Ebersberg:Ständekirche oder Gottesvolk

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GrafingAls der Vaterstettener Professor Peter Neuner Ende der 1980er Jahre die Vorbereitungen für die Bischofssynode über den Laien in der Kirche begleitet, ist er voller Zuversicht. Die Synode ist damals gespeist aus der Hoffnung für die Aufwertung des Laientums, einer Entprivilegierung der Kleriker. Gut 25 Jahre später sei es offensichtlich, dass diese Hoffnung wenig realistisch war, schreibt Neuner im Vorwort seines neuen Buches "Abschied von der Ständekirche". Mehr noch: Eher sei die Entwicklung sogar in die entgegengesetzte Richtung gegangen. Manchmal kann der Verlauf der Geschichte eben resignierend sein.

Der Titel des nächsten Grafinger Ökumeneabends, bei dem Neuner, der einst den Lehrstuhl für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Münchner LMU inne hatte, zu Gast ist, entspricht dem seines Buches: "Abschied von der Ständekirche - Plädoyer für eine Theologie des Gottesvolkes." Das sagt etwas aus über die Richtung, in die dort diskutiert werden dürfte. Bei dem Titel gehe es natürlich nicht nur eine Bestandsaufnahme, stellt Organisator Adalbert Mischlewski klar. "Er ist auch eine Forderung." Die Forderung nach einer stärkeren Gewichtung des Laientums, nach mehr Möglichkeiten für Laien, innerhalb der Kirchenorganisation Ämter auszuüben. Diese Art des Wandels ist innerhalb des Klerus' nicht unumstritten. "Bei den Bischöfen prallen da Welten aufeinander", sagt Mischlewski. Aber mit Papst Franziskus sei Bewegung in die Debatte gekommen. "Kirchenrechtlich ist einiges möglich - man muss nur wollen." Wie der Wandel aussehen kann, wird also auch Thema der Diskussion sein, die nach Neuners Vortrag geplant ist. Beginn des Ökumeneabends ist am Mittwoch, 21. Oktober, um 20 Uhr in der Stadtbücherei Grafing.

© SZ vom 20.10.2015 / thri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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