Ebersberg:Selber bauen statt Miete zahlen

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Kreisräte fordern, der Landkreis soll eigene Sozialwohnungen bauen

Der Landkreis soll selber Wohnungen für Hartz-IV-Empfänger bauen, anstatt diese für teures Geld anzumieten. Diese Forderung ist nun im Kreis- und Strategieausschuss laut geworden. Hintergrund sind die mehr als fünf Millionen Euro, die der Landkreis pro Jahr durchschnittlich für die Unterbringung von Sozialhilfeempfängern ausgeben muss. Seitens des Landratsamtes hält man dieses Vorgehen zwar grundsätzlich für möglich, konkrete Pläne für einen Einstieg in den Wohnungsbau gibt es allerdings keine.

In der vergangenen Woche beriet der Kreis- und Strategieausschuss über die Budgets der Fachbereiche für das kommende Jahr. Einer der größeren Einzelposten im rund 53 Millionen Euro großen Gesamthaushalt sind die Kosten der Unterkunft für Hartz-IV-Empfänger. Im vergangenen Jahr lag der Betrag, den der Landkreis dafür ausgeben musste, bei 5,7 Millionen Euro. Heuer könnte er ein wenig sinken, dürfte laut Kämmerin Brigitte Keller aber immer noch deutlich über der Marke von fünf Millionen Euro liegen. Für das kommende Jahr erwartet die Kämmerei dann wieder eine Steigerung. Denn 2016 sei mit einem Anstieg der Bedarfsgemeinschaften, also jener Personen und Familien, für die der Landkreis die Miete übernehmen muss, zu rechnen. Mit bis zu 6,5 Millionen Euro könnte sich das auf den Kreishaushalt niederschlagen.

Angesichts dieser Summe äußerte FDP-Kreisrat Alexander Müller die Frage, ob man mit einem eigenen Engagement in den Sozialwohnungsbau nicht billiger wegkäme: "Gibt es denn keine Möglichkeit, zusammen mit Bauträgern selber eine Unterbringung zu schaffen, anstatt jedes Jahr irgendwelchen Miethaien Millionen nachzuwerfen?" Unterstützung kam von Ernst Böhm (SPD), auch er gehe von einer Steigerung sowohl der Mietkosten als auch der Bedürftigen aus, da solle man den Bau eigener Wohnungen durchaus in Erwägung ziehen.

"Man muss sicher über andere Lösungen nachdenken", kommentiert Landrat Robert Niedergesäß (CSU) die Idee der beiden Kreisräte. Diese sei es durchaus wert, einmal darüber zu diskutieren. Er gibt aber auch zu bedenken, dass die Unterbringung eigentlich eine Aufgabe der Kommunen sei. Trotzdem seien die gestiegenen und wohl auch weiter steigenden Kosten der Unterkunft schon etwas, was "kreative Lösungen" verlange. Falls sich der Kreis aber tatsächlich zum Bau von Sozialwohnungen entschließen sollte, sei eines ganz wichtig, betont Niedergesäß: Es dürften keine zu großen, zentralen Unterkünfte entstehen, "die Menschen sollen auch weiterhin dezentral und in die Gesellschaft integriert wohnen können".

© SZ vom 20.07.2015 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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