Ebersberg:Kreis will sich neue Baustelle sparen

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Statt Pläne für eine Aufstockung des Landratsamts weiterzuverfolgen, wird nun über den Kauf des nahe gelegenen Sparkassengebäudes verhandelt

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Mitarbeiter des Landratsamts hätten mit Sicherheit nichts gegen diesen Deal: Sie blieben von weiteren Jahren voller Baulärm und Staub verschont, einige von ihnen könnten statt dessen in schöne, moderne, verkehrsgünstig gelegene Büros einziehen. Zwar muss der Kreistag in seiner Oktobersitzung noch eine endgültige Entscheidung treffen, die Chancen stehen aber gut, dass der Kreis das Sparkassengebäude am Sparkassenplatz kauft und damit seine Platzprobleme bis auf weiteres lösen kann. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) spricht sich jedenfalls dafür aus: "Das Landratsamt unseres sehr dynamisch wachsenden Landkreises hätte damit eine echte und sehr geeignete Zukunftsperspektive und das Ganze in großer räumlicher Nähe - eine glückliche Fügung."

Denn das Stammhaus des Landratsamts ist zwar gerade erst in mehreren Bauphasen über Jahre hinweg saniert worden, doch seit langem haben hier nicht alle Mitarbeiter der Behörde Platz. Büros in mehreren anderen Gebäuden mussten angemietet werden, so hat sich das Landratsamt inzwischen auf das frühere Postgebäude gegenüber und das Barmer-Gebäude nebenan ausgebreitet. Außerdem hat die Behörde an der Ebersberger Realschule einen früher für Ausweichklassenzimmer genutzten Holzpavillon umbauen lassen, auch hier wurden Büros eingerichtet. Insgesamt kosten die Anmietungen laut Niedergesäß immerhin rund 200 000 Euro jährlich.

Eine Dauerlösung sollte dieses Puzzle aber nicht sein, das ist im vergangenen Jahr deutlich geworden: Seitdem gibt es Pläne, den Nordtrakt des Landratsamts aufzustocken. In drei zusätzlichen Geschossen über dem Parkdeck könnten Büros für 60 Mitarbeiter entstehen, eine erste Grobplanung dafür wurde im März vorgelegt. Laut aktuellen Kostenschätzungen würde das Unterfangen mit sechs Millionen Euro zu Buche schlagen. Eigentlich sollte der Kreistag bei seinen Haushaltsberatungen im Herbst entscheiden, ob und wann das Projekt umgesetzt wird - statt dessen wird es aber wohl nun um den Ankauf des Sparkassengebäudes gehen, denn eine Aufstockung des Landratsamtsgebäude wäre in diesem Fall kein Thema mehr.

Um die Zukunft des Sparkassengebäudes hatte es schon länger Spekulationen gegeben, denn die Kreissparkasse hat keine Verwendung mehr für die repräsentativen Räume. Hintergrund ist unter anderem die Zunahme des Internetbankings. Auch nach der Fusion mit den Kreissparkassen München und Starnberg wurde das Personal reduziert. Die Mitarbeiter sollen künftig alle Platz in dem Gebäude in der Altstadtpassage finden, für dessen Sanierung und Vergrößerung allerdings noch eine Weile benötigt wird - bisher steht nicht viel mehr als das alte Betonskelett.

Der Kreis hat auch in der Vergangenheit bereits Interesse am Sparkassengebäude gezeigt: Vor einem Jahr hatte Landrat Robert Niedergesäß in Erwägung gezogen, es für die Unterbringung von Flüchtlingen anzumieten. Jetzt gibt es dafür andere Ideen: "Gerade für die Kfz-Zulassungsstelle und das geplante Bürgerservice-Büro wäre die bisherige Schalterhalle der Sparkasse eine sehr geeignete Fläche. Auch könnten durch den Erwerb des Gebäudes der vielseitig nutzbare Sparkassensaal und diverse Schulungsräume für die Öffentlichkeit und zum Beispiel auch für Vereine und Organisationen dauerhaft gesichert werden. Noch freie Raumkapazitäten in den dann zwei Liegenschaften des Landkreises könnten an geeignete Partner vermietet werden." Das 25 Jahre alte Gebäude sei gut im Schuss, viel umbauen müsse man ebenfalls nicht.

Der Vorstand der Kreissparkasse hat bereits signalisiert, dass er am liebsten an den Landkreis verkaufen würde. Auch der Kreis- und Strategieausschuss hat laut Niedergesäß bereits im Juli in nichtöffentlicher Sitzung die Ermächtigung erteilt, Verhandlungen zu führen und einen Kaufvertrag vorzubereiten.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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