Ebersberg:Papst-Appell bewirkt nicht viel

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Die Pfarrgemeinde Poing hat bereits Platz zur Verfügung gestellt, wie Pfarrer Michael Holzner erklärt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Franziskus hat die Pfarrgemeinden aufgefordert, Flüchtlinge unterzubringen - im Landkreis fehlt dazu aber der Platz.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Mit einem drängenden Appell ist Papst Franziskus am Sonntag nach dem Angelusgebet an die katholische Gemeinschaft in ganz Europa herangetreten: mehr Solidarität im Umgang mit Flüchtlingen. Es reiche nicht mehr aus, den vielen Menschen, die sich derzeit vor Hunger und Krieg auf der Flucht befinden, Mut und Geduld zuzusprechen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche fordert daher jede Pfarrei oder andere religiöse Gemeinschaft, jedes Kloster und jeden Wallfahrtsort dazu auf, mindestens eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen. Doch dass sich auf diese Weise eine Entspannung der Situation erreichen lässt, zeichnet sich zumindest im Landkreis Ebersberg nicht ab.

In der Pfarrgemeinde Ebersberg erweist sich die Umsetzung des päpstlichen Appells als schwierig - vielmehr als "nicht möglich", wie der Ebersberger Stadtpfarrer und Dekan des Landkreises Josef Riedl sagt. "Wir als Pfarrei haben schlichtweg keine Räumlichkeiten oder Wohnungen im Besitz, die wir für Flüchtlingsfamilien zur Verfügung stellen können." Untätig zeige sich die Pfarrei in der Asylhilfe aber dennoch nicht. "Viele aus unserer Pfarrgemeinde engagieren sich als Ehrenamtliche im Helferkreis Asyl hier in Ebersberg. Sie organisieren beispielsweise deutsche Sprachkurse für die Flüchtlinge." Die dafür erforderlichen Räumlichkeiten werden von Kirchenseite zur Verfügung gestellt. Bei diesen Räumen fehle es jedoch an jeglichen sanitären Einrichtungen oder Kochmöglichkeiten, sodass sie als Wohnunterkünfte für Asylbewerber nicht in Frage kommen, wie Riedl sagt. Darüber hinaus hilft die Pfarrei bei der Betreuung der Ehrenamtlichen mit. "Ohne Rückhalt ist die Arbeit der vielen freiwilligen Helfer gar nicht zu leisten. Es ist wichtig, dass die Ehrenamtlichen dabei Unterstützung finden, ein gesundes Verhältnis aus Nähe und Distanz zu den einzelnen Schicksalen aufzubauen. Ansonsten wird das Schicksal der anderen schnell zum eigenen und damit ist niemandem geholfen", erklärt Riedl.

Pfarrer Kurt Riemhofer aus der Pfarrgemeinde Egmating schildert eine Situation, die der in Ebersberg gleicht. Insgesamt haben in Egmating elf junge Asylbewerber eine Wohnunterkunft gefunden. Sieben davon seien seit rund einem dreiviertel Jahr in der ehemaligen Wohnung des Schulhausmeisters untergebracht. Den übrigen vier Asylbewerbern habe man einen Wohncontainer neben dem Kindergarten des Roten Kreuzes zur Verfügung gestellt. Eigene Räumlichkeiten, um weiteren Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen, habe die Pfarrgemeinde jedoch nicht. "Ich wüsste ehrlich nicht, wohin mit weiteren Asylbewerbern", gesteht Pfarrer Riemhofer ein.

Ähnlich wie in Ebersberg und Egmating sieht es in der Pfarrgemeinde Glonn aus. "Wir können den Appell des Papstes nicht umsetzen, wenn wir keine Räumlichkeiten dafür haben", sagt Pfarrer Siegfried Schöpf. In der Pfarrgemeinde stünden zwar gleich zwei Pfarrhäuser zur Verfügung, um dort Flüchtlingsfamilien aufzunehmen. Aber nur theoretisch - denn die zwei zusätzlichen Pfarrhäuser sind aktuell bereits anderweitig vermietet.

Auch in Steinhöring kann der Aufruf von Papst Franziskus kaum Wirkung zeigen. Das liegt genau wie in Glonn daran, dass die Pfarrgemeinde in Steinhöring ihre Räumlichkeiten schon allesamt vermietet habe, wie Pfarrer Tivadar Jasura erzählt. Und trotzdem: "Wir helfen, wo wir können!" So zum Beispiel bei der Beschaffung und Verteilung von Lebensmitteln an die in Steinhöring untergebrachten Flüchtlinge. "Viele aus der Pfarrgemeinde helfen bei der Versorgung der Flüchtlinge mit", betont Pfarrer Jasura.

Die Pfarrgemeinde Poing hat bereits ein Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt - dies allerdings bereits seit über einem Jahr und damit unabhängig vom Appell des Papstes. "Im Moment wohnen dort 13 alleinstehende Männer", sagt Pfarrer Michael Holzner. Die Räumlichkeit ist der alte Pfarrhof, der für diesen Zweck an das Landratsamt Ebersberg vermietet wird. "Ob wir noch zusätzlich jemanden aufnehmen können, das entscheide ich ja nicht alleine. Das braucht etwas Zeit", erklärt Holzner.

Von der räumlichen Organisation abgesehen, unterstreicht auch Pfarrer Holzner, dass sich viele aus seiner Pfarrgemeinde im Helferkreis Asyl engagieren. Einen eigenen kirchlichen Helferkreis aufzubauen, das lehnt er hingegen ab. "Der Helferkreis der Gemeinde wurde als erstes gegründet. Da muss man sich ja nicht gegenseitig Konkurrenz machen, indem wir etwas eigenes aufbauen." Das würde den Zweck eines Helferkreises auch völlig verfehlen, wie Holzner ergänzt.

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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