Ebersberg/Markt Schwaben:Versteckte Hilfe

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Asyl-Helferkreise im Landkreis klagen seit Wochen über mangelnde Unterstützung. Es gibt allerdings diverse Stellen, wo überforderte Ehrenamtliche beraten und geschult werden

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg/Markt Schwaben

In den vergangenen Wochen und Monaten kamen zunehmend Beschwerden und Hilferufe von Helferkreisen im Landkreis. In Pliening, Poing und Markt Schwaben bemängelten die Ehrenamtlichen öffentlich die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt. Im Kern kritisierten sie, dass es zu wenig professionelle Unterstützung gebe, dass freiwillige Flüchtlingshelfer bei Schwierigkeiten meist zu Selbsthilfe gezwungen seien.

In Markt Schwaben und Zorneding gründeten die Asyl-Helferkreise in den vergangenen Wochen Workshops, wo erfahrene Sozialarbeiter und Psychologen ehrenamtlich Fortbildungen geben und Fragen beantworten. In Zorneding treffen sich die Helfer seit Kurzem immer am Wochenende im Martinstadl - es geht dann darum, wie man etwa einen Asylbewerber effektiv bei Behördengängen unterstützt. Und es sollen neue Freiwillige gefunden werden, zuletzt gingen die Helferzahlen im ganzen Landkreis zurück. Auch das "Helfercafé" im Markt Schwabener Rathaus ist seit seiner Gründung alle zwei Wochen bis auf den letzten Platz gefüllt, Menschen aus der ganzen Region kommen her, beim jüngsten Treffen reiste sogar ein Mann aus Landshut an. Eine Finsingerin aus dem Nachbarlandkreis Erding bat um Rat, wie mit suizidgefährdeten Flüchtlingen umzugehen sei.

Selbsthilfe ist für viele Helfer derzeit die probate Lösung. Rein formell wäre die Versorgung von Asylbewerbern bundesrechtlich durch das Asylbewerberleistungsgesetz geregelt, verantwortlich sind demnach die Landesregierungen und deren Landratsämter. Die Zuständigen im Ebersberger Landratsamt können einen Großteil der Arbeit aber nicht stemmen, erst recht keine Helferschulungen.

Professionelle Hilfsangebote gibt es jedoch von anderen Stellen, sowohl im Landkreis Ebersberg, als auch überregional - man muss nur wissen, wo man sie findet. Eine davon ist die Ebersberger Caritas, dort sind vier Sozialarbeiter auf Bitten des Landratsamts Vollzeit mit der Asyl-Beratung von Flüchtlingen beschäftigt. Den Großteil ihrer Arbeit zahlen Bund und Land, das Landratsamt übernimmt 15 Prozent der Kosten. "Wenn Helfer zu uns kommen und um Hilfe bitten, dann bekommen sie die auch", sagt Thomas Krahe, der den Markt Schwabener Helferkreis unterstützt und tagsüber im Grafinger Caritas-Büro sitzt. Vielen Helfern gebe er Telefon- und E-Mail-Beratung. "Unsere Kapazitäten haben natürlich Grenzen", so Krahe.

Zweite Anlaufstelle für Hilfesuchende im Landkreis ist das Ebersberger Kreisbildungswerk. Dort ist Martina Erfmann Ansprechpartnerin, wenn sich Helfer überfordert fühlen. Die Sozialpädagogin organisiert alle sechs Wochen kostenlose Schulungen für Helfer, zuletzt ging es in Zusammenarbeit mit der Caritas darum, wie man Asylbewerber auf die Anhörung beim Bundesamt vorbereitet. "Damit erreichen wir aber nur einen kleinen Teil der Helfer", sagt Erfmann.

Wer über die Landkreisgrenzen hinaus nach Hilfe sucht, landet schnell beim bayerischen Flüchtlingsrat mit Sitz in München. Dort werden regelmäßig Schulungen angeboten, die Mitarbeiter kommen in Schulen, Organisationen und zu Gruppen. "Unsere Vorträge und Schulungen stimmen wir auf die Interessen und Wünsche ab", heißt es auf der Webseite - besondere Verdienste hat sich der Flüchtlingsrat in der Rechtsberatung gemacht.

Ähnlich bekannt ist die Organisation "Pro Asyl" mit Sitz in Frankfurt am Main, wo jedes Jahr Tausende Anrufe und E-Mails von Flüchtlingen und Asylhelfern eingehen. "Wo immer es möglich ist, leisten unsere Berater konkrete Unterstützung", teilt Pro Asyl mit. Die "Deutsch-Uni Online" hat sich hingegen auf bayerische Ehrenamtliche spezialisiert, die Asylbewerbern Deutschkurse anbieten. Kursleiter erhalten dort kostenlos Schulungen und Online-Materialien. Es gibt Angebote, doch auch hier sind die Möglichkeiten begrenzt. "Wenn man sich von außerhalb an die Stellen in München wendet, muss man mit langen Wartezeiten rechnen", sagt Erfmann vom Ebersberger Kreisbildungswerk. Dort seien die Mitarbeiter bereits so schon überlastet. "Es gibt zu wenige Anlaufstellen im Landkreis", sagt Erfmann, nicht ausreichend, für die 15 Helferkreise und die etwa 1000 Flüchtlinge in Ebersberg.

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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