Ebersberg:Längere Hilfe für Langzeitarbeitslose

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Der Sozialausschuss des Kreistages bewilligt weitere Mittel für das Jobcafé der Arbeitsagentur

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Arbeitslosigkeit scheint im Landkreis derzeit kein Problem zu sein, zumindest statistisch betrachtet. Gerade einmal 2,3 Prozent betrug die offizielle Arbeitslosenquote im September, gleichzeitig suchten Firmen im Landkreis 960 neue Mitarbeiter. Doch nicht alle profitieren von dieser Entwicklung, für manche ist der Wiedereinstieg in den Beruf mit großen Schwierigkeiten verbunden, besonders betroffen sind Personen, die schon lange arbeitslos sind. An diese richtet sich das im Sommer vorigen Jahres geschaffene Angebot Jobcafé, das auch der Landkreis finanziell unterstützt. Nun hat der zuständige Ausschuss des Kreistages beschlossen, diese Unterstützung bis Ende Juni 2018 zu verlängern.

Das Jobcafé ist eine zunächst für zwei Jahre ins Leben gerufene gemeinsame Einrichtung der Agentur für Arbeit, des Jobcenters und des Landkreises - und offenbar eine sehr erfolgreiche, wie Hermann Schmidbartl, der Geschäftsführer des Jobcenters, im Ausschuss vorstellte. Als das Angebot im vergangenen Juli startete, hofften die Beteiligten, dass man binnen eines Jahres 30 Langzeitarbeitslosen eine neue Stelle vermitteln könnte. Tatsächlich sei es sogar gelungen, 55 Personen wieder ins Berufsleben zu bringen.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Arbeitsvermittlungen, setzt man beim Jobcafé weniger auf das Schlüssel-Schloss-Prinzip - also welche Stelle kommt für den Bewerber in Frage - sondern vor allem auf persönliche Beratung und Unterstützung. Viele der Kunden hätten Schwierigkeiten, sich in einem regulären Verfahren zu bewerben, so Schmidbartl, der Terminus hier lautet "arbeitsmarktfern". Das Angebot für diese Bewerber umfasst natürlich alles, was andere Stellenvermittlungen auch tun, also etwa Hilfe bei der Suche nach geeigneten Angeboten, Tipps für Bewerbungsschreiben oder für ein Vorstellungsgespräch. Darüber hinaus gibt es aber auch Unterstützung beim "Wiederaufbau einer Tagesstruktur", Coaching zu Verhaltenskodex und Erscheinungsbild oder auch Kurse und Workshops zu gängigen PC-Anwendungen und anderen nötigen Fähigkeiten für das Berufsleben. Eine Begleitung und Nachbetreuung gibt es ebenfalls, so können sich die Kunden nach Antritt des neuen Jobs weiter Tipps holen, damit sie ihren Arbeitsplatz auch behalten.

Die Summe, die der Landkreis nun investiert, ist vergleichsweise überschaubar, für das zusätzliche Jahr sind es 35 000 Euro, das entspricht einem Viertel der Gesamtkosten von 140 000 Euro. Ein weiteres Viertel der Kosten trägt das Jobcenter, die Hälfte der Summe übernimmt die Agentur für Arbeit. Höher als die Kosten sind aber die erwarteten Einsparungen. Denn der Landkreis ist für die sogenannten "Kosten der Unterkunft" für Hartz IV-Empfängern zuständig, der Satz beträgt hier 400 Euro pro Monat. Dadurch, dass im Verlauf des ersten Jahres des Bestehens des Jobcafés 55 Personen vermittelt werden konnten, hat sich laut Schmidbartl der Landkreis etwa 132 000 Euro an Wohngeld gespart. Und diese Einsparungen könnten in den kommenden Monaten sogar noch deutlich steigen, erwartet Schmidbartl. Denn das Jobcafé habe durchaus Potenzial: Neben den 55 Personen, die bereits eine neue Arbeit gefunden haben, nähmen derzeit 239 Kunden die Angebote des Jobcafés wahr. Diese machten auch gute Fortschritte, so der Jobcenter-Chef, einige stünden kurz davor, eine Arbeit aufzunehmen.

Ohne Gegenstimmen wurde die Verlängerung des Zuschusses für das Jobcafé vom Ausschuss bewilligt, eine weitere ist nicht möglich. Denn spätestens für den Zeitraum ab Juli 2018 muss das Angebot neu ausgeschrieben werden. Allerdings rechnet man im Jobcenter bis dahin mit einer Entspannung, voraussichtlich vom August kommenden Jahres an sollen die finanziellen Mittel für die berufliche Integration von Landzeitarbeitslosen angehoben werden.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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