Ebersberg:Phantome der Oper

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Han's Klaffls "Musiklexikon" hat im Alten Kino Premiere

Han's Klaffl feierte im vergangenen Jahr im Alten Kino seine 50. Aufführung in Ebersberg - zum Jubiläum überraschten die Gäste den Künstler nach der Pause mit einem dreistimmigen Kanon. Seit sich der Ebersberger Musiklehrer zur Ruhe gesetzt hat, widmet er sich ganz dem Kabarett und absolviert gut und gerne seine 150 Auftritte pro Jahr - auch in Wien, Zürich, Frankfurt oder Berlin. Überall gibt es Lehrer, Schüler und Eltern, überall schütten sich die Zuschauer über die satirische Verarbeitung des Schulalltags vor Lachen aus. Seine Programme, die Klaffl mit Kontrabass und Flügel begleitet, wurden wiederholt vom Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt und kommen im Internet gern auf eine halbe Million Klicks. Hans Klaffl war immer Lieblingslehrer, Han's Klaffl ist Publikumsliebling und Youtube-Star.

Der Mann liebt das Absurde. Auf seiner Homepage finden sich eine Sammlung von Stilblüten aus dem Unterricht und ein Menüpunkt "Kuriositäten", auf dem er lustige Fotos aus Hotels, Künstlergarderoben und Apostrophen-Katastrophen sammelt. Der Mittsechziger, geboren in Töging am Inn, unterhält mit Anekdoten aus seiner Schullaufbahn und seinem Tour-Alltag, der wilden Zeit der 60er und Münchens erster WG sowie mit Skurrilitäten aus der Musikgeschichte. Klaffl hat an der Hochschule für Musik und Theater in München Cello studiert, außerdem Philosophie und Psychologie. Neben seiner Tätigkeit in der Schule verfasste er ein halbes Dutzend Musikbücher und schrieb zahlreiche Musikfolgen der Sendung "Radiowissen" des Bayerischen Rundfunks. In den neunziger Jahren behandelte er in Jörg Maurers "Unterton" in München bereits abendfüllend musikalische Themen unter dem Titel "Musiklexikon" - inhaltlich korrekt, in der Form eher locker und amüsant.

Diese Reihe nimmt Klaffl nun wieder auf mit einem ersten Kapitel: "Irrtum oder Schwindel: Die Erfindung der Oper". "Ist die Oper aufgrund eines Missverständnisses entstanden? Oder haben Musikgelehrte des 16. Jahrhunderts ein bisschen geschwindelt, um die Musikwelt der Renaissance aufzumischen?", fragt er, eher rhetorisch, zum Einstieg. Und spannt dann in seiner angestammten Rolle als Musiklehrer, mit Videos und Tonbeispielen, ovidischen Gedichtzeilen und Schülerzitaten, historischen Abbildungen und E-Piano-Einlagen, profundem Wissen und lockerer Sprache, mit Begeisterung und ironischer Distanz gleichermaßen, einen weiten Bogen, mit dem er den historischen Kontext des ausgehenden 16. Jahrhunderts zum Klingen bringt. Um es vorweg zu nehmen: Eine eindeutige Antwort auf die Eingangsfrage gibt es nicht. Trockenen Musikunterricht auch nicht - was nicht bedeutet, dass man nicht auch etwas lernen könnte. "Da geht es nicht um Schule, das IST Schule", kündigt der Ebersberger süffisant an.

Die Premiere im Alten Kino am Freitag, 21. April, ist ausverkauft. Weitere Termine sind Freitag und Samstag, 2. und 3. Juni. Karten können im Internet unter www.kultur-in-ebersberg.de, telefonisch unter (08092) 255 92 05 oder im Foyer des Alten Speichers reserviert werden. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr, Haus und Küche öffnen um 19.30 Uhr.

© SZ vom 13.04.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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