Ebersberg:Nach dem Umbau ist vor dem Umbau

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Gerade erst hat der Landkreis etliche teure Sanierungen und Erweiterungen an seinen Schulen abgeschlossen. Doch die nächsten Wünsche liegen schon auf dem Tisch - einige davon werden bereits seit Jahren geschoben

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Wer einmal ein Haus renoviert hat, kennt das Phänomen: Irgendwann hat man auch den letzten Fußboden abgeschliffen, jede gesprungene Fliese ausgetauscht und sogar die seit Jahren verzogene Tür repariert. Wenn man sich dann gemütlich aufs Sofa wirft, um das Werk zu bestaunen, merkt man: Da sind ja schon wieder komische schwarze Streifen an der Wand, und durch die Fenster zieht es. In etwa so dürften sich die Ebersberger Kreisräte fühlen: Gerade erst hatte man noch den Eindruck, nach jahrelangen Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten sei nun bei den landkreiseigenen Schulen alles tipptopp in Ordnung. Doch schon stehen die nächsten millionenteuren Maßnahmen an - wie es weiter geht, wollen die Kreisräte voraussichtlich im Herbst entscheiden.

Denn ganz so überraschend wie ein frischer Riss im Putz sind die Vorhaben, über die jetzt gesprochen werden muss, natürlich nicht: Mehrere Projekte stehen bereits seit einigen Jahren auf der Warteliste. Doch mit den Jahren nimmt erfahrungsgemäß auch das Insistieren der Betroffenen zu - daher soll nun die Verwaltung einen Entwurf für einen "Masterplan Schulentwicklung" erarbeiten, in dem die Maßnahmen und die prognostizierten Kosten aufgeführt sind. Fest steht bereits eines: Sechs von zehn landkreiseigenen Schulen haben Bedarf angemeldet.

Schon lange wird über eine Erweiterung der Poinger Seerosenschule diskutiert. Nächstes Jahr soll es nun endlich soweit sein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Wünsche fallen dabei unterschiedlich groß aus. Das gerade vor ein paar Jahren eröffnete Gymnasium Kirchseeon etwa könnte nach Einschätzung der Schulleitung mehr Platz für die Verwaltung gebrauchen; in der Realschule Ebersberg steht die energetische Sanierung des Verwaltungstrakts ins Haus. Das Gymnasium Grafing meldet bauliche Defizite im Bereich der Chemie- und Physikfachräume, auch eine zusammenhängende Aula steht auf der Wunschliste. Im Gymnasium Markt Schwaben wäre die Sanierung von Bauteil D, in dem unter anderem die Mensa untergebracht ist, an der Reihe.

Richtig teuer dürften aber vor allem die Maßnahmen an der Seerosenschule in Poing und im Humboldt-Gymnasium Vaterstetten werden. In Vaterstetten haben die Containerklassenzimmer, die im Pausenhof stehen, schon vor längerer Zeit ihren Zenit überschritten. Hier wird sich der Kreis über einen Ersatzbau Gedanken machen müssen.

Die Seerosenschule bräuchte viel mehr Platz für die Ganztagsbetreuung, das machte Schulleiter Jörn Bülck auch bei einem Rundgang mit den Mitgliedern des Ausschusses für Soziales, Familie und Bildung (SFB) des Kreistags kürzlich deutlich. Für die älteren Kinder gibt es zwar dennoch Ganztagsangebote, doch es komme zunehmend zu Problemen, weil es keine Räume zum Ausruhen und Entspannen gebe, sagte Bülck. Auch Räume für die logopädische Behandlung der Kinder oder für kleinere Gruppen fehlen.

Dabei besuchen derzeit so viele Kinder und Jugendliche das Förderzentrum wie noch nie zuvor, 17 Klassen werden es im Herbst sein. Und ein Ende des Zulaufs ist nach Einschätzung des Schulleiters nicht in Sicht, daran ändert auch die Tatsache nichts, dass man sich an anderen Schulen um mehr Inklusion bemüht. Er habe den Eindruck, so Bülck, dass immer mehr Kinder mit immer größeren Schwierigkeiten an die Seerosenschule kämen. Als großen Erfolg wertet man aber, dass 60 Prozent der Schüler ihren Abschluss nicht an der Seerosenschule machen - ihnen gelingt nach einer anfänglichen Förderung dort ein Wechsel auf eine Regelschule.

Ob und in welcher Form man an den Schulen tätig wird, das wird also in diesem Jahr noch ein großes Thema sein. Und auch die Debatte über ein mögliches fünftes Gymnasium und einen Ableger der Erdinger Fach- und Berufsoberschule im Landkreis ist noch lange nicht zu Ende. Zwar hat das Kultusministerium bei einem Gesprächstermin Ende Mai erst wieder erklärt, dass ein neues Gymnasium in Poing angesichts freier Kapazitäten im Gymnasium Markt Schwaben derzeit nicht genehmigungsfähig ist, dennoch könnte sich bei den Schülerzahlen doch noch einiges ändern: Wie Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) erläutert, gebe es derzeit Überlegungen, wie man in der Gemeinde mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen könne. Dabei sei eine Idee auch, den Anteil von Geschosswohnungen in den noch geplanten Wohngebieten zu erhöhen. Daraus wiederum würde auch eine höhere Schülerzahl als bisher angenommen resultieren.

Sogar für den Fall, dass in Markt Schwaben durch ein mögliches Poinger Gymnasium Räume leer blieben, gibt es freilich bereits ein Konzept: Hier könnte dann die Außenstelle der FOS/BOS untergebracht werden. Das wäre die Alternative zu einer Aufstockung der Realschule Poing, um Platz für die Außenstelle zu schaffen. Weit gediehen sind diese Überlegungen allerdings im Augenblick alle noch nicht, darauf weist Landrat Robert Niedergesäß (CSU) hin: "Das sind Gedankenspiele - mehr noch nicht."

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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