Ebersberg:Sonnige Aussichten

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Aus dem Jahr 1740 stammt das historische Jägerhaus, in dem ein Teil des Museums untergebracht ist. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Ebersberger Waldmuseum bekommt eine Photovoltaikanlage - nach 18 Jahren Planung. Wegen der besonderen Optik der Solarmodule hat auch der Denkmalschutz keine Einwände mehr

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Sonne scheint nun bereits seit etwa 4,6 Milliarden Jahren, da kommt es auf ein paar mehr oder weniger auch nicht an. Etwa auf die 18 Jahre, in denen die Ebersberger bereits versuchen, die Sonne für ihr Waldmuseum nutzbar zu machen. 1999 gab es den ersten Antrag dazu, nun sieht es so aus, als ob es mit der Photovoltaikanlage auf dem Museumsdach endlich klappen könnte. Möglich macht dies eine relativ neue Entwicklung: Solarmodule, die wie Bauteile historischer Häuser aussehen.

Denn ein solches ist das Waldmuseum, zumindest ein Teil davon, ein historisches Jägerhaus aus dem Jahr 1740. Obwohl das Gebäude extra für das Museum nach Ebersberg transportiert wurde, reiste der Denkmalschutz quasi als Zugabe mit - und hat sich auch auf den Neubau ausgedehnt. Das mussten die Ebersberger erfahren, als man 2008 versuchte, eine Genehmigung für Solarmodule auf dem Dach zu bekommen. Dies sei aus Gründen des Ensembleschutzes nicht möglich, hieß es damals von den Denkmalschützern, eine Baugenehmigung gab es darum nicht.

Da aber das Thema Erneuerbare Energien unbedingt in der Umweltbildungseinrichtung Waldmuseum vorkommen sollte, kam man im Stadtrat auf eine neue Idee. Auf Antrag der Grünen wurde vor fünf Jahren geprüft, ob man ein kleines Windrad vor dem Museum aufstellen könnte. Um sich ein Bild von der Anlage zu machen, gab es sogar einen Lokalaugenschein des Stadtrates, bei dem die Feuerwehr mit ihrer Drehleiter die Windkraftanlage simulierte. Die Stadträte fanden dies mehrheitlich landschaftsverträglich - nicht so die Naturschutzbehörden. Diese lehnten den Bau des Windrades ab, dieses beeinträchtige das Landschaftsschutzgebiet rund um die Ludwigshöhe. Genau übrigens wie eine weitere Idee aus dem Stadtrat, eine Freiflächensolaranlage vor dem Museum.

Vor zwei Jahren gab es dann den nächsten Anlauf für mehr regenerative Energien im Museum, diesmal in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Von dort kam die Idee, sich an die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern zu wenden. Diese wiederum konnte die Stadt auf eine Broschüre für denkmalgerechtes Bauen von Solaranlagen an historischen Gebäuden hinweisen. Der Trick: Die Solarpanels sehen aus wie die sogenannte Verblechung bei alten Hausdächern, die den Übergang zwischen Dachziegeln und Dachrinne bildet. Eine solche könne man auch am Waldmuseum - alter wie neuer Teil - anbringen. Es gebe dafür auch bereits eine Genehmigung, so nun Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) nach einer ausgiebigen Schilderung der langen Reise zur Sonne.

Er schlug auch vor, der Prozess bis zu seinem glücklichen Ende solle "museumspädagogisch aufgearbeitet werden". Die Besucher könnten dort dann erfahren, so Brilmayer, "dass die Antworten nicht so einfach sind, wie sich das manche vorstellen". Auch und gerade "in einem filigran durchorganisierten Staatswesen". Eine Idee, die Philipp Goldner (Grüne) unterstützte - auch wenn die Umsetzung nicht ganz einfach werden dürfte. Er habe sich schon einmal vorgenommen, die sehr umfangreiche Geschichte der Solaranlage am Museumsdach seit 1999 zusammenzuschreiben, "ich habe bald aufgegeben".

Für das eigentliche Projekt, die Solaranlage selbst, gab es ebenfalls lobende Worte. Photovoltaik auf dem Museumsdach sei "eine gute Sache", so Martin Schechner (CSU), er regte an, auch einen Stromspeicher einzubauen. Man prüfe, ob sich der Einbau rechne, sagte Cristian Stalla vom Bauamt, ein konkreter Kostenvoranschlag werde in einer der kommenden Sitzungen vorgestellt. Dritter Bürgermeister Josef Riedl (CSU) wünschte sich auch, dass in einer "Kosten-Nutzen-Analyse" dargestellt wird, wie viel Strom man durch die neue Anlage sparen wird. Die selbst nicht ganz billig sein dürfte, wie Gerd Otter (FW) zu bedenken gab. Grundsätzlich sei "die Planung ganz gut", allerdings schätze er die Kosten auf mindestens 40 000 Euro, "und Haushaltsmittel hat die Stadt ja nicht im Überfluss". Man solle auf jeden Fall sehen, ob es Fördergelder gebe, schlug Otter vor.

Was die Anlage genau koste, wisse man ohnehin erst nach der Ausschreibung, so Brilmayer, allerdings sei der von Otter genannte Betrag einigermaßen realistisch - und auch machbar: "Wenn es weit jenseits davon ist, geht es nicht." Aber vielleicht könnten die Ebersberger sogar Geld verdienen, meinte Rosemarie Will (Grüne), wenn man den Strom nicht mehr bezahlen muss, "ist das etwas, das dem Museum Geld einbringt". Und vielleicht Nachahmer findet, sagte Christoph Münch (SPD), "das könnte als Vorbild für andere historische Gebäude dienen".

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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