Ebersberg:Metamorphosen des Seins

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Der Maler Peter Dubina zeigt in der Rathausgalerie Ebersberg eine Auswahl von Werken aus 15 Jahren. (Foto: Christian Endt)

In seinen Gemälden befasst sich der Pfaffinger Maler Peter Dubina mit dem ewigen Kreislauf von Leben, Tod und Erneuerung in der Natur

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Peter Dubina hat seiner Ausstellung im Rathaus Ebersberg den Titel "querbeet 2.0" gegeben. Grund ist, dass in seinem Werk Blätter und Knospen, keimende, erblühende und sterbende Pflanzen ein häufiges Motiv bilden und ein Beet Synonym ist für den Kreislauf von Leben und Tod. Mit "querbeet" umschreibt Dubina auch die verschiedenen "Blühphasen" im Schaffenszeitraum von 15 Jahren. In mehreren Werkreihen demonstriert er im Rathaus bis 5.

Februar sein inniges Verhältnis zur Natur. Peter Ivanowitsch Dubina wurde 1966 in Nürnberg geboren und besuchte mehrere Kunstakademien. Bei der letzten Mitgliederausstellung des Kunstvereins Ebersberg erhielt er einen der Publikumspreise. Das Siegerbild verblühter Schafgarben mit dem Titel "Augenweide", der für eine ganze Werkreihe steht, hängt auch im Rathaus. Dubinas Zuneigung gilt den "Mauerblümchen" unter den Pflanzen, jenen Gewächsen, die als "Unkraut" verunglimpft unauffällig im Rinnstein sprießen und von niemandem groß beachtet werden. Neben der Schafgarbe ist auch der Löwenzahn so eine Augenweide. Zuerst blüht er dottergelb. Nach kurzer Zeit verwandelt sich die aus lauter kleinen Zungen bestehende Blüte in kapselförmige Samen mit winzigen Stielen und haarigen Schirmchen - die "Pusteblume". Der Wind trägt die zarten Flieger in alle Richtungen davon, und irgendwo keimt neues Leben.

Auf einem der Gemälde bilden drei Menschen, Mutter, Vater und ein kleines Mädchen, ein inniges Familienmotiv. Daneben erhebt sich eine gigantische Pusteblume, in deren weißem Flaumball sich eine dunkle männliche Gestalt abzeichnet, ein Schatten, ein Doppelgänger des Familienvaters. Die ganze Szene spielt sich auf einer flachen gelben Form ab, in der man nach längerem Hinschauen einen überdimensionalen Tortenheber erkennt. "Die Drei, das sind meine Eltern und meine Schwester. Gemalt habe ich das Bild nach dem Tod meines Vaters", erzählt der Künstler. Der Löwenzahn, der, vom leisesten Windstoß davon getragen, neues Leben sät, ist für ihn Sinnbild für das Loslassen. Der Tod ist für ihn aber nicht das Entscheidende. "Die Natur feiert das Leben", sagt er.

Man kann Dubinas Bilder auf einer erzählerischen und einer malerischen Ebene lesen. Dubina arbeitet in vielen Schichten, die er wieder und wieder herunterkratzt, verwandelt und erneuert, bis er, wie er sagt, "es nicht mehr wagt, das Bild anzufassen". Blütenfragmente, amorphe Formen, Licht, Farben, die einander überlagern und durchdringen, schaffen Ambivalenzen, schwebende Übergänge zwischen Werden und Vergehen. Beides hängt eng zusammen. Unter den Farbschichten entschlummert das Vergangene, das Neue, noch verborgen, will hervorbrechen. Pflanzliches Leben rankt sich in die Höhe, platzt auf, beansprucht Luft und Licht oder neigt sich der Erde zu, dem Tode nahe, doch in Erwartung eines neuen Lebens. Bei der Werkgruppe mit dem Titel "Strukturwandel" variiert der Künstler das Thema Verwandlung ein weiteres Mal. Er schafft Gegensätze zwischen starren Gitterstrukturen und Formen, die roh und chaotisch das Gefüge aufzulösen scheinen. In der Reihe der Porträts wiederum findet das Prinzip der Verwandlung in einem zweiten Gesicht ihren Ausdruck.

Ins der aktuellen Werkreihe, genannt "Rosarote Zeiten", kehrt Dubina zum Gegenständlichen zurück. Zum Beispiel hat er drei Menschen in der U-Bahn, lesend und dösend, grob in roter Farbe skizziert. Die äußeren Konturen der Dreiergruppe sind mit dickem Pinselstrich gemalt, doch in der Binnenzeichnung sind die Körper und Gewänder der Drei zu einem einzigen lebendigen Ganzen verschmolzen.

Die Ausstellung "querbeet 2.0" mit Malerei von Peter Dubina wird an diesem Donnerstag, 26. November, um 19 Uhr in der Galerie im Rathaus Ebersberg eröffnet und dauert bis 5. Februar, geöffnet Montag bis Donnerstag 8 bis 17, Freitag 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung mit Kuratorin Antje Berberich unter a.berberich@ebersberg.de.

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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