Ebersberg:Niedergesäß ist von der Schließung der Psychosomatik "felsenfest überzeugt"

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Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß bei einem Interview-Termin mit der SZ. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Der Landrat sieht keinen Anlass, die Entscheidung zum Aus der Station in der Ebersberger Kreisklinik zu überdenken.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Und noch ein Protestbrief: Auch der Landesverband Bayern der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie hat sich jetzt gegen die geplante Schließung der psychosomatischen Station an der Ebersberger Kreisklinik ausgesprochen. Die Entscheidung sei "rückwärtsgerichtet und nicht nachvollziehbar" heißt es in dem Brief, der an Landrat Robert Niedergesäß (CSU) gerichtet ist.

Zuvor hatten nicht nur zahlreiche Patienten ihre Kritik an der Entscheidung geäußert, auch Fachleute - unter anderem die Arbeitsgemeinschaft der Psychotherapeuten im Landkreis - hatten dafür plädiert, das bisherige Modell beizubehalten. Niedergesäß, Aufsichtsratsvorsitzender der Kreisklinik, sieht hingegen keinen Grund, die Entscheidung zu überdenken: "Ich bin felsenfest überzeugt, dass das der richtige Weg in die Zukunft ist."

Niedergesäß wies in einem Pressegespräch am Mittwoch darauf hin, dass die Entscheidung zur weiteren Ausrichtung der Psychosomatik im Aufsichtsrat, in dem Vertreter aller Kreistagsfraktionen vertreten sind, mit großer Einigkeit gefallen sei. Bei drei des aus vier Punkten bestehenden Beschlusses sei die Entscheidung einstimmig gefallen, beim vierten Punkt habe es nur eine Gegenstimme gegeben.

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Selbst Claus Krüger, der Leiter der Psychosomatik in der Kreisklinik, habe eingeräumt, dass die Station in der derzeitigen Größe nicht zukunftsfähig sei, er habe einen Ausbau von derzeit 19 auf mindestens 40 Betten gefordert. "Das ist aber nicht darstellbar", so Niedergesäß. Denn der Hauptgrund für die Auflösung der Station sei schließlich, dass der Platz in den somatischen Abteilungen so knapp ist, dass man Patienten auf dem Gang behandeln musste. Zudem, darauf wies der Landrat ebenfalls hin, stammten im Jahr 2016 zwei Drittel der auf der psychosomatischen Station behandelten Patienten nicht einmal aus dem Landkreis.

"Die Hoffnung wird zunichte gemacht"

Derzeit seien Krüger und sein Kollege Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor der kbo-Inn-Salzach Klinikums Wasserburg am Inn, dabei, ein Konzept für die künftige Zusammenarbeit zu skizzieren. "Wenn das einmal steht, wird sich die Aufregung legen", zeigte sich der Landrat überzeugt. Die kbo-Kliniken in Wasserburg und Haar sollen künftig die stationäre Behandlung der Patienten aus dem Landkreis übernehmen.

In ihrem Brief macht die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie aber nochmals auf die Vorteile der dezentralen Versorgung der psychosomatischen Patienten aufmerksam. Gerade Patienten, die gleichzeitig schwere körperliche und psychische Erkrankungen hätten, benötigten intensive Therapiemaßnahmen mit simultaner somatischer und psychotherapeutischer Betreuung: "Daher war es für diese Patienten ein großes Hoffnungszeichen, dass in den letzten Jahren zunehmend psychosomatische Stationen in Allgemeinkrankenhäusern integriert wurde", heißt es in dem Brief. Mit der Schließung der Psychosomatik-Station in Ebersberg werde "diese Hoffnung zunichte gemacht". Der direkte Draht eines Patienten, der in der internistischen oder chirurgischen Abteilung behandelt werde und eine psychotherapeutische Mit- oder Nachbehandlung brauche, sei nicht mehr gegeben. Dies stelle eine deutliche Qualitätseinbuße in der Behandlung dieser ohnehin häufig diskriminierten Patienten dar.

"Moderne Krankenhauspolitik muss die Bedürfnisse aller Patientengruppen im Auge behalten und darf nicht manche Patientengruppen, wie psychosomatisch Kranke, hiervon ausschließen", heißt es in dem vom kompletten Vorstand unterschriebenen Brief. Dies gelte besonders in einer Zeit, in der psychosomatische Erkrankungen immer häufiger diagnostiziert würden.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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