Ebersberg:Steile Sache

Lesezeit: 2 min

Ebersberger Stadträte beraten über die Dachform der neuen Grundschulturnhalle

Eine beliebte Klage vor allem in Soziologenkreisen ist die mangelnde Unterscheidbarkeit der Volksparteien. Wahlprogramme und politische Agenda aller demokratischer Parteien hätten sich in vielen Punkten einander angenähert, wissen die Experten. Dass das nicht immer stimmt, hat nun aber der Ebersberger Technische Ausschuss vorgeführt: Rechts und Links unterscheiden sich sehr wohl - und zwar in der Dachneigung.

Um eine solche, nämlich die der geplanten neuen Grundschulturnhalle, ging es in der jüngsten Sitzung. Die Fraktionen waren aufgefordert, sich über die Dachgestaltung der neuen Sportstätte in der Floßmannstraße Gedanken zu machen. Bei der Vorstellung derselben zeigte sich: Konservative lieben es eher spitz, für Linke darf es dagegen gerne auch etwas flacher sein.

Was natürlich rein praktische Gründe hat. Wie Martin Schedo (CSU) erläuterte, ziehe man mit der Forderung nach steilerer Bedachung die Lehren aus der Vergangenheit: "Wir haben nicht viel Glück gehabt mit unseren Flachdächern", etwa jenem in der Turnhalle Baldestraße, "das hat ständig unter Wasser gestanden." Daher seien die Christsozialen für ein Sattel- oder zumindest ein Pultdach. Ein solches hält nach Meinung des Zweiten Bürgermeisters Toni Ried (FW) nicht nur dem hier herrschenden Klima besser stand, angesichts der zahlreichen spitzen Dächer in der Nachbarschaft der neuen Halle, "wäre ein Flachdach ein städtebaulicher Fehler."

Für Philipp Goldner (Grüne) wäre es dagegen ein solcher Fehler, wenn man auf ein Flachdach verzichte. Gerade weil die Umgebung städtebaulich sensibel sei, solle man die Halle so unauffällig wie möglich gestalten: "Das wird ein massiver Bau, da soll nicht noch etwas aufragen." Auch bei der SPD will man es weniger steil: "Wir waren schon immer Flachdach-Befürworter", sagte Elisabeth Platzer. Denn die modernen Flachdächer seien mit ihren wartungsintensiven Vorgängern nicht zu vergleichen, und in der Herstellung sei ein Flachdach auch günstiger.

Dies, so Ried, sei eine "reine Milchmädchenrechnung". Er könne sich gar nicht mehr erinnern, wie oft den Stadträten in den vergangenen Jahrzehnten versichert worden sei, "dass die Flachdächer jetzt endlich besser werden" - was sie aber nicht geworden seien. Bei der CSU scheint man sich da nicht so ganz sicher. Man wolle auf jeden Fall wissen, was die Varianten kosten, so Schedo, bevor man eine Entscheidung treffen könne.

Diese stand ohnehin nicht an, derzeit läuft noch das Ausschreibungsverfahren für die Architekten, wie Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) erklärte. "Wir sollten abwarten, welche Vorschläge der Architekt macht." Wobei es Brilmayer persönlich lieber wäre, fielen diese Vorschläge entgegen der Meinung seiner Partei aus: "Ein Flachdach würde eventuell viel Geld sparen und auch von der Architektur her kann ich es mir gut vorstellen. Städtebaulich beeinträchtigt ein Flachdach die bestehende Dachlandschaft am wenigsten." Zudem sei es auch noch praktisch, ergänzte Bauamtsleiter Thomas Spindler. Etwa wenn Teile der Haustechnik auf dem Dach untergebracht werden müssen oder man es begrünen wolle. Was aber auch auf einem flach geneigten Dach möglich sei - quasi der großen Koalition unter den Bedachungen.

© SZ vom 22.10.2015 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: