Ebersberg:Mehr Schüler und mehr Lehrer

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Die Zahl der Kinder und Klassen an Grund- und Mittelschulen steigt. Immer mehr Jugendliche entscheiden sich für einen mittleren Bildungsabschluss

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Nur noch wenige Tage, dann beginnt für 5496 Grundschülerinnen und -schüler im Landkreis das neue Schuljahr. Das sind etwa 1,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 1396 davon sind als Schulanfänger Neulinge im Schulbetrieb - im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von zirka vier Prozent. Verteilt sind die Grundschüler auf insgesamt 250 Klassen mit einer durchschnittlichen Klassenstärke von 22 Schülern. Entsprechend dem Anstieg der Schüleranzahl ist auch der Mittelwert der Schülerzahlen pro Klasse um 0,2 Schüler leicht gewachsen.

Dem Wachstumstrend der Grundschulen folgen auch die Mittelschulen im Landkreis. Mit einem Anstieg von etwa zwei Prozent verteilen sich die insgesamt 1693 Mittelschüler auf 89 Klassen. Damit gibt es eine Klasse mehr als im Vorjahr. Die durchschnittliche Anzahl an Schülern pro Klasse ist dadurch leicht gesunken - auf einen Mittelwert von 19.

Dass es immer mehr Schüler im Landkreis gibt, liegt vor allem am stetigen Zuzug. "Wir haben hier eine familienfreundliche Wohnungsbaupolitik und dadurch einen Zuwachs der Bevölkerung über alle Gemeinden im Landkreis hinweg", sagt Schulamtsleiterin Angela Sauter. Demnach bleiben die Schülerzahlen trotz demografischen Wandels seit Jahren stabil - und die Schulhäuser gut gefüllt.

Die meisten Klassen an Grund- und Mittelschulen zusammengenommen besitzen eine Klassenstärke zwischen 16 und 25 Schülern - insgesamt 254 Schulklassen. Lediglich in 33 Klassen sind 15 oder weniger Schüler. Solch kleine Klassen gäbe es vermehrt in Grundschulen, sagt Sauter. Allerdings gibt sie zu bedenken, dass es kein Segen sei, eine Klasse mit nur 13 Kindern zu füllen. "Die Kinder sind dadurch in einem viel größeren Maße gestresst." Auch wenn man die Schüler durchaus individuell besser fördern könne - je kleiner die Klasse, desto mehr Unterrichtsbeiträge müsse jeder einzelne Schüler leisten. "Eine idealtypische Klassengröße gibt es ohnehin nicht", meint Sauter. "Entscheidender als die Anzahl der Schüler in einer Klasse ist vielmehr die Lehrperson: Gestaltet sie den Unterricht so interaktiv und abwechslungsreich, dass sie dadurch das Interesse der Schüler gewinnt?"

An den Mittelschulen lässt sich bereits seit einigen Jahren ein Trend beobachten: Der sogenannte Mittlere-Reife-Zug, kurz M-Zug, wird immer beliebter. Auch für das kommende Schuljahr erwartet der stellvertretende Schulamtsleiter Wolfgang Michalke keinen Abbruch dieser Entwicklung. Der Schulabschluss wird bei dieser Variante nach dem zehnten Schuljahr absolviert und ist gleichwertig mit dem Abschluss der Mittleren Reife an Realschulen. Von den insgesamt acht Mittelschulen im Landkreis können sich die Jugendlichen an vier Schulen mit dem Übertritt zur siebten Klasse für den M-Zug entscheiden: in Ebersberg, Markt Schwaben, Vaterstetten und Poing.

Dass immer mehr Schüler den M-Zug wählen, liegt laut Michalke aber nicht nur an den steigenden Zuzugszahlen im Landkreis: "Generell haben wir an den Mittelschulen einen erhöhten Schülerzuwachs ab der Jahrgangsstufe sieben. Das sind zum Großteil Rückkehrer aus den Realschulen und Gymnasien." Und speziell Jugendliche aus dieser Schülergruppe entscheiden sich zumeist für den M-Zug." Mit dem Abschluss in der Tasche würde sich mehr als die Hälfte der Jugendlichen dann für die Fachoberschule anmelden, schätzt Michalke.

Zusätzlich bieten die Mittelschulen in Poing und Aßling eine weitere Alternative, um einen mittleren Bildungsabschluss zu erreichen: Nach erfolgreichem Abschluss der regulären neunten Klasse können die Schüler nach zweijährigem Besuch der Vorbereitungsklassen 1 und 2 dieselben Prüfungen ablegen, die von den Schülerinnen und Schülern auch am Ende der zehnten Klasse des M-Zugs absolviert werden.

An der Anni-Pickert Grund- und Mittelschule in Poing gibt es neben den zwei Vorbereitungsjahren von diesem Schuljahr eine weitere Besonderheit: eine bilinguale Klasse für Schulanfänger. Alle Schulfächer, bis auf das Fach Deutsch, unterrichtet eine Lehrkraft in englischer Sprache. Die bilinguale Klasse ist ein Schulversuch und beschränkt sich daher zunächst auf eine Klasse über den gesamten Zeitraum des Besuchs der Grundschule hinweg, also über vier Jahre. Die Universität Erlangen begleitet und evaluiert den Schulversuch hinsichtlich des methodisch-didaktischen Vorgehens, sagt Sauter.

Doch nicht nur für die Kinder und Jugendlichen beginnt nun wieder der Unterricht - auch 492 Lehrer müssen von Dienstag an wieder in die Klassenzimmer. Insgesamt werden sie 11 600 Unterrichtsstunden pro Woche halten. Damit sind die Klassen "budgetgerecht" ausgestattet, wie die Schulamtsleiterin sagt.

An 20 Schulen gibt es nach Schulschluss eine Mittagsbetreuung, an drei Schulen das Angebot einer offenen Ganztagsschule - darunter erstmals auch in Kirchseeon. Das Konzept der gebundenen Ganztagesschule bieten insgesamt acht Schulen im Landkreis an. Für die Kinder der Asylbewerber gibt es eigens sogenannte Übergangsklassen: Eine an der Mittelschule in Markt Schwaben (ganztags), zwei an der Mittelschule in Ebersberg und zwei an der Grundschule in Kirchseeon.

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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