Glaubt man der offiziellen Statistik des Landratsamts, leben in Vaterstetten seit dieser Woche 200 Asylbewerber mehr als noch vor wenigen Tagen. Dabei ist kein einziger zusätzlicher Bus in der Großgemeinde eingetroffen. Und kein zusätzlicher Flüchtling. Geändert hat sich lediglich die Zählweise.
Schon seit Mitte Oktober ist die Turnhalle des Humboldt-Gymnasiums mit 200 Asylbewerbern belegt. Anders als bei den Turnhallen in Ebersberg, Kirchseeon, Poing und Markt Schwaben handelt es sich dabei aber um eine Unterkunft nach dem sogenannten Notfallplan der Regierung von Oberbayern. Der tritt immer dann in Kraft, wenn die Erstaufnahmeeinrichtungen etwa in München keinen Platz mehr haben. Daher ist die Vaterstettener Gymnasiums-Turnhalle offiziell eine Unterkunft der Regierung von Oberbayern. Mit der Umsetzung vor Ort ist zwar das Landratsamt betraut; die Bewohner zählen allerdings nicht zu dem Kontingent an Asylbewerbern, das der Landkreis nach dem Königsteiner Schlüssel aufnehmen muss. Das wurde nun geändert; daher tauchen die 200 Asylbewerber seit dieser Woche in der Statistik auf.
Wie der Name schon sagt, ist der Notfallplan eben für Notfälle und sollte eigentlich gar keine wochenlange Dauereinrichtung sein. Wenn er - wie nun in Vaterstetten - über fast zwei Monate bestehen bleibt, werden die Bewohner irgendwann zum Landkreiskontingent hinzugerechnet. Konkrete Folgen hat das vorerst nicht: Im Dezember werden weiterhin etwa 61 neue Asylbewerber pro Woche im Landkreis ankommen. Im Januar wird eine neue Quote festgelegt. Erst dann wird die zusätzliche Belastung durch den Notfallplan möglicherweise berücksichtigt. So weit könne beim Thema Asyl derzeit aber ohnehin niemand planen, sagt Evelyn Schwaiger vom Landratsamt: "Eine Aussage über den Dezember hinaus gleicht einem Blick in die Glaskugel."