Ebersberg:Knapp vorbei an der Hiobsbotschaft

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Die evangelische Gemeinde Ebersberg-Kirchseeon kann alle ihre Standorte erhalten - wenn in den kommenden Jahren weiter gespart wird

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Derzeit wird auf dem Immobilienmarkt ja so gut wie alles angeboten - evangelische Kirchen und Gemeindehäuser werden im Landkreis aber auch künftig nicht dabei sein. Noch vor einem halben Jahr schien dies möglich, da hatte man bei der Kirchengemeinde Ebersberg und Kirchseeon nicht ausgeschlossen, dass man einen der beiden Standorte aufgeben müsse. Hintergrund waren erhebliche finanzielle Probleme durch den Bau des neuen Gemeindezentrums in Kirchseeon. Auch wenn diese weiterhin drückend sind, scheint das Schlimmste abgewendet, beide Gemeindezentren sollen erhalten werden.

Diese gute Nachricht konnten Pfarrer Edzard Everts, seine Kollegin Renate Zorn-Traving und Bernd Krüger vom Kirchenvorstand nun auf der Gemeindeversammlung verkünden. Noch im März habe es durchaus ernsthafte Überlegungen gegeben, die finanziellen Probleme der Gemeinde durch einen "Befreiungsschlag" zu lösen, sagte Zorn-Traving, "wie auch immer der aussehen sollte." Konkret gab es die Idee, sich von einem oder mehreren Gebäuden zu trennen um so die Doppelstrukturen in der Gemeinde mit je einem Zentrum in Kirchseeon und Ebersberg zu beenden und dadurch Geld einzusparen. Dies sei aber schon aus ganz praktischen Gründen unmöglich, so Zorn-Traving weiter: "Der Denkmalschutz und das Urheberrecht machen es unmöglich, dass wir uns von einem der Gebäude trennen".

Was auch aufgrund der verbesserten finanziellen Lage akut nicht mehr nötig ist, wie Everts in seinem Bericht zum Haushalt erklärte. Demnach konnten die Schulden im vergangenen Jahr um 80 000 Euro auf jetzt noch 176 000 Euro reduziert werden. Dies gelang sowohl dank der Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder, die 23 000 Euro beisteuerten, wie auch durch einen Zuschuss der politischen Gemeinde Kirchseeon in Höhe von 42 000 Euro. Außerdem konnten im Haushalt noch 20 000 Euro eingespart werden.

Dies sei aber noch lange nicht genug, so Everts weiter, nach wie vor gebe es das Problem des strukturellen Defizits: Die Budgets seien derart auf Kante genäht, "dass wir immer ein Wunder zur Hand haben müssten, wenn etwas passiert". Deutlich wurde das zuletzt beim Bau des Kirchseeoner Gemeindezentrums, wo ein für die Bauwirtschaft vergleichsweise geringes Defizit von 250 000 Euro die Kirchengemeinde 2014 an den Rand der Pleite gebracht hatte. Der außerplanmäßige Kredit "hat uns sehr zu Schaffen gemacht". Inzwischen konnte man die Zinslast durch eine Umschuldung zumindest etwas reduzieren - dafür ist die Laufzeit nun deutlich länger. Ebenfalls weiter eine Herausforderung bleibt der Unterhalt der Gebäude. Eigentlich solle man jedes Jahr 40 000 Euro für Sanierungen und Reparaturen zurückstellen, so Everts, also doppelt so viel, wie man im jüngsten Haushalt einsparen konnte.

Für die Zukunft will man sich mit vielen kleinen Schritten sanieren. Oder wie es Kirchenvorstand Krüger formulierte: "Wer einen Elefanten essen will, muss ihn zuerst in Scheiben schneiden." Die größte Scheibe wird auch künftig das Sparen bleiben, eine Botschaft, die laut Everts auch bereits angekommen ist und angenommen wird. Es gebe eine gute Haushaltsdisziplin in der Gemeinde, er dankte ausdrücklich allen "die sich bei jeder Ausgabe überlegen, ob es das braucht" und allen, die ihre Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung stellen.

Neben Sparen will man aber auch neue Einnahmequellen erschließen. So soll künftig Werbung im Gemeindebrief verkauft werden, auch die Vermietung ihrer Gebäude will die Gemeinde intensivieren - und natürlich weiter um Spenden werben. Wenn möglich aber nicht für den Bauunterhalt, meinte Everts: "Ich sammle lieber Spenden für Sachen, die wir tun, als für die neue Heizung."

© SZ vom 01.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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