Ebersberg:Sie ist wieder da

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Bürgermeister Walter Brilmayer äußert sich bei der Bürgerversammlung im Alten Speicher auch zu den Flüchtlingen in der Stadt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf der Bürgerversammlung in Ebersberg geht es hauptsächlich um Probleme mit dem Verkehr. Als Lösung dafür bringt Bürgermeister Walter Brilmayer erneut die Nord-Süd-Umgehung ins Gespräch

Von Wieland Bögel, Ebersberg

An Herausforderungen gab es heuer in der Kreisstadt keinen Mangel. Doch tonangebend auf der Bürgerversammlung waren nicht Flüchtlinge, Energiewende oder zu langsames Internet, sondern der Verkehr. In diesem Zusammenhang brachte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) die vor sechs Jahren vertagte Frage nach einer Nord-Süd-Umgehung für die Kreisstadt ins Gespräch.

Hintergrund ist der starke Lastwagenverkehr durch die Kreisstadt, besonders auf der Eberhard- und der Bahnhofstraße. Dieser war im Mai auch Thema in der TV-Sendung "Jetzt red i", die in Ebersberg aufgezeichnet wurde. Ebenfalls anwesend war damals Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der ankündigte, eine Zählung der LKW auf den Staatsstraßen innerhalb der Kreisstadt zu veranlassen. Dabei solle besonders auf den "Maut-Ausweich-Verkehr" geachtet werden. Eigentlich, so Brilmayer nun auf der Bürgerversammlung, hätten die Zahlen bereits vorliegen sollen, leider sei das aber bislang nicht der Fall. Der Rathauschef kündigte an, die Stadt werde ihr eigenes Messgerät an der Eberhardstraße aufstellen. Zu große Hoffnungen setzt Brilmayer aber nicht auf die Zählung und ihre Folgen, "da fahren 1000 LKW pro Tag, wenn es dann 50 Maut-Ausweichler weniger sind, das fällt gar nicht auf." Keine Chance gibt es laut Brilmayer für ein vom Stadtrat gefordertes Tempolimit auf 30 Kilometer pro Stunde, Landratsamt und Polizei hätten dies mit dem Verweis abgelehnt, "da kann man eh nicht schneller fahren." Der Einbau eines lärmmindernden Belags wäre zwar möglich, wann dieser aber verlegt werden könne, sei noch unklar. Möglicherweise könnte die Stadt mit dem Hinweis, der schlechte Straßenzustand sei ein Sicherheitsrisiko, die Sache etwas beschleunigen.

Nachhaltig lösen, das stellte der Bürgermeister klar, lasse sich das Verkehrsproblem auf diese Weise aber nicht. Hier sei sowohl der Stadtrat gefragt, als auch in letzter Instanz die Bürger, so Brilmayer etwas verklausuliert. Auf Nachfrage bestätigt der Bürgermeister, dass die Stadt in den kommenden Jahren die Planungen für eine Nord-Süd-Umgehung wieder aufnehmen müsse. Ob diese am Ende "im Westen, im Osten oder untenrum" gebaut werde, das müsse in aller Ruhe in den nächsten Jahren überlegt und entschieden werden. Die Uneinigkeit im Stadtrat über diese drei Varianten war es, die 2010 die Planungen für die Umgehung scheitern ließen. Brilmayer rechnet damit, dass spätestens 2020 ein neuer Ausbauplan für die Staatsstraßen aufgestellt wird, "da wird die Frage auf uns zukommen, was Ebersberg haben will." Könne man dann keine Vorzugsvariante präsentieren, werde die Straße eben für ein weiteres Jahrzehnt so bleiben, wie sie jetzt ist. Weitere Verkehrsprobleme dominierten auch die Fragerunde.

So bemängelte Toni Bayerstadler, dass die Anwohner des Stadtteils Friedenseiche lange Umwege zur einzigen Ausfahrt am Krankenhaus in Kauf nehmen müssten. Spätestens mit dem nächsten Bauabschnitt in dem Gebiet werde sich das verbessern, so Brilmayer, dann soll es eine zweite Zufahrt im Westen geben. Ebenfalls baldige Verbesserungen erwartet der Bürgermeister in der Rosenheimer Straße. Der von einigen Zuhörern beklagte Durchgangsverkehr werde schlagartig abnehmen, sobald in zwei Jahren die neue Grafinger Ostumfahrung fertig sei.

Mehr Zebrastreifen im Stadtgebiet forderte Hartmut Döringer, besonders vor dem Einkaufszentrum an der Eichthal- und in der Münchner Straße sei das Überqueren für Fußgänger lebensgefährlich, genau wie an der Amtsgerichtskreuzung. Einen Beitrag, den die rund 200 Besucher der Versammlung mit Applaus bedachten. Brilmayer stimmte dieser Einschätzung zwar zu, betonte aber, dass die Stadt wenig tun könne, da es sich um Staatsstraßen handelt. "Wir werden es aber ans Straßenbauamt weiter geben."

Ebenfalls Thema waren der Breitbandausbau und der Klimaschutz. Bei beidem gebe es gute Fortschritte, so der Bürgermeister, die meisten Ortsteile Ebersbergs seien inzwischen ans DSL-Netz angeschlossen, dank Fördergeldern werde man den Rest 2016 anschließen, die Stadt habe dafür bereits 400 000 Euro in den Haushalt eingestellt, vom Freistaat könnten bis zu 600 000 Euro kommen. Auch bei der Energiewende gehe es dank des in diesem Jahr eingestellten Klimaschutzmanagers Christian Siebel voran, lobte Brilmayer. Derzeit sei man dabei, die Energieeffizienz der kommunalen Gebäude zu verbessern.

Zum Thema Flüchtlinge hatte Brilmayer neben aktuellen Zahlen - 213 Asylbewerber leben momentan in der Kreisstadt - auch Grundsätzliches zu sagen: "Die ärmsten Teufel, das sind nicht wir, das sind die, die ihre Heimat verlassen müssen, weil sie dort nicht mehr leben können." Daher "sollten wir froh und dankbar sein, dass wir in einem Land leben, wo Menschen hin wollen und nicht weg." Ebenfalls froh zeigte sich Brilmayer über "die Hilfsbereitschaft, die große Teile der Bevölkerung zeigen", und sprach allen Helfern seinen Dank aus. Diffusen Ängsten gegen Flüchtlinge erteilte Brilmayer dagegen eine klare Absage. Die einzige bisher in Ebersberg verzeichnete Gewalttat im Zusammenhang mit Flüchtlingen ging nicht von diesen aus, "sondern das waren diese besoffenen Idioten, die den Kiosk am Bahnhof überfallen haben."

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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