Ebersberg:Parkst du noch oder wohnst du schon?

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Ebersbergs Stadträte stimmen dem neuen Wohnheim für die Kreisklinik grundsätzlich zu, aber nur mit knapper Mehrheit. Die CSU vermisst Stellplätze, Pro Ebersberg architektonische Qualität

Von Wieland Bögel, Ebersberg

An der Kreisklinik Ebersberg sollen für deren Angestellte mehr günstige Wohnungen entstehen, darüber sind sich die Ebersberger Stadträte einig. Über das Wie gibt es indes unterschiedliche Auffassungen, wie sich nun im Technischen Ausschuss des Stadtrates zeigte. Mit der knappest möglichen Mehrheit beurteilte das Gremium eine Voranfrage zum Neubau von 22 Personalwohnungen auf dem Grund neben dem Klinikparkhaus positiv.

Was baurechtlich die geringstmögliche Zusage ist, welche eine Kommune geben kann, konkret wurde darüber abgestimmt, ob die Stadt das gemeindliche Einvernehmen "in Aussicht stellen" kann, also die vorgelegte Planung grundsätzlich mittragen kann. Dass dies nicht für alle im Gremium gilt, wurde schnell klar. Nach einem kurzen Statement, dass man sich in der Fraktion der Bedeutung der Klinik als Standortfaktor bewusst sei, schilderte Alexander Gressierer (CSU) ausgiebig, warum man dennoch das konkrete Bauvorhaben ablehne. Denn der Bauherr, das kommunale Wohnbauunternehmen des Landkreises, habe nicht klar formuliert, was eigentlich gebaut werden sollte, so Gressierer. Einmal sei von Appartements die Rede, ein anderes Mal von einem Wohnheim mit 22 Plätzen. Wobei auch diese Zahl nicht durchgängig genannt sei, in einem Entwurf seien es 24 Wohneinheiten.

Was beides Auswirkungen darauf hat, wie viele Parkplätze für das neue Wohnhaus vorhanden sein müssen. Im Bauamt geht man von zwölf Stellplätzen aus, ein entsprechender Nachweis liege inzwischen auch vor, so Bauamtsleiter Christian Stöhr, die Parkplätze für den Neubau seien auf der Schotterfläche an der Von-Scala-Straße gegenüber der Krankenpflegeschule vorhanden.

Dies kritisierte Gressierer als "Prozente-Rechnerei". Die Klinik schaffe keine neuen Parkplätze für den Neubau, sondern widme vorhandene, die über den Stellplatzschlüssel hinausgehen, einfach um. Mit der Folge, dass nach wie vor in der Umgebung des Krankenhauses "alles zugeparkt" werde, "da können wir uns die ganzen Parkraum-Konzepte sparen". Besser wäre hier eine Tiefgarage, eventuell als Erweiterung des Parkhauses nebenan. Die Klinik solle der Stadt außerdem endlich einen Nachweis sämtlicher beanspruchter Stellplätze vorlegen. Auch Gerd Otter (Pro Ebersberg) äußerte Kritik am Stellplatznachweis, beziehungsweise an dessen Begründung: "Entweder haben wir ein Schwesternwohnheim oder ein Haus mit 22 Wohnungen, das 33 Parkplätze benötigt". Auch im Sinne der Anwohner sollte man hier "Klarheit schaffen", so Otter. Er kritisierte außerdem, dass der Neubau laut Plan direkt am Gehweg anschließe, so dass Passanten quasi "an die Fenster klopfen" könnten, "einem Privaten würden wir das nie durchgehen lassen". Besser, sowohl städtebaulich als auch im Sinne der Bewohner, wäre mehr Abstand zur Straße.

Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) verwies darauf, dass es auch andernorts in Ebersberg Häuser gebe, die direkt an den Gehweg anschließen. Was die Parkplätze betreffe, habe der Bauherr den entsprechenden Nachweis erbracht und dass dadurch die Parkraum-Konzepte für die Anliegerstraßen wirkungslos würden, könne er auch nicht erkennen: "Wir stellen die Parkausweise aus, da können wir es schon regeln, wer wo parkt."

Auch Marc Block (Grüne) bezeichnete den vorgelegten Stellplatznachweis aus ausreichend und die Planung sei doch konkret: Ein Wohnheim für 22 Klinikangestellte. Das im Übrigen dringend benötigt werde, "wir sehen es doch in der aktuellen Krise, wenn Stationen schließen müssen, weil kein Personal da ist". Eine Situation, "die wir vielleicht selber mal merken", warnte Elisabeth Platzer (SPD), deshalb "verstehe ich nicht, warum man es auf die lange Bank schiebt". Ihr Fraktionskollege Christoph Münch saget, er verstehe zwar die Einwände wegen der Parkprobleme an der Klinik, "aber wegen ein paar Stellplätzen das Projekt in Frage zu stellen, damit hätte ich ein Problem." Jürgen Friedrichs (Grüne) betonte, "wir brauchen jetzt günstige Wohnungen." Eduard Zwingler (FW) sprach sich ebenfalls für den Bau der Wohnungen aus, regte aber noch an, zwei zusätzliche Parkplätze an der Haggenmillerstraße einzurichten sowie Stellplätze für Fahrräder.

Mit sechs zu fünf Stimmen - Grüne, SPD, Freie Wähler und der Bürgermeister gegen CSU und Pro Ebersberg - wurde die Voranfrage positiv beschieden. Man werde dem Bauwerber aber sämtliche im Ausschuss genannten Vorschläge und Kritikpunkte mitgeben, versicherte Proske.

© SZ vom 10.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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