Ebersberg:Satanischer Eber

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Markus Krammer spricht über 1000 Jahre Kloster Ebersberg

Tausend Jahre Ebersberger Klostergeschichte beginnen mit einer Legende. Der zufolge ließ Graf Sieghart um 880 nach Christus über der Höhle eines Ebers eine Marienkapelle und eine aus Holz gebaute Burg errichten. Das im elften Jahrhundert entstandene reich bebilderte "Chronicon Eberspergense" berichtet, dass der Graf bei der herbstlichen Jagd im Forst auf einen riesigen Eber gestoßen sei, der zwischen einem Stein und einer Linde gelegen habe. Trotz mehrmaliger Versuche habe sich das Wildtier nicht erlegen und nur mit Mühe vertreiben lassen. Sieghart und seine Leute, so die Chronik, seien schließlich zu der Einsicht gekommen, man habe sich die Sichtung des Ebers bloß eingebildet. Offenbar zog die Geschichte aber Kreise. Jedenfalls soll ein Kleriker vom Bodensee Sieghart den Rat gegeben haben, an der Stelle eine Kirche zu weihen und von Dienern Gottes bewohnen zu lassen, welche den Satan austreiben würden. Der Geistliche nahm wohl an, dass im Eber der Teufel stecke . . . Und so geschah es.

Siegharts Sohn Rathold stiftete dem Augustiner-Orden auf der Südseite der Kirche ein kleines Kloster. Ratholds Nachfolger Eberhard I. wiederum ließ die Burg im Jahr 933 erweitern und mit einer Mauer umfassen. Ein Jahr später gab er den Bau der Kirche zu Ehren des Pestpatrons St. Sebastian in Auftrag. Und Probst Hunfried brachte die Hirnschale des Heiligen nach Ebersberg. Mit dieser Reliquie setzte eine der bedeutendsten Wallfahrten im süddeutschen Raum ein.

Über tausend Jahre Geschichte des Klosters Ebersberg wird am Mittwoch, 17. Februar, Kreisheimatpfleger Markus Krammer im Evangelischen Gemeindehaus sprechen. Begleitet wird sein Referat von Lichtbildern und von mit Zithermusik untermalten Balladen über die wechselvolle Geschichte des Klosters von den Anfängen im 10. Jahrhundert bis zum Jahr 1045. Offenbar ist in diesen nur etwas mehr als hundert Jahren genug passiert für einen abendfüllenden Vortrag.

"Vor allem das in der Pfarrkirche St. Sebastian unterhalb des Orgelchors befindliche Stifterhochgrab erzählt uns auf eingeschlagenen Schriftbändern und kunstvoll gemeißelten Bildnissen von der Gründungsgeschichte Ebersbergs und seines Klosters", erklärt Krammer. Benediktiner-Abt Sebastian Häfele hat diese bedeutsame Plastik Ende des 15. Jahrhunderts beim Bildhauer Wolfgang Leb in Auftrag gegeben. Es zählt zu den bedeutendsten spätmittelalterlichen Bildhauerwerken Bayerns.

Der erste Teil des Vortrags über die Klostergeschichte endet mit einem dramatischen Ereignis, das sich anno 1045 in der Burg von Persenbeug in Niederösterreich zutrug, als bei einem rauschenden Fest der Boden unter den tanzenden Gästen durchbrach und die ganze Gesellschaft in das darunterliegende Bad stürzte. Bei diesem Unfall kamen die Ebersberger Gräfin Richlindis, der hiesige Abt Altmann und Bischof Bruno aus dem Gefolge Kaiser Heinrichs des III. zu Tode. Auch diese Begebenheit wird in einer Ballade geschildert.

Der zweite Teil des Vortrags umfasst die Jahrhunderte von 1045 bis 1808. Er findet statt am Mittwoch, 9. März.

© SZ vom 16.02.2016 / bae - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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