Ebersberg:Kinder heimlich fotografiert

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60-jähriger Schul-Hausmeister wird zu Geldstrafe verurteilt

Von Max nahrhaft, Ebersberg

- Eigentlich sollte man wissen, dass es verboten ist, Fotos von Kindern in Unterwäsche zu machen? Einem 60-jährigen Mann portugiesischer Herkunft, der sich nun wegen Filmens und Fotografierens vor dem Ebersberger Amtsgericht verantworten musste, will sich dessen jedoch nicht bewusst gewesen sein. Der Mann wurde beschuldigt, in mehreren Fällen Fotos und Videos von Kindern ohne deren Zustimmung gemacht zu haben. Die Möglichkeit dazu hatte er während seiner ehemaligen Anstellung als Reinigungskraft an einem Gymnasium im Westen des Landkreises. Dort hat er Mädchen im Alter von sieben und acht Jahren auf dem Weg zur Toilette gefilmt und Aufnahmen von vier achtjährigen Jungen in der Umkleidekabine gemacht, von denen zwei nur in Unterhose bekleidet waren. Außerdem fotografierte er einen anderen Jungen, der noch mit geschlossener Hose vor dem Pissoir stand.

Da der Mann kein Deutsch spricht, obwohl er seit über 20 Jahren in Deutschland lebt, verständigte er sich über einen Dritten, der seine Aussagen übersetzte: "Ich gebe zwar zu, dass ich das getan habe. Ich hatte dabei aber keinen Hintergedanken und wollte nur spielen mit den Kindern." Er gestand, die beiden Videos mit seinem Handy gemacht zu haben, wies die Vorwürfe wegen des Fotos auf der Jungentoilette aber von sich. "Die Kinder lügen, ich verstehe das nicht. Ich war auch nur deswegen im Raum, um ihnen zu sagen, dass sie die Klos sauber lassen sollen", sagte der Angeklagte. Die Richterin verzichtete darauf, die Kinder als Zeugen vorzuladen, um ihnen die Aussage vor Gericht nicht zumuten zu müssen. Die Fakten sprachen trotzdem gegen den Mann, da auch einige Zeugen die Vorfälle bestätigten und entsprechende Dateien auf seinem Handy sichergestellt wurden.

Kinder sind besonders schutzbedürftig, vor allem dann, wenn Aufnahmen in einem höchstpersönlichem Lebensbereich, wie einer Umkleidekabine oder einer Toilette, gemacht werden. Dies, so beteuerte der Angeklagte, sei ihm nicht klar gewesen, weshalb er sich vor Gericht eher als Opfer darstellte, der nichts falsch gemacht habe. "Ich habe die Kinder schon öfters fotografiert und ihnen dann die Bilder gezeigt. Aber niemand, weder die Lehrer noch der Hausmeister, hat mir gesagt, dass das verboten ist", ließ der Portugiese seine Aussage übersetzen. Darüber hinaus gab er an, früher immer auf die Kinder seiner Nachbarn aufgepasst zu haben, ohne dass es Probleme gegeben hätte. Auch habe er keine einschlägigen Vorstrafen. Auf Unverständnis bei Richterin und Staatsanwaltschaft stieß er dennoch, da vorausgesetzt werden könne, das jemand, der seit 20 Jahren hier lebe, wissen sollte, was erlaubt ist und was nicht.

Bei dem 60-Jährigen kam dies jedoch nicht an. "Bis heute hatte ich immer ein offenes Herz für Kinder, doch das hat mich traumatisiert. Mein Leben ist zerstört." Einsicht, dass er auch das Leben der Kinder beeinträchtigt hat, zeigte er jedoch nicht. Allerdings hatte er sich bei deren Eltern entschuldigt.

Die Richterin verurteilte den Mann zu einer Geldstrafe von 2000 Euro. Für den Angeklagten eine hohe Summe, denn es ist das Zweieinhalbfache seines Arbeitslosengeldes. Das Urteil ist nicht die einzige Strafe. Nachdem die Vorfälle bekannt geworden waren, wurde der Portugiese als Hausmeister fristlos entlassen. Seitdem ist er ohne Arbeit.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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