Ebersberg:Schätze im Untergrund

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Das Ebersberger Stadtarchiv bekommt im Familienzentrum neue Lagerräume für seine empfindlichen Zeitzeugnisse

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Im Untergrund sollen ja bekanntlich die tollsten Schätze zu finden sein - und in der Kreisstadt wird dieser Mythos bald Realität. Die Rede ist aber nicht von vergrabenen Goldbarren oder Juwelen, sondern von den mindestens so wertvollen Schätzen des Ebersberger Stadtarchivs. Für einen großen Teil davon steht demnächst ein Umzug an: Die empfindlichen Archivalien bekommen bald eine neue Heimat im Keller des Familienzentrums in der Von-Feury-Straße.

Bislang lagern sie im Dachgeschoss des Rathauses. Fast 4000 Gemälde, Dokumente, Papiere, Textilien und vieles mehr, außerdem noch einmal Hunderte Bücher hat Stadtarchivarin Antje Berberich hier eingelagert - leider unter nicht ganz optimalen Bedingungen, wie sie bedauert. Besonders die Temperaturschwankungen machten den wertvollen und vor allem empfindlichen Artefakten zu schaffen. Im Sommer heizt es sich unterm Rathausdach schnell auf mehr als 30 Grad auf, im Winter drohen Frostschäden.

Schon länger gibt es darum den Plan, einen besser geeigneten Lagerraum für das Archiv zu finden. Wobei das Finden selbst nicht das Problem war, wie Bürgermeister Walter Brilmayer im Kulturausschuss erläuterte, das Untergeschoss des Familienzentrums war bereits vor Jahren als geeignet befunden worden. Das Problem sei vielmehr immer der Preis gewesen, zu dem man den Keller hätte umbauen wollen. Etwa 130 000 Euro waren bislang dafür veranschlagt, weshalb der Umzug immer wieder auf die Warteliste gesetzt wurde. Nun, so der Bürgermeister, habe man allerdings endlich eine Lösung gefunden, wie das Archiv umziehen kann, ohne dafür die Stadtkasse zu sehr strapazieren zu müssen.

Die Devise heißt: Vereinfachung. Das bisherige Konzept sah einen aufwendig ausgestatteten Archivraum mit Spezialschränken vor. "Das braucht es aber gar nicht," sagt Berberich. Das Wichtigste sei, "dass die Sachen in Sicherheit sind", so die Archivarin, also vor allem vor den Temperaturschwankungen geschützt werden. Für die Lagerung reichten auch die derzeit im Archiv vorhandenen Schränke und Regale aus. Eine Idee, für welche die Archivarin aber erst einmal Überzeugungsarbeit leisten musste. "Ich habe es dringend gemacht", sagt Antje Berberich.

Wann die Schätze aus dem Ebersberger Rathaus ins Familienzentrum umziehen können, steht jedoch noch nicht ganz fest. Ein wenig gearbeitet werden muss an den Räumen dort nämlich trotzdem noch. So muss etwa der Boden erneuert werden. Die Archivalien sollen dann, wenn alles gut läuft, von März an nach und nach vom Marienplatz in die Von-Feury-Straße umziehen. Dies könne durchaus einige Zeit dauern, schätzt Berberich, denn mit den neuen Räumen kommt auch der Bedarf nach einem Inventar-Konzept. Schließlich sollen die Schätze an ihrem neuen Ort nicht nur gut aufgehoben, sondern bei Bedarf auch schnell zu finden sein. An diesem Inventarkonzept werde jedenfalls derzeit gearbeitet, so Berberich.

Weiterhin am alten Platz zu finden sein wird die Archivarin selbst - zumindest die meiste Zeit. Ihr Büro im Dachgeschoss des Rathauses wird nämlich nicht mit umziehen. Allerdings soll es im neuen Archiv auch einen Arbeitsplatz geben, wo etwa Archivalien gesichtet und repariert werden können. Oder wo man sich in aller Ruhe in die Ebersberger Schätze aus dem Untergrund vertiefen kann.

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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