeiten bis Weihnachten beendet sind. (Foto: Christian Endt)

Evangelische Kirchengemeinde wartet weiter auf ihre Glocken

"Eine Kirche ohne Glocken ist wie Weißwurst ohne Senf" - das war der erste Kommentar eines Kirchenvorstehers der Evangelischen Kirchengemeinde in Ebersberg, als im September dieses Jahres plötzlich das Geläut stillgelegt werden musste. Bei einer routinemäßigen Wartung an der Ebersberger Heilig-Geist-Kirche wurden schwerwiegende Schäden an Welle und Lager der beiden größeren Glocken festgestellt, die seit über 60 Jahren der Witterung frei ausgesetzt sind. Im ungünstigsten Fall hätten sie beim Läuten herunter stürzen können. Im Schwung erreicht die größte Glocke eine Masse von 2400 Kilogramm, "höchste Gefahr also", heißt es von der Kirchengemeinde. Diese stand nun vor der Herausforderung, rund 15 000 Euro für die Reparatur aufzutreiben - eine stolze Summe, die im Haushaltsplan nicht vorgesehen war.

Doch eine Kirche ohne Glocken, dass da etwas fehlt, das finden viele Leute. Diese Erfahrung jedenfalls mache die Evangelische Gemeinde nach eigenem Bekunden derzeit. Nachdem die Beschwerden wegen des fehlenden Glockengeläuts nicht mehr aufhörten und sich immer mehr Bewohner des Stadtteils Friedenseiche bei der Gemeinde erkundigten, warum das Tageszeitenläuten nicht mehr zu hören sei, wandte sich Pfarrer Edzard Everts in einem Brief an seine Nachbarn. Neben der Information über den Hintergrund wirbt er in seinem Schreiben um Unterstützung. "Die Reaktion überwältigt mich beinah", so der Ebersberger Pfarrer. "Es sind nicht nur die vielen Spenden, die wir für die Reparatur schon erhalten haben, sondern auch die vielen Schilderungen, welche Rolle das Morgen-, Mittags- und Abendläuten für manchen Ebersberger in seinem Leben spielen."

Rund 11 000 Euro sind auf diese Weise bereits beisammen, es fehlen also noch 4000 Euro. Dass dieser Betrag auch noch zu stemmen ist, daran hat Everts keine Zweifel. Ihn betrübt eher, dass er vielen Spendern nicht direkt danken kann, weil die Spenden ohne Kontaktdaten überwiesen wurden. Die dürften aber auch gerne noch nachgereicht werden, so der Pfarrer. Und vielleicht können die Glocken bereits zu Weihnachten wieder läuten. Das zumindest ist der große Wunsch der Kirchengemeinde. Zwar ist der Zeitplan bei der Glockenbaufirma recht eng gestrickt, was Pfarrer Everts eher skeptisch stimmt. Aber noch hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, "es soll ja auch Wunder geben".

© SZ vom 01.12.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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