Ebersberg:Kröten in Gefahr

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Vergangenes Jahr war der Kindergarten St. Georg in Zorneding im Einsatz für die Kröten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit den milden Temperaturen beginnt die Amphibienwanderung

Im Landkreis Ebersberg gibt es immer weniger Frösche, Molche und Kröten. Das bestätigen Zahlen, die Jochen Carl, Mitglied im Naturschutzbeirat des Landkreises und des Bund Naturschutz seit Jahren an unterschiedlichen Amphibien-Querungsstellen sammelt und auswertet. In diesen Tagen ist es wieder soweit und Kröte und Co. machen sich auf den Weg aus ihren Winterquartieren zu einem Laichgewässer und in ihr Sommerquartier. Bevor sie losziehen, errichten Mitarbeiter des Straßenbauamts an den Kreisstraßen, verschiedene Helfer an den Gemeindestraßen sowie an einigen Straßen Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt sogenannte Krötenzäune und bringen die Amphibien dann sicher über die Straße. "Trotzdem sterben jährlich zahlreiche Amphibien auf den Straßen im Landkreis. Auch die Straßen selbst wirken als Barriere für Amphibien und andere bodenbewohnende Kleintiere. Bordsteinkanten stellen zusätzliche Hindernisse dar und Gullys sowie andere Straßenentwässerungsanlagen sind oft tödliche Fallen", so Martina Lietsch von der Unteren Naturschutzbehörde zu einigen Ursachen für das Sterben dieser Arten.

Dazu komme, dass die durch den Klimawandel spürbar veränderten Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse die Lebensräume der Tiere bedrohten und deren Lebensweise beeinträchtigten. "Gleichzeitig verschwinden immer mehr Lebensräume zum Beispiel durch Bebauung, Waldrodungen und intensive Landnutzung", berichtet Lietsch.

Wie die Naturschutz-Fachfrau weiter informiert, macht der intensive Einsatz von Pestiziden, Mineraldünger und Gülle in der Landwirtschaft den Amphibien schwer zu schaffen, sowie auch die Verschmutzung der Umwelt durch Chemikalien. Die Tiere nehmen bei ihren Wanderungen die für sie schädlichen Stoffe über ihre empfindliche Haut auf. "Als wäre das alles noch nicht genug, sprechen Forscher nun von einem neuartigen Amphibiensterben. Ein Chytridpilz, der ihre Haut angreift, bedroht die weltweiten Amphibienbestände. Auch in Deutschland wurde der Pilz inzwischen nachgewiesen", informiert Lietsch weiter.

Gerade wegen ihrer durchlässigen Haut sind Amphibien sensible Bioindikatoren für die Qualität ihrer Umwelt. Frösche und Kröten sind ein wichtiges Glied in der Nahrungskette und spielen eine bedeutende Rolle in der Kontrolle von Insektenpopulationen, als Kaulquappen regulieren sie auch das Wachstum von Algen. Froschlurche bekämpfen, ohne Kosten zu verursachen, auf ökologische Weise Schadinsekten in Wäldern und Gärten. "Die Untere Naturschutzbehörde und zahlreiche engagierte Naturschützer im Landkreis versuchen dem Trend des Artensterbens gegenzulenken, errichten jedes Jahr aufs Neue die Schutzzäune und legen Ersatz-Tümpel an. Aber eine Trendwende ist nicht in Sicht. Von den knapp zwei Dutzend heimischen Amphibienarten steht mehr als die Hälfte auf der Roten Liste. Amphibienschutz muss darauf abzielen, Populationen von Amphibien vor dem Erlöschen, im Extremfall Arten vor dem Aussterben zu bewahren", so der Appell der Naturschützerin.

© SZ vom 12.03.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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