Ebersberg:Mähen erlaubt, Schnüffeln verboten

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Zum Schutz von Bodenbrütern müssen Hunde am Egglburger See an die Leine. Bauern hingegen ist es nach Absprache erlaubt, ihre Wiesen zu mähen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Rund um den Egglburger See müssen zum Schutz der Natur Hunde bis Ende Juli an die Leine. Die Wiesen hingegen dürfen beackert werden, weil Landwirte besondere Rechte genießen.

Von Jessica Morof, Ebersberg

Wenn die Sonne endlich einmal scheint, zieht es viele Menschen in die Natur. Gerade Hundebesitzer freuen sich über sonnige Gassirunden in Wäldern und an den zahlreichen Weihern in der Region. Worüber sich die Spaziergänger allerdings nur wenig freuen, ist die Anleinpflicht für ihre vierbeinigen Freunde. Denn in der Zeit zwischen 15. März und 31. Juli dürfen Hunde in den offenen Niedermoorflächen wie am Egglburger See nur angeleint unterwegs sein, um Wildtiere und die Natur zu schützen. Eine Tatsache jedoch stört die Hundehalter indes besonders: Landwirte dürfen mit ihren großen Maschinen trotz der Tiere und Pflanzen unterwegs sein und die Wiesen am See mähen. Das Unverständnis ist groß. Dabei wird die Nutzung der Flächen - sowohl von Naturliebhabern als auch von Landwirten - vor allem von einer deutlichen Richtlinie geregelt.

Das Bayerische Naturschutzgesetz sieht vor, dass alle Teile der freien Natur für jeden Menschen frei zugänglich sein sollen. Das heißt: Spazierengehen ist grundsätzlich per Gesetz erlaubt. Jedoch ist dabei zu beachten, dass auch diese freien Flächen in der Regel nicht der Allgemeinheit gehören, sondern im Privatbesitz der Landwirte sind. Und die sind laut Johann Taschner von der Unteren Naturschutzbehörde in Ebersberg ohnehin nicht sehr glücklich darüber, die Grundstücke teilen zu müssen. Schließlich verdienen sie mit ihnen ihren Lebensunterhalt. "Die Menschen sollten sich also auch mal fragen: Wo bin ich hier überhaupt unterwegs?", betont Taschner deshalb.

Aus diesem Grund sieht das Naturschutzgesetz auch eine Einschränkungen der freien Nutzung vor: Landwirtschaftliche Flächen dürfen in der sogenannten Nutzzeit - also von Saat bis Ernte oder während des Wiesenwachstums - nicht einfach betreten werden. Spaziergänger oder die Hinterlassenschaften ihrer Hunde würden die Ernte schädigen. Laut der Unteren Naturschutzbehörde in Ebersberg gilt, dass Wiesen zwischen Mitte März und Mitte Oktober nicht betreten werden dürfen - eben auch nicht von den Hunden.

In schützenswerten Gebieten ist es den Vierbeinern zudem untersagt, frei herumzulaufen, da sie Wiesen- und Feldtiere dort aufschrecken und im schlimmsten Fall vertreiben könnten. Dazu zählen unter anderem die Bodenbrüter, die in der Zeit von Mitte März bis Ende Juli ihre Nester am Egglburger See pflegen. Bereits seit 2013 besteht deshalb in diesen Monaten in den offenen Niedermoorflächen - am Egglburger See, im Brucker Moos, im Atteltal, im Doblbachtal und bei den Gutterstätter Streuwiesen - die Anleinpflicht für Hunde. "Die Verordnung ist auch dafür gedacht, die Hundehalter ein bisschen zu sensibilisieren", erklärt Taschner. Sicherlich sei ein Großteil sehr diszipliniert und würde seine Begleiter nicht einfach herumrennen lassen. Aber es gebe eben auch diejenigen, die weniger rücksichtsvoll seien und ihre Hunde nicht im Blick hätten. "Respektlosigkeit gegenüber anderen" nennt Taschner das.

Am Egglburger See gibt es laut der Behörde zwei Schutzstatus: Der See selbst und das unmittelbare Ufer zählen als Naturschutzgebiet. Landwirtschaftlich ist dieser Bereich ohnehin nicht relevant. Die Wiesen, die daran angrenzen, sind jedoch Nutzflächen und unterliegen dem Landschaftsschutz. Die Bauern schließen dort Bewirtschaftungsverträge mit der Naturschutzbehörde ab, in denen genau geregelt ist, wann gemäht werden darf. "Das funktioniert in der Regel sehr gut", sagt Taschner. Und die Wiesen, die sehr intensiv genutzt werden, also bis zu sechs Mal im Jahr gemäht werden, seien wiederum für die Brüter oder für seltene Wildblumen nicht interessant. Klar ist laut Taschner jedoch auch, dass selbst die Flächen, in denen sich die Vögel aufhalten, ab und dann bewirtschaftet werden müssen. "Sonst wird irgendwann alles zu Wald."

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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