Ebersberg:Mal lyrisch, mal hart

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Mitreißender Drive: Jo Joung Deok an der e-Gitarre, Bassist Park Ji Woong und Schlagzeuger Choi Yoseph. (Foto: Christian Endt)

Wieder hat der Bassist Martin Zenker Jazz-Kammermusik aus Korea in den Landkreis gebracht

Von Claus Regnault, Ebersberg

Korea gehört längst zu den Heimatländern des Jazz. Zwei kammermusikalische Gruppen hat Weltmusiker Martin Zenker aus dem Jazzkorea Festival 2015 nach Ebersberg geholt, das Jo Joung Deok Trio und das Hyejin Quartett, letztere mit dem Drummer Kim Minchan, der schon beim Jazzfestival im Oktober dabei war, und zwei deutschen Jazzgrößen, Bernhard Pichl am Piano und Martin Zenker am Bass, als Begleiter der südkoreanischen Sängerin Hyejin. Wie schon bei der ersten durch Zenker vermittelten Begegnung mit südkoreanischem Jazz im Jahr 2013 war verblüffend, wie sehr und wie kundig sich diese Musiker in das aus ihrer eigenen Kultur fremde Idiom der Jazzmusik eingelebt haben.

Technisch perfekt zeigte sich im ersten Teil des Konzerts das jung besetzte Trio des Gitarristen Jo Joung Deok, bestehend aus dem Leader an der E-Gitarre, dem Bassisten Park Ji Woong, und dem Schlagzeuger Choi Yoseph, die mit mitreißendem Drive das Publikum im nicht voll besetzten Alten Kino zu umso größerer Begeisterung hinrissen. Ihr Programm, umrahmt von zwei Standards, so vor allem der bezwingenden Schlussnummer "Nicas Dream" von Horace Silver, brachte Eigenkompositionen des Leaders, in denen auch Koreanisches, vor allem in der unregelmäßigen Rhythmik anzuklingen schien, souverän gestaltet von seiner improvisatorischen Virtuosität und von dem sein Instrument sanft zärtlich schlagenden Yoseph. Er ist das lyrische Gegenbeispiel zu dem nach der Pause die Deutlichkeit und Härte eines geborenen Big Band-Schlagzeugers demonstrierenden Minchan, wie überhaupt die Schlagzeuger eine besonders begabte Gilde des koreanischen Jazz zu sein scheinen.

Nach der Pause brachte die Sängerin Hyejin eine Gesangsstimme, die sie sehr intonationssicher und in großer Variabilität zwischen zärtlich gehauchter Lyrik und rhythmisch präzise artikulierendem scat führen kann, und von der eine fast theatralische Wirkung ausgeht. Diese Stimme ist zwar nicht so groß wie die des erkennbaren Vorbilds Ella Fitzgerald, aber an improvisatorischem Einfallsreichtum diese erreichend, wenn nicht sogar übertreffend.

Sie hatte auch einige Standards im Programm, so das einleitende, geradezu stürmische Liebesangebot des "Love for Sale" und Balladen wie das ergreifende "When Sunny get's blue" und Cole Porters Evergreen "Night and Day". In einigen Nummern einfühlsam begleitet von dem fränkischen Starpianisten Bernhard Pichl und dem an seinem Bass fast dahinschmelzenden Martin Zenker. Hyejins Auftritt machte das Publikum zu ihren Fans, weil er ihm nahe brachte, dass die südkoreanische Gefühlswelt von der unseren gar nicht so sehr verschieden ist, vor allem in puncto Liebe.

© SZ vom 28.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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