Ebersberg:Opernsound im Kirchenschiff

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Ensembles von Sankt Sebastian präsentieren "Zauberflötenmesse"

Von Daniela Weichselgartner, Ebersberg

Draußen klirrte die Kälte, drinnen füllten Menschen in dicken Mänteln die Kirchenbänke, es herrschte eine festliche Stimmung. Doch auch wenn bereits die ersten Lebkuchen die Supermarktregale füllen, war es noch nicht Weihnachten, das am vergangenen Samstagabend in der Stadtpfarrkirche St. Sebastian in Ebersberg gefeiert wurde. Vielmehr lockte ein Konzert das Publikum in das Gotteshaus - und begeisterte es mit einer Mischung aus Kirchen- und Opernklängen.

Der Chor und das Orchester St. Sebastian sowie der Jugendchor Cantores iuvenes Sti. Sebastiani präsentierten unter der Leitung von Markus Lugmayr die "Zauberflötenmesse". Das Werk, dessen Komponist nicht bekannt ist, zitiert in vielfältiger Weise Themen aus Wolfgang Amadeus Mozarts berühmter Oper und überführt diese in einen gänzlichen anderen, nämlich den liturgischen Kontext - daher der Name. Bekannt ist bislang nur, dass die Partitur um das Jahr 1810 im Notenarchiv der Lichten-taler Pfarrkirche auftauchte. Ergänzend zu dieser anonymen Missa in D präsentierte das Ebersberger Ensemble einige Kompositionen von Mozart höchstpersönlich. Man habe Werke wie beispielsweise die große Kirchensonate in C-Dur ausgewählt, weil diese die "Verschränkung und Durchdringung von Weltlichem und Geistlichem" verkörperten, so Konzertleiter Lugmayr im Programmheft.

Das Orchester und Chöre, in denen vom jungen Mädchen bis zum älteren Herr alle Altersgruppen vertreten waren, musizierten vor dem Hintergrund des goldverzierten Altarraumes, sodass die barocke Kulisse die Wirkung der Darbietung unterstützte. Der prachtvolle, hohe Kirchenbau betonte die feierliche Stimmung, beim Verklingen der letzten Töne rundete ein leiser Nachhall die einzelnen Stücke ab. Unterstützt wurde der Chor von den Solisten Priska Eser (Sopran), Sabine Staudinger (Alt) und Carsten Müller (Tenor).

Im Laufe des Konzerts stellte das Ensemble seine Vielfältigkeit unter Beweis: Während mancher Passagen verschmolzen die Stimmen mit den Instrumenten zu einem absolut homogenen Ganzen, die ruhigen Töne beschworen eine stimmungsvolle Atmosphäre. An anderer Stelle wiederum sorgten klare Violinen und kraftvoller Gesang für einen dynamischen, lebhaften Charakter der Darbietung. Begrüßt wurde das Publikum mit Paukenschlägen und vollen Tönen, die das Kirchenschiff bis zum letzten Winkel ausfüllten. Das Orchester zog das Publikum mit der Ouvertüre der "Zauberflöte" von Beginn an in den Bann. Die Musiker zeigten ihr Können sowohl in einer temperamentvollen, energiegeladenen Spielweise, als auch in den andächtigen Teilen der Komposition.

Im Kyrie brachte Sopranistin Priska Eser die Verbindung zwischen Opern- und Kirchenmusik stimmlich passend zur Geltung. Man fühlte sich zum einen an eine Operndiva erinnert, zugleich fügte sich der Gesang stimmig in die Kirchenchoräle ein. Durchweg harmonierten Solisten, Chor und Orchester perfekt und ergänzten sich gegenseitig. Im Sanctus und Benedictus beispielsweise ergab sich ein erfrischendes Wechselspiel zwischen einer Dominanz der Instrumente und durchdringenden Sängerstimmen. Zum Abschied bot das Ensemble eine beeindruckende Interpretation des "Te deum laudamos" von Mozart. Während die Chorstimmen hier eine harmonische Grundlage bildeten, fesselte das schwungvolle Spiel des Orchesters.

Am Ende durften sich die Mitwirkenden über begeisterten Applaus freuen. Lugmayr, der das Ensemble mit viel Passion durch das Konzert geleitet hatte, blickte mit zufriedenem Lächeln in die klatschende Menge. Beim Verlassen der Kirche erntete manch einer der Ebersberger Musiker ein anerkennendes Nicken von Bekannten oder gar ausdrückliches Lob: "Schön haben Sie es gemacht." Die Sänger und Instrumentalisten hatten es mit wohltuenden Klängen geschafft, die Kirche mit Leben zu füllen.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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