Ebersberg:Noch viele Hürden für Radler

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Geografiestudenten haben für eine Studie Grafinger und Poinger Pendler befragt. Ein besseres Wegenetz und benutzerfreundlichere Abstellplätze stehen ganz oben auf der Wunschliste

Von Sebastian Hartinger, Ebersberg

Der Ausbau des Radwegenetzes in Grafing und Umgebung sowie eine benutzerfreundlichere Gestaltung der Abstellplätze für Fahrräder und besseren Diebstahlschutz in Poing: Zu diesen Verbesserungsvorschlägen kam eine Gruppe Geografiestudenten in ihrer Studie "movEBE", die unter dem Motto "Mehr Mobilität mit weniger Verkehr" stand. Die Ergebnisse präsentierten sie Vertretern des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), der Bahn und dem Ebersberger Landratsamt. Die Studenten hatten im vergangenen Herbst das Verhalten von Pendlern am Grafinger und Poinger Bahnhof untersucht. Ziel war es festzustellen, unter welchen Bedingungen die Befragten vom Auto aufs Fahrrad umsteigen würden. Zusätzlich stellten sie Verbesserungsvorschläge vor.

"Alles, was man theoretisch gelernt hat, kann jetzt in der Praxis angewendet werden", erklärt Monika Popp vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeografie und Tourismusforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Unter ihrer Leitung haben die Studenten, die kurz vor ihrem Bachelor stehen, dieses Projekt in Angriff genommen. "Es gibt immer mehr Pendler, und immer größere Pendeldistanzen", sagte sie. Schön wäre es, wenn die Strecken zum Bahnhof mit dem Rad bewältigt werden. Durch die Erfindung des E-Bikes könnten jetzt auch größere Distanzen überwunden werden.

Der Landkreis und seine Bevölkerung werde weiter wachsen. Daraus ergibt sich ein erhöhtes Potenzial an Verkehr", sagte einer der Studenten. Nachhaltigkeit sei hier besonders wichtig, da vor allem der Autoverkehr reduziert werden müsse.

Bei den Erhebungen in Grafing und Poing begannen die Studenten von der ersten S-Bahn an im Bahnhofsbereich Fragebögen an die Pendler zu verteilen. Sie entschieden sich für diese Methode, da die Fahrgäste morgens nicht so viel Zeit haben und bei den eher kälteren Temperaturen nicht unbedingt für eine Befragung stehen bleiben würden, erläuterten die Studenten. Am Abend wurden die Fragebögen wieder eingesammelt. Die Rücklaufquote von 60 Prozent, insgesamt 600 Fragebögen, gab ihnen recht.

Als erstes überprüften sie, wie es mit Parkmöglichkeiten an beiden Bahnhöfen aussah. "Zwischen neun und 15 Uhr waren die Parkplätze am Grafinger Bahnhof vollbelegt, obwohl diese kostenpflichtig sind", erklärten sie. Am Poinger Bahnhof gebe es dagegen freie Stellplätze im Parkhaus, die kostenlos zur Verfügung stehen.

Als Hauptgrund für die S-Bahnfahrt gaben in Grafing und in Poing ungefährt 75 Prozent der Befragten ihre Arbeit an. Unterschiede ergaben sich in der Zahl der Autofahrer. In Grafing gibt es laut der Studie deutlich mehr reine Autopendler (66 Prozent) als in Poing (34 Prozent). Außerdem gibt es in Poing doppelt so viele reine Fahrradpendler (zehn Prozent) als in Grafing. Grund hierfür sei, dass viele Pendler aus weiter entfernten Gemeinden den Grafinger Bahnhof nützen würden, im Gegensatz zu Poing. Dort kämen die meisten aus Norden der Stadt. Hinzu komme, dass es zwischen Ebersberg und Grafing keinen Radweg gebe.

Als häufigsten Grund für das Fahren mit dem Rad sahen die Befragten die Umweltfreundlichkeit mit knapp 70 Prozent. Als zweites wurde die Zeitersparnis genannt. Gründe dagegen waren in Grafing die zu große Entfernung (62 Prozent) und das schlechte Wetter (29 Prozent). In Poing lag das Wetter auf Platz eins (34 Prozent), dicht gefolgt von der unpassenden Kleidung (32 Prozent). Außerdem war hier die Sorge vor Diebstählen noch recht hoch. Nur wenige sahen das E-Bike als echte Alternative, die meisten fanden es zu teuer, außerdem erachteten sie ihre Fitness als ausreichend, um auf elektrische Verstärkung verzichten zu können. Einige wären einer Probefahrt aber nicht abgeneigt.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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