Ebersberg:Neue Linie, besserer Takt

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Statt der S 4 fährt künftig die S 6 Ebersberg an, Landrat und Bahn versprechen mehr Verlässlichkeit

Viele Fahrgäste kennen die S-Bahn-Station Grafing-Bahnhof deutlich besser, als ihnen das eigentlich lieb ist. Denn wenn beispielsweise die S-Bahn aus München zu viel Verspätung hat, macht sie kurzerhand Grafing-Bahnhof zur Endstation. Und die nächste Bahn nach Ebersberg geht oft erst 40 Minuten später - das nervt auch die Pendler, die wieder mal eine Bahn erwischen, die fahrplanmäßig nicht bis Ebersberg durchfährt. Schon so manche Taxi-Notgemeinschaft hat sich da gebildet, auch den gut einstündigen Fußmarsch in die Kreisstadt nahmen genervte Pendler bisweilen auf sich. Doch nun soll sich die Situation entspannen: Statt der S 4 soll zum Fahrplanwechsel im Dezember die S 6 regulär Ebersberg anfahren. Damit wäre der Stolpertakt abgeschafft, eine fast durchgängige Anbindung Ebersbergs im 20-Minuten-Takt - mit S-Bahn und Filzenexpress - wäre möglich.

Derzeit befährt die S 4 als reguläre Verbindung die Strecke zwischen Ostbahnhof und Ebersberg, die S 6 ist auf der Strecke zu Stoßzeiten als Verstärkung eingesetzt. Dadurch ist im Berufsverkehr zwischen Ostbahnhof und Grafing-Bahnhof zwar ein Zehn-Minuten-Takt möglich. Für die letzten zwei Stationen auf der Linie bedeutet das aber einen unpraktischen 10-10-40-Minuten Stolpertakt. Künftig wird die S 6, die von Tutzing kommt, alle 20 Minuten nach Grafing-Bahnhof und zweimal pro Stunde nach Ebersberg fahren. Einmal stündlich fährt zusätzlich der Filzenexpress nach Ebersberg. Die S 4 wird hingegen Zorneding beziehungsweise Grafing-Bahnhof nur noch während der Hauptverkehrszeiten anfahren. Lediglich im Schülerverkehr zwischen 7 und 8 Uhr sowie zwischen 13 und 14 Uhr wird sie weiterhin bis nach Ebersberg fahren.

Mit der Umstellung werden Forderungen umgesetzt, die Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der auch Sprecher der MVV-Landkreise ist, schon häufig geäußert hat. Er sei "erleichtert", dass nun eine entsprechende Lösung erarbeitet worden sei, so Niedergesäß. Auch Johann Niggl, Sprecher der Geschäftsführung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, unterstreicht, dass man viel dafür getan habe, um die bisher "nicht zufriedenstellende Betriebsqualität" auf dem östlichen Linienast der heutigen S 4 zu verbessern. Heiko Büttner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn München, verspricht durch das neue Konzept deutlich mehr Verlässlichkeit. Es bedinge weniger Rangierfahrten in Grafing-Bahnhof und Ebersberg, so könne die S-Bahn pünktlicher fahren, Anschlüsse könnten besser sichergestellt werden.

Wie es in einer Pressemitteilung heißt, sollen auch die Anschlüsse von Ebersberg zur S 8 Richtung Flughafen und zur S 2 Richtung Erding verbessert werden. Die Wartezeiten am Leuchtenbergring werden sich auf etwa zehn Minuten halbieren. Der Geschäftsführer des MVV, Alexander Freitag, betont: "Die MVV-Verkehrsplaner werden zudem die umfangreichen Regionalbusverkehre, zum Beispiel an den Bahnhöfen Haar und Ebersberg, bestmöglich an den neuen S-Bahn-Fahrplan anpassen. Damit werden auch die Bürger der Gemeinden abseits der Schiene von den Verbesserungen profitieren."

Trotz der nun angekündigten Verbesserungen werden die Fahrgäste wohl auch in Zukunft an der Strecke nach Ebersberg nicht vor längeren Wartezeiten gefeit sein. Die Ursache hierfür ist die Eingleisigkeit der Strecke zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg, die nicht nur eine Taktverdichtung bis in die Kreisstadt unmöglich macht, sondern auch zur Folge hat, dass kleinste Verspätungen regelmäßig große Auswirkungen haben. Ein Ausbau der Strecke, beispielsweise durch den Bau eines Doppelspurabschnittes oder eines zusätzlichen Kreuzungsbahnhofs, oder eine verbesserte Signaltechnik sind derzeit aus Kostengründen nicht geplant. Wie Niedergesäß unterstreicht, will er sich aber weiter dafür einsetzen: "Um Ebersberg und die Region Wasserburg zukunftsweisend anbinden zu können, brauchen wir möglichst bald ein zweites Gleis."

© SZ vom 11.03.2017 / moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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